
Am Wochenende sorgte eine Falschnachricht auf WhatsApp über angebliche Vergewaltigungen für Aufregung in Schweinfurt. Konkret ging es in der Nachricht, die der Redaktion vorliegt, um eine angebliche Gruppenvergewaltigung in der Toilette am Roßmarkt sowie eine angebliche Vergewaltigung im Parkhaus der Kunsthalle.
Das Polizeipräsidium Unterfranken stellte daraufhin klar: Diese Vorfälle seien der Polizei "in dieser Darstellung zu keiner Zeit" bekannt geworden. Weiter heißt es von Seiten der Polizei, man bitte "eindringlich, diese und ähnliche Falschnachrichten nicht zu teilen".
In der Nachricht wird auf ein Treffen am Donnerstag, 16. Januar, verwiesen, bei dem die angeblichen Vorfälle zur Sprache gekommen sein sollen. Die Stadt bestätigt auf Nachfrage: "Die Veranstaltung letzte Woche war ein Austausch zwischen Polizei, Stadt und Einzelhändlern zum Thema Sicherheit." Es handelte sich nach Informationen der Redaktion um das sogenannte "Forum Sicherheit", zu dem Oberbürgermeister Sebastian Remlé (CSU) auf Initiative des Handelsverbandes und der Werbegemeinschaft "Schweinfurt erleben" eingeladen hatte.
Knapp 20 Teilnehmende tauschten sich zum Thema Sicherheit in der Innenstadt aus
Seitens der Stadt seien Oberbürgermeister Sebastian Remelé, Sicherheitsreferent Jan von Lackum und Mitarbeiter der Ordnungsverwaltung anwesend gewesen, so die Stadt. Darüber hinaus waren der Leiter der Polizeiinspektion Schweinfurt, Markus Hack, sowie sein Stellvertreter und etwa ein Dutzend Schweinfurter Geschäftsleute vor Ort; außerdem der Vorsitzende der Werbegemeinschaft, Holger Laschka, und der Kreisvorsitzende des Handelsverbandes, Axel Schöll.
Der Kontext war, dass es in den vergangenen Monaten immer wieder Probleme mit Kriminalität am Georg-Wichtermann-Platz, am Roßmarkt sowie im Theaterpark gegeben hatte, aus denen sich auch teilweise eine Verunsicherung in der Bevölkerung ergeben hat.
Die angebliche Gruppenvergewaltigung sei von einer Teilnehmerin des Treffens angesprochen worden, bestätigen auf Nachfrage der Redaktion Holger Laschka und Axel Schöll. Unklar ist gleichwohl, wie Inhalte des Gesprächs und vor allem die Falschbehauptungen ihren Weg in die besagte WhatsApp-Nachricht fanden, die offenbar über einen größeren Verteiler am Wochenende relativ viele Menschen in der Stadt erreichte. Der Redaktion liegen Hinweise vor, dass die Originalnachricht aus einem AfD-nahen Milieu sein könnte.
Das Thema landete im Übrigen auch auf der bekannten Internetseite "Mimikama" des Vereins zur Aufklärung über Internetmissbrauch, das seit mehr als zehn Jahren Faktenchecks durchführt und sich auch des Schweinfurter Themas annahm und klarstellte, dass es sich um Falschnachrichten handelte.
Polizei sieht sich "der Genauigkeit unserer Aussage verpflichtet"
Dass die Dienststellenleitung der Polizeiinspektion Schweinfurt bei dem Treffen im Rathaus anwesend war, bestätigt Polizei-Pressesprecher Denis Stegner. "In diesem Rahmen wurden auf Nachfrage primär die Voraussetzungen der polizeilichen Berichterstattung und ihre Schranken, insbesondere im Falle von mutmaßlichen Sexualdelikten in Schweinfurt, thematisiert."
Warum die angeblichen Vergewaltigungen nicht sofort ausdrücklich dementiert wurden? "Die Bestätigung oder Dementierung eines entsprechenden Geschehens, das insofern im Rahmen des Gesprächs weder räumlich, zeitlich noch inhaltlich näher bekannt ist, wäre zum einen weder professionell noch statthaft", schreibt Stegner und verweist auch auf den Opferschutz und ermittlungstaktische Erwägungen.
Wegen anhängiger Ermittlungen bei der Kriminalpolizeiinspektion Schweinfurt habe der "aktuelle und valide Ermittlungsstand" den beiden anwesenden Beamten nicht vorliegen können, so der Polizeisprecher. Man sehe sich als Polizei im "besonderen Maße der Genauigkeit unserer Aussage verpflichtet".