
Der Nahverkehrsplan von Stadt und Landkreis Schweinfurt hat eine wichtige Hürde genommen: Der Kreistag verabschiedete ihn einstimmig. Wenn auch der Schweinfurter Stadtrat voraussichtlich Ende September zustimmt, ist der Weg frei, um den Plan amtlich zu veröffentlichen. Dies ist Voraussetzung, damit die Buslinien, die – wie jetzt im Landkreis Schweinfurt auch – Privatunternehmen betreiben, ausgeschrieben werden können.
Obgleich das Konzept bereits mehrfach vorberaten worden war, fasste der Nahverkehrsbeauftragte Michael Graber die wichtigsten Elemente vor dem Keistag zusammen: Hauptziel ist der Beitritt zum Verkehrsverbund Mainfranken, was für die Nutzerinnen und Nutzer zur Folge hat, dass sie nur noch einen Fahrschein lösen müssen, wenn sie zum Beispiel von Oberlauringen nach Ochsenfurt fahren wollen – egal ob mit Bahn oder Bus. Für den Landkreis ist wesentlich, dass die Hauptlinien mindestens im Stundentakt fahren.
Elektrische Kleinbusse
Aber auch Orte in der Peripherie oder abseits der Buslinien sollen stundenweise ans Netz angebunden werden. Für sie wird ein so genannter Bedarfsverkehr eingerichtet: Man kann einen Kleinbus – idealerweise elektrisch betrieben – bestellen, der einen innerhalb einer vordefinierten Zone zum Ziel oder an die nächste Haltestelle einer Buslinie bringt. "Das ähnelt einem Taxiverkehr", sagte Graber. Für die meisten Kreisräte liegt genau in dieser Neuerung der größte Mehrwert des künftigen Nahverkehrs, wie die Diskussion zeigte. Er soll im August 2024 umgesetzt werden.
Einig waren sich alle Fraktionen, dass das neue Angebot stark beworben werden müsse, damit es die Bürgerinnen und Bürger annehmen. Ohne diese Bereitschaft könne das Konzept nicht funktionieren.
Etwa fünf Millionen Euro Subvention
Das neue Modell will sich der Landkreis einiges kosten lassen, nachdem sich im ÖPNV nicht alle Ausgaben durch Zuschüsse und Ticketerlöse decken lassen. Auf Drängen von Ulrich Werner (CSU) nannte Graber die Zahl von 4,4 bis 5,4 Millionen Euro, die der Landkreis künftig jährlich zuschießen muss. Im Vergleich mit den Kreisen Kitzingen und Würzburg liege man dazwischen, sagte er.
Friedel Heckenlauer (CSU) prognostizierte, dass die Kreisumlage, mit der die Gemeinden den Landkreis hauptsächlich finanzieren, deswegen um vier bis fünf Punkte angehoben werden müsse. Stefan Rottmann (SPD) forderte wie Heckenlauer eine stärkere Beteiligung des Bundes. Über diese Ausgaben hatte der Kreistag zuvor nichtöffentlich diskutiert; laut Graber sei dies deswegen hinter verschlossenen Türen geschehen, um möglichen Interessenten nicht die Kalkulationsgrundlagen des Landratsamts für die Ausschreibungen bekannt zu machen.

Fraktionschefin Gabriele Jakob (CSU) sprach von einer "politischen Zeitenwende für den Landkreis". Oliver Brust (Freie Wähler) äußerte sich überzeugt davon, dass mit diesem Konzept "der große Wurf" gelingen werde. Thomas Vizl (Grüne) sagte, dass die Region mit einem verbesserten ÖPNV ihren Standortvorteil erhöhe. Bernd Schuhmann (AfD) wies auf eine nötige Evaluierung nach einigen Jahren hin, insbesondere für die Kohlendioxidbilanz des ÖPNV.
Stefan Rottmann (SPD) bedauerte, dass die staatlichen Zuschüsse für den ÖPNV von 60 auf 30 Prozent gesunken seien. Allerdings stellte sich im Laufe der Diskussion heraus, dass dies nicht an staatlichen Kürzungen liege. Sondern es würden Festbeträge gezahlt, wie Graber sagte. Da der Topf von 94 Millionen Euro gleich groß geblieben ist, aber immer mehr daran partizipierten, verringere sich der Anteil für jeden, der mit Zuschüssen bedacht wird.
Dauerthema Steigerwaldbahn
Wie sollte es anders sein? Auch das Thema Steigerwaldbahn beschäftigte in diesem Zusammenhang den Kreistag. Auch wenn sich der Grüne Vizl für fahrerlose Busse aussprach ("Wenn sie sinnvoll eingesetzt werden.") , machte er sich erneut stark für den Erhalt der Schienenstränge auf der Bahnlinie Kitzingen-Schweinfurt. Gerhard Eck (CSU) appellierte eindringlich daran, sich mit der Schweinfurter Industrie zusammenzutun, um autonome Fahrzeuge wie den "Peoplemover" nach vorne zu bringen: "Wir könnten ein Pilotprojekt in Deutschland werden." Auch über 50 Kilometer seien solche Fahrzeuge einsetzbar.
Eck bezifferte den Kilometerpreis für den Ausbau der Schienenstrecke auf zwei Millionen Euro, während der Umbau der Trasse für autonom fahrende Busse inklusive eines Radwegs nur eine Million Euro koste. Diese Rechnung wies Thomas Vizl zurück: Es brauche belastbare Zahlen, bevor man sich mit diesem Thema intensiv auseinandersetze.
Wann überhaupt autonom fahrende Busse soweit sind, um sie einsetzen zu können, ist für den Nahverkehrsbeauftragten Graber noch unklar: "Wir wollen uns das aktiv anschauen." Aber auch das machte er auf Hinweis von Thorsten Wozniak (CSU) klar: Während der achtjährigen Laufzeit des Nahverkehrsplans, also bis 2032, sei ein Umstieg auf andere Beförderungsarten schwierig.
Auf seine Meinung danach bin ich gespannt.
"Der Lahme führt den Tauben, und der Blinde zeigt den Weg".
Mehr fällt mir zu "unserem ehemaligen Staatssekretär" nicht ein.