
Pfarrvikar Johnson hatte Mühe, die passenden Worte zu finden. Er sei überwältigt, wie viele Besucherinnen und Besucher den Weg zum indischen Kulturfest in den Mühlbacher Pfarrgarten gefunden haben, sagte er am Sonntagnachmittag. Trotz Regens seien bereits am Samstag zahlreiche Menschen erschienen. "Ich bin mehr als zufrieden mit dem Wochenende", betonte der Geistliche, der innerhalb der Bad Neustädter katholischen Kirche die indischen Mitbürgerinnen und Mitbürger betreut.
Nach den Erfahrungen vom letztjährigen Kulturfest, als ebenfalls Hunderte von Gästen gezählt werden konnten, habe man dieses Jahr mit langer Vorbereitung und vielen Helferinnen und Helfern Vorsorge getroffen, um einen möglichen erneuten Ansturm bewältigen zu können. Nichtsdestotrotz seien am Samstagabend die indischen Gerichte ausverkauft gewesen.
15 indische Gerichte und Cocktails waren im Angebot
Auch am Sonntag bildeten sich lange Schlangen vor den Essensständen. Insgesamt 15 indische Gerichte sowie Cocktails waren unter anderem im Angebot. Die Sitzreihen im Pfarrgarten waren nahezu bis auf den letzten Platz gefüllt.

Die indischen Mitbürgerinnen und Mitbürger hatten sich bei der Vorbereitung des Festes sehr große Mühe gegeben und am Wochenende selbst alle Hände voll zu tun gehabt. Unterstützt wurden sie dabei von zahlreichen Einheimischen. Diese waren auch am Sonntagmorgen sehr zur Freude von Pfarrvikar Johnson in großer Zahl zum Festgottesdienst gekommen. Diesen hielt Domkapitular Thomas Keßler. Landrat Thomas Habermann, Bürgermeister Michael Werner und Christiane Hanshans vom Rhön-Klinikum Bad Neustadt hielten Grußworte.
Tanz und Gesang sowie Gewürze aus Indien
Im Mittelpunkt des Festes stand ein buntes Programm, das mit Tanz und Gesang den Gästen die indische Kultur näher brachte. Geboten wurden mehrere traditionelle Tänze in der dafür typischen Kleidung, aber auch moderne Melodien und Bollywood-Lieder. Darüber hinaus gab es einen Stand mit indischen Gewürzen und die Möglichkeit, indische Saris anzuziehen.

Glücklich über den Ablauf des Festes äußerten sich auch Schwester Riya und Schwester Rosmitha, zwei indische Franziskanerinnen, die im Pfarrzentrum in Mühlbach wohnen. "Es ist toll, dass so viele Besucher gekommen sind", meinte Schwester Rosmitha. "Damit haben wir nicht gerechnet", fügte Schwester Riya an. Die Stimmung sei sehr schön. "Wir genießen das Wochenende", so Schwester Rosmitha.
Dem schloss sich Binal Mani, der in der indischen Gemeinschaft für die Sonntagsschule verantwortlich zeichnet, an. Ihn freue besonders das Interesse der Einheimischen an der indischen Kultur und auch deren tatkräftige Unterstützung beim Fest.
Die Vorbereitung der Speisen nahm viel Zeit in Anspruch
Er sei im Vorfeld schon nervös gewesen, ob sie alles schaffen würden, bekannte Jaison Joy, einer der beteiligten indischen Köche. Die Vorbereitung der Speisen habe viel Zeit in Anspruch genommen. Angesichts der langen Schlangen vor den Essensständen sei ihm doch etwas bange geworden. "Es war ganz schön stressig. Ich bin aber glücklich, dass so viele Leute gekommen sind."
Teil des Angebotes war auch ein Informationsstand rund um das Thema Ayurveda. Jobin Joy Madukkakuzhy, der in Bad Kissingen und Bad Bocklet eine diesbezügliche Praxis betreibt, gab Auskunft über diese traditionelle indische Heilkunst. Seit acht Generationen wird in seiner Familie Ayurveda praktiziert. Auch er äußerte sich zufrieden über das Interesse der Besucherinnen und Besucher. Die Fragen seien vor allem in Richtung chronische Krankheiten, Migräne, Post-Covid oder auch Ernährung gegangen. Darüber hinaus sei um die ein oder andere Fuß- oder Nacken-Schulter-Massage gebeten worden.

"Es ist super schön hier", befand ebenfalls Silke Schwarz aus Salz. Sie und ihr Mann Thomas hätten vor allem das Essen genossen. "Es war total lecker, vor allem die Kokosbällchen", sagte die Sälzerin. Sie findet es gut, dass die indischen Mitbürgerinnen und Mitbürger ihre Kultur näherbringen. Es sei wichtig, dass man sich gegenseitig kennenlernt.
Andreas Buhl gefiel insbesondere die Atmosphäre eines Familienfestes. Alle Generationen, von Jung bis Alt, seien vertreten. Das Fest sei ein Weg, Menschen zusammenzubringen. Um das zu realisieren, habe es gewiss den Einsatz vieler Ehrenamtlicher gebraucht, die alle an einem Strang ziehen. Das Kulturfest besitze eine Signalwirkung. "Die Resonanz spricht für sich", betonte der Bad Neustädter.
"Sprachlos" sei zu wenig, um auszudrücken, was er angesichts der unzähligen Besucherinnen und Besucher empfinde, zeigte sich Dekan Andreas Krefft begeistert. "Das schönste ist, dass an jedem Stand Inder und Einheimische Schulter an Schulter arbeiten", betonte er.
Besondere Ehrungen für zwei junge Inder
Besonders hob der Dekan die Ehrungen für zwei junge Inder im Rahmen des Festgottesdienstes hervor. Mariya Treesa Jojo kam 2022 mit ihrer Mutter, die als Krankenschwester am Rhön-Klinikum arbeitet, nach Bad Neustadt. Sie begann ihre Schulzeit in der 5. Klasse der Mittelschule und wollte unbedingt ein Musikinstrument spielen. Sie lernte Oboe und ist jetzt Mitglied im Musikverein Gartenstadt.

Abhishek Sibi kam im Oktober 2021 nach Deutschland und im Januar 2023 nach Bad Neustadt, weil seine Mutter am Campus eine neue Arbeitsstelle gefunden hatte. Seitdem besucht er die Mittelschule und wurde jetzt – nach nur drei Jahren in der Bundesrepublik – mit einer Abschlussnote von 1,6 der beste Schüler der 9. Klasse. Die Beiden erhielten für ihre Leistungen jeweils ein von den indischen Christen aus Kerala gestiftetes Geldgeschenk in Höhe von 100 Euro.