
Wenn es ums Wasser geht, sind die Mellrichstädter einiges gewohnt. Keine 20 Jahre ist es her, da tobte ein Wasserstreit zwischen der Kernstadt und einigen Stadtteilen, aus dem die Gründung der Wasserfreunde, kurz Wemros, resultierte. Ihr Ziel: die eigenen Quellen und Brunnen in Eußenhausen, Mühlfeld, Roßrieth und Sondheim zu erhalten. Ein Anschluss an den Zweckverband Mellrichstädter Gruppe, wie ihn der damalige Bürgermeister Helmut Will vorgesehen hatte, schien zu dieser Zeit undenkbar.
Dass das Konzept der eigenständigen Wasserversorgung auf Dauer nicht aufgeht, ist heute hinlänglich bekannt. Wasserknappheit, Keime und hohe Kosten haben dazu geführt, dass die Stadtteile schließlich doch den Anschluss an den Wasserzweckverband Mellrichstädter Gruppe gesucht haben beziehungsweise suchen.
2019 wurde eine Wasserleitung nach Mühlfeld gebaut und in Betrieb genommen. Bei Kosten von über 900.000 Euro wurden von den Mühlfeldern Herstellungsbeiträge zur Finanzierung erhoben. In diesem Jahr folgt nun der Anschluss des Stadtteils Sondheim/Grabfeld. Rund 750.000 Euro hat die Stadt dafür laut Bürgermeister Michael Kraus einkalkuliert.
Wasserpreis steigt in fünf Jahren um knapp zwei Euro
In das Netz und die Anlagen der Mellrichstädter Gruppe wurde in den vergangenen Jahren laut Stadtchef ebenfalls beständig investiert. 3,5 Millionen Euro kostete die Sanierung des Wasserwerks in Mittelstreu, in Reparaturen und die Sanierung des in Teilen stark veralteten Leitungsnetzes fließen jährlich bis zu sechsstellige Beträge – je nach Art und Umfang der Arbeiten, die angepackt werden müssen. 300.000 Euro waren es im vergangenen Jahr.
All dies trägt dazu bei, dass der Wasserpreis, insbesondere in der Kernstadt, beständig nach oben geht. Bis 2020 zahlten die Mellrichstädter 65 Cent pro Kubikmeter Wasser. Seit 2021 gelten einheitliche Wassergebühren für die ganze Stadt. Im Zuge dieser Entscheidung beschloss der damalige Stadtrat im April 2020, die Verbrauchsgebühr auf 1,30 Euro pro Kubikmeter zu verdoppeln. In der Jahresschlusssitzung 2024 kündigte Bürgermeister Michael Kraus nun eine weitere Verdoppelung des Trinkwasserpreises an. Ab diesem Jahr kosten 1000 Liter Wasser 2,60 Euro.
Abschläge wurden bereits an den neuen Preis angepasst
In Kürze werden die Bescheide mit den neuen Abschlagszahlungen an die Bürger verschickt, kündigt Jürgen Leirich, zuständig für Wasser- und Kanalgebühren in der VG Mellrichstadt, an. Wie Kämmerin Janine Other anfügt, wurden die neuen Abschläge, basierend auf den Verbrauchszahlen von 2024, bereits an den höheren Wasserpreis angepasst, auch wenn die genaue Abrechnung erst zum Jahresende erfolgen wird. "Damit verhindern wir, dass hohe Nachzahlungen für die Verbraucher auflaufen."

Und was sagen die Bürger zur Gebührenerhöhung? Bislang sei weder nach der Jahresschlusssitzung noch bei Bürgerversammlungen in den Stadtteilen Kritik am Wasserpreis laut geworden, so Michael Kraus. "Man muss sich dabei auch ins Bewusstsein rücken, dass 1000 Liter bestens aufbereitetes Trinkwasser gerade einmal 2,60 Euro kosten", fügt er an. Ein Kasten Wasser im Supermarkt koste genauso viel – manche auch deutlich mehr.
Defizit aus den Vorjahren muss ausgeglichen werden
Ohnehin habe die Stadt beim Thema Gebühren wenig Spielraum. Denn nach Vorgaben des Gesetzgebers ist die Wasserversorgung ein Bereich, der sich finanziell selbst tragen muss. In Mellrichstadt werden die Wassergebühren alle vier Jahre auf den Prüfstand gestellt.
In der Nachkalkulation des Zeitraums von 2021 bis 2024 sei ein Defizit von 365.200 Euro aufgeschlagen, das in der aktuellen Periode ausgeglichen werden müsse, so Kämmerin Janine Other. Und mit Blick auf das alte Leitungsnetz in Stadt und Stadtteilen wurden dazu im laufenden Jahr schon einmal vorsorglich 150.000 Euro für Rohrbrüche einkalkuliert.
Stadt setzt auf achtsamen Umgang mit Trinkwasser
Um das Defizit aufzufangen, gebe es verschiedene Möglichkeiten, die im Vorfeld seitens der Stadt diskutiert worden waren. Überlegungen, die Grundgebühr deutlich zu erhöhen und den Wasserpreis entsprechend niedrig zu halten, wurden laut Bürgermeister wieder verworfen.
Herkömmliche Haushalte zahlen nun 34,80 statt bisher 28 Euro Grundgebühr. Mit der Verdopplung der Verbrauchsgebühr wolle man lieber darauf setzen, dass die Bürger sorgsam mit Trinkwasser umgehen. Hier habe es jeder Haushalt in der Hand, Wasser und somit auch Geld zu sparen.
Was zahlen andere Gemeinden im Landkreis für Wasser?
Eine deutliche Anhebung des Wasserpreises ist auch in anderen Kommunen im Landkreis Rhön-Grabfeld zu beobachten. In Bad Königshofen stieg die Verbrauchsgebühr zu Jahresbeginn von bisher 2,55 Euro pro Kubikmeter Wasser auf nunmehr 3,20 Euro. In der Gemeinde Willmars wurde die Verbrauchsgebühr 2023 nach Investitionen in die Wasserversorgung um 33 Cent auf 3,79 Euro angehoben, die Grundgebühr wurde zudem um 20 Euro auf 180 Euro erhöht.
Die Gemeinderäte in Oberelsbach beschlossen im vergangenen Dezember – anders als in Mellrichstadt – eine deutliche Erhöhung der Grundgebühr auf 75 Euro (vorher: 24 Euro) und beließen die Verbrauchsgebühr bei 1,80 Euro pro Kubikmeter (vorher: 1,81 Euro pro Kubikmeter).