In der Flur zwischen Mellrichstadt und Mühlfeld sind die Bagger am Werk: Die Wasserleitung in den Mellrichstädter Stadtteil wird eingepflügt. Wenn alles glatt geht, soll die Versorgungsleitung bis zum Herbst stehen. Dann wird Mühlfeld an das Netz des Wasserzweckverbands Mellrichstädter Gruppe angeschlossen.
Es ist das Ende einer zwölf Jahre langen Geschichte mit heftigen Diskussionen, zuweilen lautstarken Auseinandersetzungen in Bürgerversammlungen, steigenden Wasserpreisen und schließlich doch einem Votum für den Zweckverband, der für die Bürger im Ort eine langfristige und sichere Wasserversorgung bedeutet. Die eigenständige Trinkwasserversorgung, für die die Mühlfelder vor zwölf Jahren so erbittert gekämpft haben, hat sich letztendlich nicht als zukunftsfähige Lösung erwiesen. 2017 votierte eine große Mehrheit bei einer Bürgerbefragung für den Anschluss an die Mellrichstädter Gruppe – der Wasserpreis im Stadtteil lag damals bereits bei 2,13 Euro pro Kubikmeter, seit 2018 kostet der Kubikmeter 2,44 Euro.
Immer weniger Wasser im Brunnen
Und das war nicht das einzige Manko. Die eigenständige Wasserversorgung in Mühlfeld entsprach baulich und zunehmend auch in punkto Wasserqualität nicht mehr den heutigen Anforderungen. Aktuell ist eine mobile Chlorungsanlage eingebaut. Das Schutzgebiet für das Trinkwasser erfüllt die gesetzlichen Anforderungen nicht, und die Brunnen-Schüttung ist im Sommer zeitweise knapp. Die Bürger waren in den vergangenen beiden Jahren daher zum Wassersparen aufgerufen, die Trockenheit des vergangenen Jahres hat die Situation noch verschärft.
Für Entspannung bei der Wasserversorgung und auch bei den Bezugspreisen sorgt nun der Anschluss an die Mellrichstädter Gruppe. Dafür wird eine neue Trinkwasserleitung mit einer Länge von 3670 Metern vom Roßbachgraben bis nach Mühlfeld gelegt. Bis zum Übergabeschacht im Bereich Klippergrabenweg waren bereits Zuleitungen vorhanden, so Bürgermeister Eberhard Streit. Die Technik für den Anschluss war im Frühjahr installiert worden, jüngst wurde nun ein Schutzhaus für die Elektronik über dem Schacht gebaut. Von dort an wird also künftig das Wasser nach Mühlfeld gepumpt.
Hochbehälter wird zur Löschwasserreserve
Seit Ende Juni fräsen sich dazu die großen Maschinen durch den Boden. Die Leitung führt am Klippergrabenweg entlang, am Roßbachgraben links auf die Anhöhe und über die Flur auf öffentlichem Grund bis nach Mühlfeld, informiert Bürgermeister Eberhard Streit auf Anfrage dieser Redaktion. Die zunächst vorgesehenen Hochbehälter fallen weg, da die Leitung immer unter Druck steht, so der Stadtchef. Der alte Hochbehälter wird zur Löschwasserreserve umfunktioniert.
Im Dorf wird die neue Leitung oberhalb der Gaststätte Schneider an das Ortsnetz angebunden, die alte Leitung wird vom Hochbehälter getrennt. Ein neuer Hydrant wird im Übergangsbereich gebaut, der von der neuen Leitung gespeist wird. Mit dem Anschluss an die Pumpstation wird am 14. August zu Testzwecken Wasser durch die neue Leitung gepumpt, um zu sehen, wie die Druckverhältnisse sind und ob alles wie geplant funktioniert.
Wasserpreis in Mühlfeld wird sinken
Für das Verlegen der Leitung durch die Firma SST aus Schwarza werden laut städtischem Bauamt rund 642 000 Euro fällig, die maschinen- und elektrotechnische Ausrüstung des Pumpwerks kostet 140 000 Euro (Firma Rotec, Erlangen). Dazu kommen knapp 10 000 Euro Materialkosten für die Überdachung des Pumpenschachts und 4000 Euro für den Elektroanschluss des Pumpwerks (Überlandwerk Rhön). Die Nebenkosten betragen laut Bauamt etwa 125 000 Euro.
Für die Mühlfelder werden für den Anschluss an den Wasserzweckverband Herstellungsbeiträge erhoben, deren Höhe allerdings laut Bürgermeister noch nicht genau beziffert werden kann. In Kürze werden bei den Bürgern Grundstücks- und Geschossflächen abgefragt, um dafür aktuelle Daten zugrunde legen zu können. Mit dem Anschluss werden die Wasserbezugspreise für die Bürger bei einer Gesamtrechnung der Mellrichstädter Gruppe dann deutlich sinken. Hätten die Stadtteilbewohner weiterhin für ihre eigenständige Versorgung plädiert, hätte der Wasserpreis aller Voraussicht nach in den nächsten Jahren die Drei-Euro-Marke gesprengt, so lautete eine Prognose der Stadt.
Aufgrund der Maßnahme im Stadtteil wird der Wasserpreis auch für die Kernstadt und den Stadtteil Bahra, die seit langem an die Gruppe angeschlossen sind, steigen. "Im Gegenzug werden sich die Mühlfelder über den Wasserpreis auch an den Kosten für die aktuellen Sanierungen im Wasserwerk in Mittelstreu beteiligen", so der Stadtchef.
Auf lange Sicht sollen alle Stadtteile von der starken Gemeinschaft, wie es der Bürgermeister nennt, profitieren und in den Versorgungsbereich der Stadt integriert werden – neben Mühlfeld sind das Sondheim/Grabfeld, Roßrieth, Eußenhausen und auch Frickenhausen, das bis dato vom Zweckverband Elstal versorgt wird. Die Mittelstreuer Quellen sprudeln ergiebig, und im Falle einer Versorgung der ganzen Stadt gäbe es einen Wasserpreis für alle. So wünschen es sich Bürgermeister Streit und der Stadtrat. Der erste Schritt ist mit dem Anschluss von Mühlfeld getan.