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Schweinfurt
Acht Skulpturen über die Schweinfurter Sagenwelt stehen in der Innenstadt: Was hat es damit auf sich?
Zahlreiche Sagen ranken sich um die Stadt Schweinfurt. Nun wurden einige davon kunstvoll verewigt. Eine Übersicht über die Skulpturen und dazugehörigen Sagen.
Diana Hense (links) und Mia Iff sind zwei von zwölf Schülerinnen und Schülern, die in diesem Jahr im Rahmen des P-Seminars des Walther-Rathenau-Gymnasiums Skulpturen zu Schweinfurter Sagen gestalteten. 
Foto: Torsten Leukert | Diana Hense (links) und Mia Iff sind zwei von zwölf Schülerinnen und Schülern, die in diesem Jahr im Rahmen des P-Seminars des Walther-Rathenau-Gymnasiums Skulpturen zu Schweinfurter Sagen gestalteten. 
Nicole Schmidt
 |  aktualisiert: 27.03.2024 02:58 Uhr

Sie sind rund 30 Zentimeter groß, wiegen mehrere Tonnen und sind in feiner Handarbeit entstanden: Acht Skulpturen, die Szenen aus Schweinfurter Sagen darstellen und an verschiedenen Standorten in der Innenstadt aufgestellt sind. Viele der Sagen handeln von Tieren, die Streiche spielen, aber auch die Schweinfurterinnen und Schweinfurter kommen vor, sagt Diana Hense. Gemeinsam mit Mitschülerin Mia Iff hat sie die künstlerische Leitung des diesjährigen P-Seminars am Walther-Rathenau-Gymnasium übernommen.

Die Herstellung der Skulpturen war komplex, erzählen die beiden. Zunächst zeichneten sie Skizzen, dann formten sie Tonfiguren, die von einem 3D-Drucker in Negativformen umgewandelt und anschließend mit Beton ausgegossen wurden. Das klappte nicht immer. Zwei Skulpturen (Der Schuh der Judith / Der Brunnen) sind beim Drucken gebrochen und werden voraussichtlich Mitte April in der Stadtgalerie und der Kunsthalle aufgestellt.

Die nachfolgenden Figuren können in rund 15 Minuten abgelaufen werden. Welche Sagen stecken dahinter? Was waren die größten Herausforderungen bei der Gestaltung?

1. Skulptur "Wassernix", Standort Schweinfurter Stadtgalerie:

Die Skulptur über die Sage der Wassernixe vom Schwarzen Loch wurde von Diana Hense gestaltet und steht in der Stadtgalerie. 
Foto: Torsten Leukert | Die Skulptur über die Sage der Wassernixe vom Schwarzen Loch wurde von Diana Hense gestaltet und steht in der Stadtgalerie. 

"In den Wehranlagen gibt es einen Teich, dieser hieß das schwarze Loch, und da soll eine Wassernixe gelebt haben. Er hatte drei Töchter, die zu spät von der Sennfelder Kirchweih nach Hause kamen und von ihm ermordet wurden", sagt Hense über die Sage ihrer Skulptur. Sie stellt den Schwanz der Wassernixe dar, die im Wasser verschwindet, erklärt sie.

Ihre ursprünglichen Ideen – ein Wasserschloss oder eine komplette Nixe – musste sie verwerfen, diese wären zu aufwendig geworden. Die größte Herausforderung bei ihrer Skulptur: Die Wasserspitzen, die wollte Hense etwas höher machen. "Doch beim Ausgießen des Betons wäre alles zerbröckelt, deshalb mussten wir die Figuren stark vereinfachen."

2. Skulptur "Schwein", Standort Schweinfurter Stadtgalerie:

Die Skulptur über das böse Schwein wurde von Katja Schneider gestaltet. Vor allem der Rücken sei eine Herausforderung gewesen. 
Foto: Torsten Leukert | Die Skulptur über das böse Schwein wurde von Katja Schneider gestaltet. Vor allem der Rücken sei eine Herausforderung gewesen. 

Das böse Schwein soll einem Kind am Marktplatz das Ohr abgebissen haben, dafür wurde es erhängt, schildert Hense. Da das Schwein aber das Wahrzeichen der Stadt war, hätten die Bürgerinnen und Bürger den Henker aus der Stadt gejagt. 

