
Regelmäßig stehen für Robert Mock, Geschäftsführer und Mitbegründer der Firma InnoSenT, dem Weltmarktführer für Radar- und Sensortechnologie, Reisen ins europäische Ausland, die USA oder Asien auf dem Terminkalender. "Es gibt Dinge, die kann man online regeln, und es gibt Dinge, da braucht es einfach das persönliche Gespräch", erklärt der 49-Jährige. Das gilt auch für den Besuch dieser Redaktion am Firmensitz im Gewerbegebiet der kleinen Gemeinde Donnersdorf (Lkr. Schweinfurt) eine Viertelstunde südöstlich von Schweinfurt. Ein Einblick in die fortschreitende Automatisierung, den Fachkräftemangel und einen entscheidenden Standortnachteil des kleinen Unternehmens.
Robert Mock: Puh, schwer. Die Antwort müsste wohl lauten: Überall und nirgends. Sie kommen auf jeden Fall fast täglich mit unserer Technologie in Berührung. Wenn Sie jetzt herausgehen und die Tür öffnet sich automatisch, das ist so ein klassisches Beispiel für die von uns entwickelte Sensortechnologie. Solche Türöffner sind mannigfaltig verbaut, die finden Sie überall. Unseren Namen werden Sie jedoch nicht finden, da unsere Produkte bei unseren Kunden immer in ein größeres Ganzes integriert werden und wir so für den Endverbraucher nicht transparent werden.
Mock: Ich habe keinerlei Problem damit, dass unser Firmenname für den Endverbraucher nicht ersichtlich ist.
Mock: Als wir angefangen haben – nächstes Jahr wird das Unternehmen 25 Jahre alt – da war tatsächlich viel manuelle Arbeit bei der Herstellung der Produkte notwendig. Auch deshalb, weil es zu diesem Zeitpunkt noch keine geeigneten Automatisierungslösungen gab. Das hat sich jetzt gewandelt. Für uns heißt das konkret, dass wir in den letzten zehn Jahren – obwohl wir den Umsatz gesteigert haben und auch deutlich mehr produzieren – im Werker-Bereich die Anzahl der Mitarbeiter reduziert haben.
Mock: Jein. Die Mitarbeiterzahl ist in Summa zwar trotzdem leicht gestiegen, aber es sind viele hoch qualifizierte Arbeitsplätze hinzugekommen – etwa im prüftechnischen und Software-Bereich. Es verschiebt sich einfach. Sie haben nicht mehr die Tätigkeiten, wo Sie tagelang immer wieder denselben Handgriff machen. So etwas gibt es nicht mehr. So etwas wird typischerweise automatisiert.
Mock: Das ganz sicher nicht. Ich gehe stark davon aus, wenn Sie in Deutschland fertigen wollen – und dass das so bleibt, ist unser klares Ziel – dass man da gerade bezüglich Automatisierung einen hohen Grad erreichen muss, sonst rechnet sich das nicht.

Mock: Wir haben intern viele Weiterbildungsprogramme und wir versuchen das schon immer, weil das die einfachste Art ist, Fachkräfte zu generieren, wenn Sie die aus ihrem eigenen Bestand weiterentwickeln. Wenn das funktioniert, dann machen wir das natürlich, aber irgendwo gibt es da auch Grenzen. Sie nehmen da nicht jeden mit. Zum einen braucht es dafür die Bereitschaft, aber auch das Potenzial. Aber es gibt viele, die bei uns "gewachsen" sind und im Unternehmen sozusagen Karriere gemacht und neue Aufgaben übernommen haben – teilweise auch als Quereinsteiger.
Mock: Nein. Das ist im Moment nicht einfach. Offene Stellen bleiben lange unbesetzt. Es dauert wesentlich länger, Personal zu akquirieren, und wir begegnen dem daher seit ein paar Jahren, indem wir nochmal stärker ausbilden. Aber die Menge, die wir bräuchten, das sehe ich auf Jahre hinaus kritisch, dass wir die kriegen, weil sie auf dem Arbeitsmarkt auch überhaupt nicht vorhanden sind.
Mock: Ja, die Frage stellen wir uns immer mal wieder. Aber ich habe auch viele Mitarbeiter von weiter her: Bamberg, Nürnberger Raum, Würzburg. Das sind jetzt nicht die Top-Metropolen, aber auch nicht super ländlich (lacht). Aber ich glaube, das ist gar nicht das Problem. Das Problem ist generell, dass es einfach zu wenig Fachkräfte gibt und auch die Menge nicht nachkommt, die die Unternehmen theoretisch bräuchten. Das Problem haben deshalb alle gleichermaßen. Erschwerend kommt hinzu, dass man versucht, sich die guten Kräfte gegenseitig abzuwerben – so ist halt die Marktwirtschaft. Wenn Sie bei sich eine Lücke schließen, reißt das halt woanders eine auf, und den Letzten beißen dann die Hunde. Das sieht man in der Gastro-Branche, die dann teilweise überhaupt kein Personal mehr findet.
