
Am 30. Juni eine gerissene Ziege auf der Hochrhön, am 2. Juli zwei getötete Schafe ebenfalls im Naturschutzgebiet Lange Rhön, am 3. Juli drei getötete Schafe in der benachbarten hessischen Rhön. Auch wenn die offiziellen Nachweise noch nicht alle vorliegen, haben die Rhöner Fachleute inzwischen soviel Expertise, um sicher zu sein, dass hier wohl jeweils ein Wolf der Verursacher war.
Seit Freitag ist offiziell klar, dass die Problemwölfin mit dem Kürzel GW3092f im Fall der Ziege zugeschlagen hat. Für die anderen Risse liegt noch kein Ergebnis vor, aber auch hier steht die Wölfin im Verdacht. Der "Rhöner Hüpfer", wie die Fähe in Fachkreisen genannt wird, weil sie angeblich gelernt hat, Herdenschutzzäune zu überspringen, hat offensichtlich in der hohen Rhön sein Revier und jüngst dort auch Nachwuchs bekommen. Obwohl sie in der Vergangenheit das Tier war, auf dessen Konto die meisten Nutztierrisse bundesweit gingen, ist es bislang nicht gelungen, eine Abschussgenehmigung erfolgreich umzusetzen.
"Rhöner Hüpfer" steht aktuell unter Muttertierschutz
Für den "Rhöner Hüpfer" als Angreifer spricht auch, dass nach den Wintermonaten, in denen die Wölfe in der Rhön kaum auffällig waren, die Übergriffe auf Herden zunächst im April und Ende Juni, Anfang Juli erneut zugenommen haben. Wie bei Wölfen üblich, hat die Fähe im Mai ihre Jungen zur Welt gebracht und die Wurfhöhle in den ersten Wochen wohl kaum verlassen. Belegt ist die Mutterschaft durch die genetische Untersuchung eines Welpen, der Ende Juni gefunden und dessen weiteres Schicksal für einige Schlagzeilen gesorgt hat.

Für die Weidetierhalter ist die Frage, welcher Wolf ihre Schafe gerissen hat, zweitrangig. Schon im vergangenen Jahr waren sie wegen der Angriffe auf ihre Herden aufgebracht und forderten den Abschuss von Wölfen. Nicht zuletzt die Perspektive, dass sich daran auch in dieser Weidesaison wenig ändern wird, habe viele an "den Rand der Verzweiflung" und das "Fass zum Überlaufen gebracht", wie sie mehrfach gegenüber dieser Redaktion betonten.
Demonstration "Wahnsinn Wolf" am 15. Juli auf dem Marktplatz von Bad Neustadt
Den Frust der Tierhalter hat nun der Bauernverband aufgegriffen und veranstaltet unter dem Motto "Wahnsinn Wolf" am Montag, 15. Juli, ab 14 Uhr auf dem Marktplatz in Bad Neustadt eine Demonstration. Damit soll die Forderung nach einer konsequenten Regulierung des Wolfes Nachdruck verliehen und somit der Schutz der Weidetiere erreicht werden. Der Bauernverband will damit auch der Politik Impulse geben, "sich gegen den Wahnsinn Wolf stemmen und helfen, unsere Weidetiere zu schützen."
Die schwierige Situation der Tierhalter greift nun auch die Politik vor Ort verstärkt auf und fordert Lösungen. So hat die Gemeindevertretung im hessischen Ehrenberg eine Resolution verabschiedet, wonach eine Bestandsregulierung für den Wolf eingeführt werden soll, was bedeutet, dass er bejagt werden darf. Im Bereich der Gemeinde, die direkt an die Lange Rhön angrenzt, wurden inzwischen schon fünf Wolfsrisse registriert.
Rhöner Gemeinden denken über länderübergreifende Resolution für Abschuss nach
Inzwischen ist hinter den Kulissen auch zu hören, dass in verschiedenen bayerischen Gemeinde-Allianzen der oberen Rhön derzeit darüber nachgedacht wird, gemeinsam eine ähnliche Resolution zu verabschieden. Und das womöglich sogar zusammen mit den angrenzenden Kommunen in der thüringischen und hessischen Rhön.

Rhön-Grabfelds Landrat Thomas Habermann, der schon seit längerem die Position vertritt, dass die Wolfpopulation anlassunabhängig reduziert werden sollte, startete in Anbetracht der verschärften Situation erneut eine Initiative. Er traf sich in München mit dem Amtschef des Umweltministeriums und dem Präsidenten des Landesamtes für Umwelt (LfU), um die verschärfte Wolfsproblematik und rechtliche Möglichkeiten zu erörtern.
Wie er im Anschluss informierte, sei es dabei zum einen darum gegangen, das Verfahren effizienter zu machen, um nach einer Wolfsattacke, eine Abschussgenehmigung zu erreichen. Habermann wies in diesem Zusammenhang allerdings auch darauf hin, dass für die Problemwölfin GW3092f Muttertierschutz gilt, solange Welpen auf sie angewiesen sind. Der Schutz dürfte, so seine Einschätzung, Anfang August auslaufen, wenn die Jungtiere etwa zehn Wochen alt und selbstständig sind.
