Die enttäuschte Frage "Ist es schon rum?" bekommt Andrea Schmitt öfter zu hören, wenn das Ende einer Unterrichtseinheit erreicht ist. Während Kinder im Schulunterricht oft nur darauf warten, dass die Stunde endlich beendet ist, erlebt die Studienleiterin am Schullandheim Bauersberg regelmäßig, dass die Teilnehmer in ihrer Begeisterung gar nicht merken, wie die Zeit vergeht.
Das wundert den langjährigen Heimleiter Dieter Köstler nicht. "Die Kinder merken hier gar nicht, dass sie etwas lernen", so seine Erfahrung. Schließlich findet "Unterricht" hier in einer ganz anderen Umgebung wie im Mint-Labor, draußen im Wald oder am Bach statt, so Schmitt.
"Umweltbildung in Verbindung mit Geologie und Geographie", die "Wasserschule Unterfranken" oder "MINT/Naturwissenschaften mit dem Schwerpunkt Chemie" sind nur drei von sechs Bildungsschwerpunkten mit 40 bis 60 Unterrichtsmodulen aus dem umfangreichen Angebot am Bauersberg, das vor allem von Schulklassen verschiedener Altersstufen angenommen wird.
Lernen wird am Bauersberg zum Erleben
"Lernen wird hier zum Erleben", beschreibt das Markus Seibel, Geschäftsführer der Schullandheim Hobbach-Bauersberg gGmbH, die die Einrichtung oberhalb von Bischofsheim betreibt. Neben dem sozialen Lernen bei einem Schullandheim-Aufenthalt rückt er das Thema Umweltbildung als zentrale Aufgabe des Bauersbergs in den Focus.
Bildung für nachhaltige Entwicklung, das Umwelterleben, Achtsamkeit und sparsamer Umgang mit Ressourcen seien hier nur einige Stichpunkte, so Seibel. Und natürlich Wasser und Wasserschutz als zentrale Inhalte der Wasserschule Unterfranken, die hier angesiedelt ist. Themen, die aktuell gerade in Unterfranken überragende Bedeutung hätten.
11.600 Übernachtungen und mehr als 6500 Teilnehmer an den umweltpädagogischen Angeboten im Vor-Corona-Jahr 2019: Das sind für die Verantwortlichen am Bauersberg einige der Erfolgszahlen, die heuer wieder erreicht werden sollen. Diese Erwartung ist nicht unbegründet, wie Andrea Schmitt betont. Und auch die Nachfrage für 2024 sei vielversprechend, der Sommer praktisch schon ausgebucht.
Erfolgsmodell droht im schlimmsten Fall das Aus
Diese Daten belegen: Das Angebot kommt an, die Nachfrage ist enorm. Dennoch droht dem Schullandheim Bauersberg im schlimmsten Fall das Aus. Der Hintergrund ist bekannt: Die Stadt Schweinfurt, die den Bauersberg nach dem Krieg als Erholungsort für Stadtkinder nutzte, will die Anlage veräußern. Um einen Weiterbetrieb zu ermöglichen, hat die Stadt Bischofsheim sich als möglicher Käufer angeboten und auch der Landkreis Rhön-Grabfeld wäre bereit, sich zu engagieren.
Aber, zunächst müssten die Baulichkeiten oberhalb von Bischofsheim saniert werden. Nach all den Jahren wäre am Bauersberg eine umfassende Modernisierung erforderlich. Brandschutz, Elektroinstallationen oder Sanitäranlagen sind nur einige der Bereiche, in denen Modernisierungsbedarf besteht. Landrat Thomas Habermann geht aufgrund erster Untersuchungen von einer siebenstelligen Summe aus, die erforderlich sein dürfte. Die zu tragen, sehen sich aber weder die Stadt Bischofsheim noch der Landkreis in der Lage.
Entscheidende Weichenstellung für die Zukunft des Bauersbergs
Da eine Sanierung ohne Unterstützung von Außen wohl nicht zu bewältigen ist, steht das Schullandheim nun vor einer entscheidenden Weichenstellung. Im ungünstigsten Fall droht die Schließung und für das Areal müsste eine neue Nutzung gefunden werden. Dagegen wehren sich nicht nur das Team der Einrichtung oder Bischofsheims Bürgermeister Georg Seiffert, auch der Landrat spricht von einem "hohen Interesse", dass diese Einrichtung nicht nur erhalten bleiben müsse, sondern der Standort sogar noch an Bedeutung gewinnen könnte.
Umweltbildung sei Aufgabe des Freistaats, deutet Habermann die Richtung an, aus der man sich vor Ort die Lösung des Finanzproblems erhofft. Die Rhön sei ein Hotspot der Umweltbildung und das Schullandheim hier habe eine Bedeutung über die Region hinaus. In diesem Zusammenhang hebt er besonders den Bauersberg als Standort der Wasserschule Unterfranken hervor. Für ihn ein Thema mit "riesiger Aktualität", was sich nicht zuletzt wieder beim "Wassergipfel" in München gezeigt habe.
Standort für Schullandheim und Biodiversitätszentrum in Bischofsheim
Eine Variante, wie der Standort Bauersberg im Sinne Habermanns sogar noch deutlich aufgewertet werden könnte, kam im Frühjahr in die Diskussion. Mit einer Gesamtfläche von rund sieben Hektar ist das Gelände nicht nur groß genug als Standort für das Schullandheim, hier wäre auch Platz für den angekündigten Neubau des Biodiversitätszentrums. Damit, so der "besondere Charme" dieser Variante, könnte ein bayernweit bedeutendes Zentrum für Umweltbildung und Umweltforschung oberhalb von Bischofsheim entstehen, ein "Bildungs- und Forschungscampus für Biodiversität und Nachhaltigkeit", wie Markus Seibel es betiteln würde.
Um eine Schließung zu vermeiden und die Entwicklung in ihrem Sinne voranzutreiben, trafen sich jetzt Verantwortliche aus Bischofsheim, Schweinfurt und aus dem Landratsamt, um das weitere Vorgehen abzustimmen und Wege zu erarbeiten, wie es oben am Bauersberg weitergehen könnte. Die Lösung, da sind Bischofsheims Bürgermeister Georg Seiffert, der Landrat und Markus Seibel einer Meinung, wären Gelder von der Landesregierung.
Laufender Betrieb ist wirtschaftlich machbar
Nicht für den laufenden Betrieb, da verweist Seibel auf eine Prüfung aus dem Jahr 2021. Die habe attestiert, das Schullandheim könne wirtschaftlich betrieben werden. "Aber für Investitionen und den künftigen Bauunterhalt benötigen wir einen starken Partner", so Seibel.
Bei dem Treffen der Verantwortlichen sei auch Post verfasst worden, die inzwischen abgegangen ist. In einer Präsentation werden die Bedeutung des Schullandheims, die aktuelle Problematik und die Notwendigkeit einer Unterstützung vorgestellt. Gleichzeitig geht es darum, einen Termin für ein persönliches Gespräch mit den Verantwortlichen erreichen. Die Post ging zum einen an das Umweltministerium, zum andern an den hiesigen Landtagsabgeordneten und Staatssekretär im Innenministerium, Sandro Kirchner.