Heute wäre die Feuerwehr schneller vor Ort: 1959 aber gab es keinen Brandmelder. Die Wehrleute hatten keinen Atemschutz und keine Ausrüstung, die vor Hitze schützt.
Der 19-jährige Geselle einer Schweinfurter Firma hatte beim Schweißen einen Balken des Dachstuhls in Brand gesetzt. Die Flammen löschte er mit einem Eimer Wasser. Vermutlich waren es Glutnester in den Rissen des Balkens, die Stunden später den Rathausbrand am 20. April des Jahres 1959 auslösten.
Mehrere Augenzeugen berichteten in den folgenden Tagen, dass gegen 20 Uhr erste Rauchschwaden aus dem Schifferdach des alten Rathauses drangen. Die Berichte stimmen jedoch zumindest bei der zeitlichen Abfolge nicht überein. So hatte beispielsweise Marga Wenzel erste Löscharbeiten schon gegen 19.30 Uhr notiert.
Binnen einer halben Stunde sollen bereits 1000 Schaulustige auf dem Marktplatz gestanden haben. Doch die Feuerwehr war noch immer nicht informiert. Erst gegen 20.30 Uhr rief auf der Wache ein Taxifahrer an. Notiert ist im Einsatzbericht der städtischen Wehr, dass diese um 20.45 Uhr das Rathaus erreicht hatte. Möglicherweise war zuvor die Feuerwehr der US-Streitkräfte eingetroffen, die allerdings keinen Hydranten gefunden und somit untätig herumgestanden haben sollen – so ein Augenzeuge.
Funken sprangen in den Himmel
Die eigentlichen Löscharbeiten begannen gegen 21 Uhr. Und auch die städtische Wehr hatte wohl Probleme, genügend Hydranten zu finden, insbesondere für die Brandbekämpfung aus dem Innenhof heraus. Auch seien die Helfer von den immer mehr werdenden Schaulustigen behindert worden.
Die Tageszeitung (Der Volkswille) schrieb über den Abend des 20. April, dass der Dachstuhl des von 1579 bis 1572 nach den Plänen von Nicolaus Hofmann erbauten Rathauses glühte und die Funken gen Himmel sprangen, dass sich die Wände durch die Hitze bogen und der Einsturz des Westgiebels gerade noch verhindert werden konnte.
Wie immer am Montagabend hatte die SPD-Fraktion des Stadtrates auch an diesem Montag im Saal des Rathauses getagt. Eine Reinigungskraft rief den Stadträten zu: "Es brennt im alten Rathaus". Oberbürgermeister Georg Wichtermann und die Stadträte sollen daraufhin zur Brandstelle geeilt sein. Später sagte der OB im Rathausinnenhof zum Berichterstatter des Volkswillen: "Es ist nicht zu fassen, wie das passieren konnte. Jetzt haben wir das Rathaus durch die Bombennächte gebracht, und jetzt dies."
Gegen 21.30 Uhr meldete die städtische Feuerwehr, die mittlerweile auch von den Wehren der Großbetriebe unterstützt worden war, dass man den Brand unter Kontrolle und weitgehend gelöscht hatte. Kurz darauf zeigte sich, dass die prächtige Diele gerettet war. Schäden hatte das Feuer am Uhrenturm hinterlassen. Zudem ergab die Nachschau, dass alte Aktenbündel in den zwei Dachgeschossen die Flammen gespeist hatten.
Am Tag nach dem Brand schrieb der Volkswille über einen "qualmenden Trümmerhaufen" und vom Löschwasser, das in alle Stockwerke eingedrungen war. Am 15. Mai beschloss der Stadtrat den Wiederaufbau des Dachstuhls.
Noch im gleichen Jahr erhielten die Stufengiebel einen Figurenschmuck. Die alten Kriegerfiguren waren schon 1860 vom Dach genommen worden. Die Kosten von 72 000 Mark brachte jetzt die Bevölkerung durch Spenden auf. Die 130 Zentimeter hohen Figuren stehen seit Oktober 1959 für Berufe, Wissenschaften und die Elemente.