Als Jahrzehnte alte Institution gilt das Schullandheim am Bauersberg in der Rhön, welches seit über 60 Jahren im Besitz der Stadt Schweinfurt ist. Bereits im Dezember 2020 hatte der Stadtrat beschlossen, den Vertrag, der mit dem Schullandheimwerk Unterfranken (SWU) besteht und der Ende 2021 ausläuft, nun nicht mehr zu verlängern. Bislang wird das Schullandheim vom SWU eigenwirtschaftlich betrieben, die Stadt ist für den Bauunterhalt verantwortlich. "Grund dafür ist, dass ein für die Stadt Schweinfurt geringer werdender Nutzen einem immer größer werdenden Aufwand entgegensteht, was sowohl die Investitionen als auch den laufenden Unterhalt betrifft", begründet Kristina Dietz, Pressesprecherin der Stadt Schweinfurt, die Entscheidung gegenüber dieser Redaktion.
So seien etwa die Programme, die angeboten werden können, zurückgegangen, während die Unterhaltskosten stetig stiegen. "Auch hat sich die Teilnahme von Kindern aus der Stadt Schweinfurt in den letzten Jahren stetig reduziert", sagt Dietz. Ebenso zähle das jährliche Zeltlager des Stadtjugendrings auf dem Bauersberg nicht mehr so viele Teilnehmer wie früher. In den kommenden Jahren werden zudem Sanierungen nötig sein, deren Kosten vom Kreisbauamt und dem Bauamt der Stadt Schweinfurt bereits 2019 auf über eine halbe Million Euro geschätzt wurden. Auch deshalb gab es seit Jahren Tendenzen im Schweinfurter Stadtrat, sich aus Kostengründen von dem Heim zu trennen.
Corona zwingt die Stadt zu Einsparungen
Im Rahmen der deutlich geringer werdenden Einnahmesituation habe die Stadt Schweinfurt entschieden, sich auf das Stadtgebiet zu konzentrieren und Engagements außerhalb "kritisch zu prüfen" und diese gegebenenfalls wie im Fall des Bauersbergs zu beenden, erklärt Dietz. Bezüglich eines möglichen Weiterbetriebs ohne die Stadt liefen aktuell Gespräche mit dem Landkreis Rhön-Grabfeld, der Stadt Bischofsheim und dem Schullandheimwerk Unterfranken. Letzteres habe in den vergangenen Jahren hervorragende Arbeit auf dem Bauersberg geleistet, betont Dietz.
Möglich wäre demzufolge, dass sich der Landkreis Rhön-Grabfeld, aber auch die Stadt Bischofsheim in Zukunft stärker einbringen oder auch das Schullandheimwerk selbst die Liegenschaft erwirbt. Aktuell laufe die Wertermittlung für das Grundstück. Nach Abschluss werde die Liegenschaft ausgeschrieben und zum Erwerb angeboten.
Enttäuschung nach der Entscheidung Schweinfurts
"Grundsätzlich bedauern wir die Entscheidung der Stadt Schweinfurt sehr", sagt Markus Seibel, Geschäftsführer der Schullandheim Hobbach-Bauersberg gGmbH auf Anfrage der Redaktion. Die Tochtergesellschaft des Schullandheimwerkes Unterfranken ist seit 2019 unter anderem für die Bewirtschaftung des Schullandheimes Bauersberg zuständig. Schweinfurt sei über die Jahre, was Instandsetzung und Erneuerung angeht, eine große Unterstützung am Bauersberg gewesen, betont Seibel. Und auf diese sei man auch angewiesen. Deshalb sei eine eigene Übernahme der Immobilie aktuell nicht einfach so möglich. Seibel will dieses Szenario aber auch nicht ausschließen.
Man sei nun offen für diverse mögliche Zukunftslösungen. "Wir stehen als Verantwortliche in Verein und Geschäftsführung mit zahlreichen Akteuren in Landkreis Rhön-Grabfeld im engen Kontakt." Gemeinsam arbeite man derzeit an einer langfristigen Zukunftsperspektive für den Bauersberg – als Schullandheim mit den Schwerpunkten Umweltbildung, MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik), Wasserschule und Demokratieerziehung. Wie die Zukunft aussieht, könne man derzeit noch nicht absehen. In einem Punkt ist sich Seibel aber sicher: Die Schullandheimarbeit werde auch bei einem Wechsel der Eigentumsverhältnisse erfolgreich weitergeführt.
Wegen Corona: Schullandheim seit einem Jahr geschlossen
Dass in den vergangenen Jahren immer weniger Besucher aus Schweinfurt selbst an den Bauersberg gekommen sind, will Seibel der Stadt selbst nicht ankreiden. "Das entscheidet die jeweilige Schule immer noch selbst." Er lobt zudem den bisherigen stets guten Austausch mit der Stadt. Dennoch bezweifelt Seibel, dass Schweinfurt die Vorzüge der hauseigenen Angebote – wie etwa die zu Umwelt-, Klima- und Nachhaltigkeitsthemen, die naturwissenschaftlichen Bezüge vor allem mit Geologie und Geographie oder die sogenannte Wasserschule im Auftrag der Regierung von Unterfranken – immer ausreichend erkannt habe.
Laut Seibel wurden 2019 im Haus rund 11 700 Übernachtungen und etwa 6500 Teilnehmer an umweltpädagogischen Angeboten pro Jahr gezählt. Seit März 2020 habe das Schullandheim allerdings aufgrund der Coronapandemie geschlossen. "Corona hat uns stark getroffen, im vergangenen Jahr hatten wir nur 540 Übernachtungen." Seitdem sind die Mitarbeiter in Kurzarbeit. Laut des letzten vorliegenden Schreibens des Kultusministeriums könne man mit Schulfahrten wieder ab 13. April rechnen. Und: "Ab Ostern ist die Belegsituation gut bis sehr gut", sagt Seibel. Jedoch ist ihm klar, dass sich bis dahin noch vieles ändern könnte. Auch durch aktualisierte Vorgaben des Kultusministeriums. Er rechnet deshalb nicht mit einem baldigen Normalbetrieb.
Viele Lehrer haben doch gar keine Lust mehr, mit Ihren Schülern eine Woche Schullandheim Aufenthalt zu machen. Auch wenn die Eltern es wollen, müssen die Lehrer nicht, ohne dass Konsequenzen drohen. (Sind ja Beamte!!)
Allerdings passt hier auch im "rechtlichen Bereich, Aufsichtspflicht" einiges nicht, sodass man die "faulen" Lehrer sogar verstehen kann.