Als die heutigen geschäftsführenden Gesellschafter des ältesten Schweinfurter Familienunternehmens Michael Siebenson das Büro und Lagergebäude des Baugeschäftes im Oktober 2023 in das Maintal in die Dublinstraße 1 verlagerten, betraten Thomas Siebenson und Kirsten Volkmuth-Siebenson, die das Unternehmen in der fünften Generation leiten, sprichwörtlich Neuland. Sie verließen den angestammten Altstadtbereich, in dem das Unternehmen 1898 durch Michael Siebenson in der Burggasse gegründet wurde.
Die heutigen Geschäftsführer pflegen die Tradition ihres Hauses mit der Stadt, wie sie in ihrer Chronik schreiben. Am 11. Dezember 1573 wurde der Name Siebenson erstmals urkundlich erwähnt, in einem Brief des Zimmermeisters Zigler an den Abt Leonharten im Kloster Ebrach, in dem es um den Wiederaufbau des Ebracher Hofes in Schweinfurt ging, heute Ort der Stadtbibliothek.
Michael Siebenson, ein Spross eben dieser Familie, begann sein Geschäft mit 26 Jahren, wie es in der Chronik der Firma heißt: "Durch Fleiß und Sparsamkeit gelang es dem Firmengründer, sein Unternehmen so auszubauen, dass er hauptsächlich von 1906 bis 1914 Wohnblocks auf eigene Rechnung erstellte, für die sich, dem Bedarf entsprechend, schnell Käufer fanden." Im Ersten Weltkrieg diente Michael Siebenson als Soldat, der Betrieb lag zwischen 1915 und 1918 still. Sein Sohn Wilhelm Heinrich (Willy) Siebenson diente von 1914 bis 1918, sein Fachschulstudium konnte er deshalb erst 1922 abschließen.
Aufschwung der Firma Ende der 1920er Jahre
Wilhelm Heinrich Siebenson trat 1927 in die neu gegründete OHG eintrat, es begann der entscheidende Aufschwung der Firma, so der heutige Geschäftsführer Thomas Siebenson. Die Firma baute zum Beispiel gemeinsam mit den Firmen Riedel und Adam Tasch ab 1931 das Ernst-Sachs-Bad, das heute die Kunsthalle ist.
1941 zog sich Gründer Michael Siebenson mit 68 Jahren zurück, Wilhelm Heinrich Siebenson wurde Alleininhaber. Im Zweiten Weltkrieg wurde aber der Lagerplatz der Firma in der Maibacherstraße durch Bomben zerstört, es blieb nur ein auf Baustellen befindlicher Bestand an Gerüst und Maschinen. Nach 1945 bauten der Enkel des Gründers, Wilhelm Siebenson, der nach dem Krieg sein Studium abgeschlossen hatte, mit seinem namensgleichen Vater und unterstützt von seinem Bruder Robert die Firma wieder auf. Eines der bedeutendsten Projekte in jener Zeit war die Restaurierung des historischen Rathauses nach dem verheerenden Feuer am 20. April 1959.
Anfang der 1960er Jahre wurde die Betriebstätte wegen des Neubaus der Aussegnungshalle in die Wirsingstraße nahe dem Hauptbahnhof verlegt. Anfang der 1970er Jahre hatte die Firma mit 120 Mitarbeitenden die höchste Zahl der Firmengeschichte. Nach seinem Studium traten 1972 der für den technischen Bereich verantwortliche Wolfgang Siebenson und sein für den kaufmännischen Teil zuständige Bruder Hannes Siebenson als 4. Generation ein, die das Unternehmen 1993 übernahmen.
In den 1970er Jahren entstanden bekannte Bauten wie das Wilhelm-Löhe-Heim, die Hoch- und Punkthäuser in der Geldersheimer-Straße, der Umbau der Städtischen Sparkasse, die Generalsanierung der Wilhelm-Sattlerschule sowie als wohl größte Projekte das Krankenhaus für Psychiatrie in Werneck und das Antonia-Werr-Zentrum am Kloster St. Ludwig, so Thomas Siebenson in der Chronik. Im Herbst 1978 „flog Rückert mit Hilfe der Firma Michael Siebenson zur Vier Wochen-Kur“, wie das Schweinfurter Tagblatt titelte. Das Denkmal wurde gesäubert, renoviert und wieder an den Marktplatz gebracht.
Die fünfte Generation ist nun in der Firmenleitung tätig
Seit 2016 leitet Thomas Siebenson den technischen Bereich, seine Cousine Kirsten Volkmuth-Siebenson kümmert sich seit 2020 um die kaufmännischen Belange. Intern wichtig war, den Verwaltungssitz und den Bauhof der Firma in der Dublinstraße zusammenzuführen. Derzeit hat die Firma rund 50 Mitarbeitende.
Wichtige Projekte neben Um- und Neubauten für den Bauverein, die Eisenbahner sowie die SWG waren der Neubau des Wohnheimes der Lebenshilfe in der Niederwerrnerstraße, die Sanierung der Rathäuser in Hambach sowie Hausen bei Würzburg, der stetige Umbau des Hotel Ross' in Schweinfurt sowie der Neubau verschiedener Kindergärten und Feuerwehrhäuser in der Region. Derzeit erstellt die Firma Siebenson den Neubau der Deutschen Dienstrad im Maintal.
Eines der "wohl aufregendsten und handwerklich anspruchsvollsten Projekt", so Thomas Siebenson, war die Sanierung des Gebäudes Burggasse 17 im Zürch in Schweinfurt, dem Slogan folgend "Mit Tradition in die Zukunft". Aus Sicht von Siebenson ist der 125. Geburtstag "Ansporn und Verpflichtung", was sich auch in der Loyalität vieler Mitarbeitender zeigt, die teilweise über 40 Jahre im Unternehmen sind: "Von der Ausbildung bis zur Rente, heute eher eine Seltenheit", so Thomas Siebenson.