Fehlende Planungssicherheit, staatliche Vorgaben und Rückzahlungen von Hilfsgeldern setzen dem Schullandheim Bauersberg zu. Markus Seibel (Geschäftsführer der Schullandheim Hobbach-Bauersberg gGmbH) und Dr. Andrea Schmitt (Leiterin des Studienhauses am Bauersberg) sitzen in einem leeren, aber wohl temperierten Gebäude. Geheizt werden müssen die alten Gebäude, die Aufenthaltsräume, die Werkstätten und das Labor. "Heizen wir nicht verrosten und verschimmeln uns die Geräte in der Werkstatt", erklärt Schmitt.
Keine Schülerinnen und Schüler, keine Lehrkräfte und das Personal in Kurzarbeit. Eine trostlose Situation, in der es nicht einfach ist, den Mut und die Zuversicht nicht zu verlieren. Seibel betont, dass er im Grund niemand sei, der schnell über das Schicksal klage, doch so langsam werde es Zeit, dass es auch für die Schullandheime eine Perspektive gebe.
Bis Weihnachten waren laut Bayerischen Kultusministerium mehrtägige Schulfahrten nicht gestattet. Bis Ostern werden sie nicht empfohlen. "Keine Lehrkraft setzt sich über die Empfehlung hinweg", wissen Seibel und Schmitt aus eigener Erfahrung. Dabei müsse unterschieden werden, ein Schullandheimaufenthalt sei keine Klassenfahrt mit "Halligalli" sondern eine gute Möglichkeit in einem abgeschlossenen Bereich Lernstoff zu vertiefen und aufzuholen und zugleich die sozialen Kompetenzen zu stärken, was gerade in der Zeit von Homeschooling vielfach nicht möglich war. Ein Schullandheim bezeichnet Seibel als eine "sichere Insel", die Klassen blieben unter sich, ein Hygienekonzept wurde ausgearbeitet.
Seibel kritisiert die Haltung des Kultusministeriums, nach der Schullandheimaufenthalte wie ein Luxus erscheinen, auf den in Zeiten der Not verzichtet werden könne. "Gerade ein Schullandheim bietet die Möglichkeit Defizite aufzuholen und Lernstoff auf ganz andere Art und Weise und viel intensiver zu vertiefen".
"Immer wieder wird über Lockerung gesprochen, für Gastronomie und Kultur. Bei aller Diskussion kommen Klassen- und Schulfahrten und die Jugendarbeit zu kurz", moniert Seibel. "Die Regeln für Schullandheime waren in der Pandemie gleich doppelt und dreifach strenger."
"Wir hoffen, dass das Kultusministerium die Empfehlung keine mehrtägigen Schulfahrten zu unternehmen, nicht noch einmal verlängert. Wir erwarten zudem, dass in Zukunft stärker an Schullandheime gedacht wird." Schullandheime seien als außerschulische Lernorte eine wichtige Infrastruktur, doch für eigenwirtschaftliche Betreiber wie die Hobbach-Bauersberg gGmbH sei es immer schwieriger noch durchzuhalten.
Im Schuljahr 2020/21 war im Juli 2021 lediglich eine Schule mit drei Klassen am Bauersberg. "Nach über einem Jahr Leerstand", machte Schmitt aufmerksam. Seither sei wiederum Ruhe im Schullandheim. Umsatzeinbußen, Personalfluktuation, keine Planungssicherheit prägen für Seibel und Schmitt seit März 2020 den Alltag. Dabei sei die Nachfrage nach Schullandheimaufenthalten durchaus gegeben. "Wenn wir dürfen sind wir ab Ostern voll". Die Reservierungen und Anfragen liegen vor. "Die Schulen trauen sich aber erst, wenn das Kultusministerium grünes Licht gibt." Offen sei bislang, ob überhaupt und wenn mit welchen Kapazitäten eine Belegung möglich wäre. "Wer darf mit wem in ein Zimmer? Wir haben vier und sechser Zimmer, können wir die voll belegen oder dürfen nur zwei Hausstände in ein Zimmer?"
Die Hygieneauflagen erfordern zudem einen höheren Personalaufwand, sowohl bei der Essensausgabe, als auch in der Küche, da Küchendienst für die Klassen unter den aktuellen Bedingungen nicht möglich sei. Doch wieviel Personal werde benötigt und ab wann?, diese Fragen seien auch offen.
Sicher gab es für Schullandheim diverse staatliche Fördermittel, Rettungsschirme und Sonderprogramme. An Mittel zu kommen sei meist unkompliziert möglich gewesen. Doch nach mittlerweile eineinhalb Jahren beginne die Rückzahlung und das Schullandheim steckt noch mitten in der Pandemie. "Es nervt total, man weiß nicht wie viel von dem Geld bleibt", sagte Seibel.
Die Mittel hätten zwar im ersten Schritt geholfen, die Liquidität aufrecht zu erhalten. Doch in Zeiten fehlender Einnahmen nun Rückzahlungen leisten zu müssen, sei zusätzlich schwierig und gehe nur, in dem Rücklagen, die eigentlich für andere Dinge vorgesehen waren, angefasst werden. Seibel versteht, dass es eine korrekte Abrechnung braucht um Überzahlungen zu vermeiden, aber: "Mitten in der Pandemie tut es weh." Denn die Betriebskosten für das Haus bleiben und gehen bei steigenden Energiekosten sogar noch nach oben.
Dennoch bleiben Seibel und Schmitt zuversichtlich: "Wir wollen uns den Optimismus nicht nehmen lassen. Am 23. Mai feiern wir 50 Jahre Schullandheimwerk Unterfranken hier am Bauersberg."