Wer genau hinschaut, der sieht einen Hocker unter der Skulptur. "Wir hatten das Problem, dass das Schwein eher wie ein Hundekörper aussah. Ein Schwein ist nicht schmal oder dünn, sondern alles hängt runter", sagt Iff. Und weiter: "Wir hatten nicht beachtet, dass die untere Form wellig ist, die Skulptur wäre dann zur Seite gekippt." Eine weitere Herausforderung sei der Rücken des Schweines gewesen, denn die Einkerbungen sollen die Skulptur realistischer wirken lassen.

3. Skulptur: "Die Auferstandene Frau", Standort Sparkasse am Jägersbrunnen:

Die Sage basiert auf der Lebensgeschichte von Susanna Alberti. Doch ob die Ereignisse sich so zugetragen haben, da ist sich Künstlerin Mia Iff nicht sicher. 
Foto: Torsten Leukert | Die Sage basiert auf der Lebensgeschichte von Susanna Alberti. Doch ob die Ereignisse sich so zugetragen haben, da ist sich Künstlerin Mia Iff nicht sicher. 

Rund vier bis fünf Tonfiguren musste Mia Iff laut eigener Aussage formen, bis die Vorlage für den 3D-Drucker perfekt war. "Ich war kurz vorm Nervenzusammenbruch", sagt die Schülerin lachend. Auch deshalb, weil einer der beiden Arme abbrach und mit Naturton nachträglich angebracht werden musste.

Für ihre Sage über eine Frau aus dem 16. Jahrhundert, die lebendig begraben und in ihrem weißen Totenkleid verwirrt nach Hause lief, hatte sie gleich ein Bild im Kopf. "Ich wollte, dass ihr Gewand wehend nach hinten fällt und man menschliche Proportionen erahnen kann."

Die Sage basiert auf der Lebensgeschichte von Susanna Alberti. Neben ihrem Grabstein, der sich noch heute an der Südmauer des Alten Friedhofs in Schweinfurt befindet und bei dem die Zeit ihre Spuren hinterlassen hat, erinnert nun auch die Skulptur der 17-Jährigen an das Schicksal der Frau.

4. Skulptur "Wolf aus der Wolfsgasse", Standort Sparkasse am Rossmarkt:

Der Wolf aus der Wolfsgasse wurde von Valentina Faganello gemacht. Er habe den Schweinfurterinnen und Schweinfurtern einen Schrecken eingejagt. 
Foto: Torsten Leukert | Der Wolf aus der Wolfsgasse wurde von Valentina Faganello gemacht. Er habe den Schweinfurterinnen und Schweinfurtern einen Schrecken eingejagt. 

Nicht alle Skulpturen konnten die Schülerinnen und Schüler an den Orten platzieren, an denen die Sagen spielen. Bei den Ausstellungsplätzen sei die Gruppe auf Partner angewiesen gewesen, die teilweise auch bestimmte Figuren angefragt hätten, erklärt Schüler Timo Waltz. Er war beim P-Seminar für die Organisation zuständig. Die Skulptur des Wolfes stehe aber dort, wo das Tier laut Sage gelebt hat: in der Nähe der Wolfsgasse. 

Für die Künstlerin sei die Herausforderung eine andere gewesen, sowohl Gesicht als auch Schwanz erforderten Geschick, sagt Iff. "Man sieht, dass der Wolf Schwarz-Weiß ist, das kommt von unseren 3D-Abdrücken. Der Beton hat die Farbe aufgenommen", sagt sie weiter. Der hintere Teil, der von der Straße nicht sichtbar ist, sei deshalb komplett schwarz. 

5. Skulptur "Das Gesicht im Main", Standort Kunstfabrik in der Spitalstraße:

Die Skulptur von Valentina Faganello und Theresa Grimm war aufgrund der flachen Form eine Herausforderung.
Foto: Torsten Leukert | Die Skulptur von Valentina Faganello und Theresa Grimm war aufgrund der flachen Form eine Herausforderung.

Bei dieser Sage wisse niemand, wie sie endet oder was genau passiert ist, das finden auch die Schülerinnen ungewöhnlich. "Es geht es darum, dass zwei Schiffsfahrer auf dem Main unterwegs sind – trotz Seeböen. Als sie in Schweinfurt von ihrem Boot schauen, sehen sie ein Gesicht im Main", sagt Iff. Ein Schock für die Männer, die dachten, eine Leichte zu sehen.