Wolfsabschuss durch Expertenteam und heimische Jäger
Daneben, so Habermann, habe er eine Verbesserung der Kommunikation zwischen LfU und den betroffenen Herdenbesitzern nach Wolfsrissen angesprochen. Die Betroffenen müssten geregelt und "flott" informiert werden.
Weiter habe man Wege erörtert, wie auf politischem Weg ein anlassunabhängiges Bestandsmanagement für den Wolf erreicht werden kann. In der aktuellen Situation mit der Ampelregierung seien keine wesentlichen Änderungen zu erwarten. So sei unter anderem über das Forcieren einer Bundesratsinitiative gesprochen worden.
Dabei sei auch die jüngst vom Umweltministerium initiierte "Maßnahmengruppe Wolf", einem Expertenteam des Bayerischen Jagdverbands und des Bayerischen Bauernverbands für den Abschuss von Wölfen thematisiert worden. Er habe hier angeregt, auch die Revierinhaber vor Ort und die beauftragten Jäger mit einzubeziehen, so Habermann.
Damit aktuell schon Abschussgenehmigungen umgesetzt werden können, wiederholte Habermann seinen Appell an die Tierhalter, nach einem Riss zwei oder drei Tage nicht an die Öffentlichkeit zu gehen. Nur so könnten Klagen gegen mögliche Abschussgenehmigungen verhindert werden.
EuGH stärkt den Schutz von Wölfen
Während diese Entwicklungen bedrohlich für die Fähe GW3092f scheinen, gab es am Donnerstag eine Nachricht, die günstig für Wölfe, aber sehr problematisch für Weidetierhalter sein dürfte. Der Europäische Gerichtshof hat Grundsätze für den Abschuss von Wölfen festgelegt, wonach die Tiere nur im absoluten Ausnahmefall getötet werden dürfen. Nach Ansicht von Experten hat das Gericht damit die Hürden für entsprechende Genehmigungen erhöht. Wie sich das Urteil in Deutschland auswirkt, muss sich noch zeigen. In der kommenden Woche könnte es erste Hinweise geben. Dann wird sich der Bayerische Verwaltungsgerichtshof mit den bayerischen Regelungen zum Wolfsabschuss beschäftigen. Dabei müssen die Richter auch das neue EuGH-Urteil berücksichtigen.
Sondern von dem bösen Schwein handeln würde... Erstaunlich wie tief ängste verwurzelt sein können. Und wie diese zur Zeit bespielt werden.
Ihnen wäre schon geholfen, wenn der Schutzstatus des Wolfs (streng geschützt) ein paar Stufen niedriger angesetzt wäre. Das wäre ohne viel Bürokratie möglich. Und die haben vor allem die Ämter zu verantworten, nicht der Gesetzgeber. Die Beschäftigten der Staatsforsten wissen sehr gut, wie man mit der Herausforderung Wolf umgeht. Und Zuschüsse für Zäune und Herdenschutzhunde gibt es ja ja auch reichlich.
Gar nicht zu Wort kommen hier die Förster und Jäger. Für sie ist das Wirken des Wolfs geradezu ein Segen, weil er das Überhandnehmen des Rot- und Rehwilds merklich ausbremst und so die immensen Verbissschäden in Grenzen halten kann.
Man kann natürlich auch auch die Abschussquoten immer weiter erhöhen. Nur hält sich niemand daran.
Jäger und Förster schützen, pflegen, sorgen für Gleichgewicht und Ausgewogenheit und hegen und töten nicht aus Fressgier oder aus Instinkr!
Und woher kommen Ihre Beurteilungen?
auf die nächste "Bauern-Bashing-Demo". Miese Tierhaltung, zuviel Agrogifte, zuwenig Kümmern um Tier & Pflanze - aber wehe, beim Discounter steigt der Milch- oder Butter- oder Backwarenpreis um 10 ct.
Und bin auch mal gespannt auf den nächsten Knüppel, den man den Bauern zwischen die Beine wirft. Nach dem Wolf muss wahrscheinlich auch der Bär hier wieder heimisch werden/ darf ohne Beutegreifermanagement durch die Gegend streifen, und wenn er sich irgendwo eine Kuh holt, muss vmtl. der betroffene Bauer 25 Seiten Antrag ausfüllen, um (ca.) 100 Euro zu bekommen (wenn er nachweisen kann, einen vernünftigen Bärenschutzzaun - auf eigene Rechnung, versteht sich - errichtet zu haben)...
Irgendwie habe ich das dumme Gefühl, die Anzahl der Bauern in D wird (auch ohne Bär...) weiter abnehmen und die Fläche der Agrarindustriebetriebe dafür zulegen, denn mit der Gemengelage kommen nur Großbetriebe klar, die (wirklich) genug EU-Zuschüsse kriegen.
Und nun basht mich!
Mehrere Todesfälle pro Jahr, verursacht durch Kühe, aber der Wolf ist böse und am End' wollen die Grrrünen der Gesellschaft auch noch einen Bären aufbinden, bzw. aufs Auge drücken😉.