Mock: Das Gehalt muss immer passen, aber ich denke, das ist nie das ausschlaggebende Kriterium. Wichtig ist das, was Sie tun, was Sie verwirklichen können, auch ob Sie was bewegen können im Unternehmen – ob Sie gestalten können. Ich glaube, die Leute müssen auch begeistert sein von dem, was sie tun. Ich glaube nicht, dass für Geld alleine heute noch gearbeitet wird.
Mock: Nein. Gegründet haben wir die Firma in Geldersheim. Weil wir aber selbst eine Fertigung aufgebaut haben, brauchten wir Fläche und da hat sich Donnersdorf angeboten, weil das Industriegebiet hier neu erschlossen wurde und große Flächen verfügbar waren. Wir haben dann auch in drei Schritten hier dieses Gebäude gebaut – nicht sofort, sondern uns war wichtig, dass wir Expansionsfläche, also Möglichkeiten haben. Die Autobahnanbindung ist auch sehr günstig.

Mock: Man kann immer für und gegen einen Standort sein. Was uns hier wirklich weh tut, ist die Situation des öffentlichen Nahverkehrs. Jetzt soll es eine Initiative geben, mit einem Rufbus, der es möglich machen soll, öffentlichen Nahverkehr auch hier im ländlichen Bereich zu schaffen. Das ist wirklich wichtig. Gerade wenn man versucht, Leute aus anderen Ländern in die hiesige Arbeitswelt zu integrieren. Im Software-Engineering-Bereich haben wir etwa viele Inder. Die kommen, sind fachlich gut ausgebildet, wohnen typischerweise nicht hier in Donnersdorf, sondern in Bamberg oder Würzburg und haben manchmal noch keinen Führerschein. Die bräuchten natürlich idealerweise öffentlichen Nahverkehr, der auch geeignet ist. Ein Bus am Tag, der frühs nach Schweinfurt fährt und abends einmal zurückkommt, das reicht einfach nicht.
Mock: Unsere Stellenanzeigen gehen natürlich über die typischen Portale raus und wir haben mittlerweile auch einen Bekanntheitsgrad in der Branche, obwohl wir ein kleines Unternehmen sind. Und ja, es ist auch einfach so, dass Sie gerade im Engineering-Bereich 80 Prozent fremdsprachige Bewerbungen haben, weil es hier einfach ganz wenige Absolventen und Arbeitssuchende gibt.
Mock: Ja, das ist einfach so. Für mich gilt es auch immer, die Leute zu integrieren, damit sie auch hier bleiben. Den Zwei-Jahres-Job-Hopper suche ich nicht, dafür ist die Einarbeitung viel zu komplex. Die Leute müssen also gedanklich heimisch werden. Im Beruf kann man sich ruhig noch Englisch unterhalten, aber wenn die Kollegen dann wirklich heimisch werden wollen, ist natürlich auch die deutsche Sprache notwendig. Aber das klappt gut, wir haben jetzt wirklich welche, die schon komplett vernetzt sind und sich hier mit ihrer Familie seit vielen Jahren niedergelassen haben.
Mock: Ja, ich wohne seit 2003 im Donnersdorfer Ortsteil Traustadt. Da kommt man ohne Fahrzeug wirklich nicht aus. Aber ich habe große Hoffnung – und das wird auch kommen – dass autonomes Fahren vieles erleichtern wird. Quasi als individueller öffentlicher Nahverkehr. Weil im Endeffekt könnte dann jeder etwa per App ein Auto holen und sich einfach reinsetzen – wie ein Bus für die Privatperson. Ich habe selbst drei Kinder, daher weiß ich, wie viele Fahrten man als Eltern machen muss, wenn sie noch nicht alt genug sind, aber auch für Ältere, die nicht mehr fahren wollen oder können, wäre das ein riesiger Gewinn. Überhaupt wird das Thema autonomes Fahren die Branche komplett verändern.
Mock: Ja, natürlich. Unser Ziel ist es auch immer, dass wir aktiv gestalten. Was wir mit unseren Produkten und Dienstleistungen tun, das soll aktiv dazu beitragen, dass die Welt besser wird.