Zunächst hatten die Künstlerinnen deshalb die Idee, dass ein Kopf aus dem Wasser herausragt, doch diesen erkennbar zu gestalten, war zu kompliziert, erklären die beiden Frauen. Die größte Herausforderung: Dass aufgrund der flachen Form ein Gesicht erkennbar ist. Vor allem Mund und Wellen hätten viel Zeit gekostet, erinnert sich Iff.

6. Skulptur "Der kleine Rabe Jakob", Standort in der Keßlergasse bei Studyfab:

Der Rabe Jakob spielte Hotelgästen im alten Schweinfurt Streiche. Interpretiert wurde die Sage von Wladislawa Frost.
Foto: Torsten Leukert | Der Rabe Jakob spielte Hotelgästen im alten Schweinfurt Streiche. Interpretiert wurde die Sage von Wladislawa Frost.

Bis zum Jahr 1908 stand direkt am Marktplatz das "Hotel zum Raben", in dem Jakob gelebt haben soll. "Der Rabe hat allen Streichen gespielt, das fanden die Schweinfurter nicht gut", geben die Schülerinnen die Kurzfassung der Sage wieder. Er soll gestohlen, gehortet und Sachen verbuddelt haben. 

Die Skulptur sei ohne Komplikationen entstanden und stehe ganz in der Nähe des alten Hotels. "Die Figur ist symmetrisch, dadurch bestand die Negativform aus zwei Schalen, sodass beide Hälften aneinandergeklebt wurden. Das ging leicht zu drucken", führt Hense aus.

7. Skulptur "Spitaltor", Standort in der Kesslergasse bei Studyfab:

Das Spitaltor war lange Zeit ein Wahrzeichen der Stadt Schweinfurt. Die Skulptur wurde von Maxim Blumhardt gestaltet.
Foto: Torsten Leukert | Das Spitaltor war lange Zeit ein Wahrzeichen der Stadt Schweinfurt. Die Skulptur wurde von Maxim Blumhardt gestaltet.

Beim Spitaltor handelt es sich nicht um eine klassische Sage, vielmehr existieren darüber mehrere Erzählungen. Für die Schülerinnen geht es bei der Skulptur um den Zauber, den das Gebäude, das früher in der Schultesstraße zwischen der heutigen Musikschule und der Heilig-Geist-Kirche stand, umgeben hat. "Es war eines der Wahrzeichen von Schweinfurt", sagt Hense. Die Gruppe hätte zunächst überlegt, historische Gebäude als Skulpturen darzustellen, sich dann aber schnell auf die Sagenwelt geeinigt. Die hätten alle interessanter gefunden.

Die Schwierigkeit beim Spitaltor waren die Rillen, die die Steine wiedergeben sollen. "Das Steinmuster wurde mit einem Metallspachtel gemacht, das war für den Künstler arbeitsintensiv", sagt Iff. Die Bogenform sei aber für den 3D-Drucker perfekt und in ihren Augen leicht umsetzbar gewesen.

8. Skulptur "Seltener Fang", Standort Wissenswerkstatt am Martin-Luther Platz:

Die Sage bezieht sich auf den Fang zweier Fische, die zum Politikum wurden. Sinan Turkut ist Künstler der Skulptur und stellt einen der beiden Störe dar. 
Foto: Torsten Leukert | Die Sage bezieht sich auf den Fang zweier Fische, die zum Politikum wurden. Sinan Turkut ist Künstler der Skulptur und stellt einen der beiden Störe dar. 

Auch bei der letzten Figur handelt es sich nicht um eine Sage oder etwas Märchenhaftes, sondern es geht um einen Fisch, der besonders groß war, sagt Hense lachend. Aufgrund seiner Größe wurde der Fisch – einer von zwei Stören, der  1575 und 1593 gefangen wurde – in Würzburg ausgestellt. "Es war ein seltener Fang, ein Rekord", daher komme auch der Name, so die Schülerin.

Arbeitsintensiv seien die Schuppen des Fisches gewesen. "Die musste der Künstler einzeln mit einem Holzstäbchen hineindrücken, das konnte der 3D-Druck gar nicht so gut aufnehmen", erinnert sich Hense. Auf der Tonfigur sei das Muster besser zu erkennen.

Rund zwei Wochen habe es gedauert, eine Negativform zu drucken, sagt Timo Waltz. Unterstützt wurde die Gruppe dabei unter anderem von der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt sowie der Wissenswerkstatt, während die Firmen Glöckle und Riedelbau bei den Tonfiguren geholfen haben. Ein QR-Code auf den Stelen führt zur Homepage des Projekts, wo die Sagen aufgeführt sind. 

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