Außerdem sind Forschende grad damit beschäftigt, die Mammut-Gene zu entschlüsseln, hoffentlich werden die dann auch wieder in der Hochrhön heimisch 😅.
https://www.scinexx.de/news/technik/mammut-genom-entschluesselt/#:~:text=Das%20Genom%20des%20Mammuts%20ist,DNA%2DBasen%20wurden%20daf%C3%BCr%20dekodiert.
Aber zurück zur Sachlichkeit; Menschen und Natur sollen Wege zum zusammen Klarkommen finden, aber Ausrottungs-Phantasien und Panikmache sind dabei eher unnütz.
https://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%B6festerben
Allgemeiner Konsens ist offenbar, den Bauern kann man immer noch was aufs Auge drücken/ ihre Erwerbsbasis weiter beschneiden, und das stecken die alles locker weg und erzeugen Super-Bio-Produkte zum bürgergeldfreundlichen Preis. Oder etwa nicht?
Das hier könnte ernüchternd wirken (auch auf die grrrüne Beteiligung an der Ampel):
https://www.bund.net/themen/landwirtschaft/eu-agrarpolitik/
Was dem selbstständigen Bauern heutzutage zugemutet wird, geht auf keine Kuhhaut. Die Konsequenzen werden unsere Kinder und Enkel genießen dürfen - wenn es (praktisch) nur noch Agrarfabriken gibt, bei denen die Tiere nie aus dem Stall rauskommen. Oder wo soll das Ihrer Meinung nach hinführen?
Für die "Agrarfabriken" seid ihr Bauern doch die Steigbügelhalter.
Euer letzter Protest hat vor allem denen genutzt. Die profitieren doch am meisten von der aktuellen Situation oder etwa nicht? Eurem Bauernverband sind die Kleinbauern doch egal. Die favorisieren ganz klar Großbetriebe und machen nicht mal ein Geheimnis draus.
Aber die Hoffnung schwindet zuletzt. Bald hat wieder die CSU in Bayern das Sagen wenn die Grünen weg sind, gell???
Dann werdet Ihr merken, dass es genauso weitergeht, wie unter der Ampel, weil die Vorschriften in Bayern SCHON IMMER von der Staatsregierung und damit die CSU und neuerdings ein bisschen die FW gemacht wurden, weil das in unserem Föderalismus eben so ist.
erstens bin ich zwar Spross einer Bauernfamilie, aber kann meinen Cousin fürs Weitermachen nur bewundern.
Zweitens geht es darum, dass der Wolf genau wie viele andere Dinge "nur" eine der "kleinen Nöckeligkeiten" ist, die Familienbetriebe weiter an den Rand der Insolvenz bringen.
Drittens - anscheinend schon wieder vergessen - war auch mal "Problembär Bruno" in Bayern unterwegs, und es gab eine Reihe von Stimmen, die das super fanden. Vmtl. lauter Nicht-Betroffene?
Viertens - ich bring das jetzt etwas überspitzt auf den Punkt - mit diesen vorgeschützt ach so ökologischen Wiederansiedlungen großer Beutegreifer leistet man im Endeffekt nur der unökologischen Agrarfabrik Vorschub, denn die kommt Dank reichlich fließender Zuschüsse auch mit den kleinen Nöckeligkeiten klar. Und ist vmtl. nebenbei der beste Amigo des bayerischen Löwen. Aber nur zu. Wenn Sie das auf die ganz harte Tour lernen wollen, dann nur weiter so.
Schließlich ist das doch unser Wappentier, oder?
Gesetze und Verordnungen kann, besser gesagt könnte man jederzeit ändern, leider fehlt dazu oftmals der politische Wille.
Um so mehr muss man Entscheidungsträger auf kommunaler Ebene ermutigen und unterstützen, Ermessensspielräume großzügig zu nutzen. Ansonsten werden die Betroffenen selbst eine Lösung suchen und finden (3 S).
Mit diesem hochgegriffenen Schlagwort versucht der Bauernverband sämtliche Wolfshasser*innen der Gegend nach Bad Neustadt zu mobilisieren.
Naja, der Wolf macht halt sein Wolfsding,
wer scheinbar wahnsinnig geworden ist,
das ist der Mensch mit seiner abartigen Zerstörungswut auf sämtlichen Ebenen.
Die Politik und Berufsverbände sollte sich darum kümmern ,
daß bestehende Regelungen eingehalten werden,
hier versucht man scheinbar,
Klientelpolitik zulasten des Wolfs durchzudrücken.
Landrat Habermanns Ratschlag,
sich doch bei diesem Thema als betroffene Tierhalter*innen bedeckt zu halten,
weil zu viel Öffentlichkeit zu vermeiden sei, der erinnert mich massiv an die Weisheit in Jagdkreisen zum Thema Wolf:
Schießen - Schaufeln - Schweigen
Zuviel Öffentlichkeit und Trans*parenz könnte scheinbar Teile des Politikbetriebes beunruhigen.
Einen Interessenausgleich braucht es natürlich,
aber bitte nicht dermaßen einseitig auf Kosten der Wolfspopulation in Deutschland.