Überall in der Rhön lassen sich Spuren finden, die gemäß alter Erzählungen auf den Teufel oder auf Hexen und ihre Zusammentreffen mit Menschen zurückzuführen sein sollen. Einer dieser Orte ist die Teufelsmühle oberhalb von Bischofsheim (Lkr. Rhön-Grabfeld) im idyllischen Tal des Schwarzbachs, um dessen Entstehung sich eine schöne Sage rankt.
Der kleine Wasserfall ist nicht erst seit Corona bei vielen Rhön-Besuchern beliebt, da er in einer besonders schönen Waldlandschaft gelegen ist und ein Besuch sich mit unterschiedlich anspruchsvollen Wandertouren verbinden lässt. Unterwegs finden sich weitere Sehenswürdigkeiten - und Gastronomie.
Eine dieser Anlaufstellen ist der mitten im Wald gelegene Rothsee am Bauersberg, etwa zwei Kilometer oberhalb von Bischofsheim am Beginn der Hochrhönstraße. Die Besucher schätzen nicht nur die Ruhe an dem von Bäumen umgebenen kleinen (Angel-)Gewässer auf einer Höhe von 642 Metern, sondern auch das Angebot der am Ufer gelegenen Fischerhütte.
Wenige Meter entfernt, zwischen Parkplatz und See, gibt es den Braunkohlestollen "Einigkeit 1844" zu entdecken, ein kleines Besucherbergwerk, das die Geschichte des Bergbaues in der Rhön und hier am Bauersberg veranschaulichen soll. Der Stollen ist der Nachbau eines Originals wenige hundert Meter oberhalb, das der Erweiterung eines großen Basaltsteinbruches weichen musste. Über das Thema Rhöner Basalt erfährt man auf einem geologischen Lehrpfad rund um den See mehr.
Über den Rundweg 4 ist vom See aus die Strecke zur Teufelsmühle ausgeschildert, die man nach knapp zwei Kilometer auf einem abwechslungsreichen Waldweg entlang des Baches erreicht. Hier am etwa fünf Meter hohen Wasserfall, der in Kaskaden über schwarzen Basalt den Berg hinunterstürzt, soll der Sage nach ein gewitzter Müller den Teufel hereingelegt haben.
Im Gegenzug dafür, dass er ihm an dieser Stelle eine Mühle baute und seine ums Leben gekommene Familie wieder brachte, hatte der Müller dem Teufel die Seele derjenigen versprochen, die sich zuerst hier auf einem bestimmten Stein ausruhen. Als der Teufel eines Tages in die Mühle trat, um den Müller an sein Versprechen zu erinnern, lachte der ihn aus. Denn der Stein lagen mitten im Mühlteich, und niemand konnte sich darauf setzen.
Nach etwas mehr als einem Kilometer bergan, entlang des über Basaltgestein rauschenden Baches und vorbei an einer Herde schottischer Hochlandrinder, ist das nächste Etappenziel erreicht: das Jagdschloss Holzberghof. Um das Gebäude rankt sich manche Erzählung - wie die, dass einst die Maultiere eines Gestütes hier von der Weide ausgebüxt und zum nahe gelegenen Kreuzberg gelaufen seien, weil sie dort gutes Futter von den Mönchen bekommen hätten.
Auch wenn man es auf den ersten Blick nicht vermutet: Der mittlere Bereich des heute als Restaurant mit Gästezimmern genutzten Gebäudes ist der älteste Teil eines früheren Forsthauses. Den heutigen Charakter erhielt es erst, als ein dänischer Graf zwischen 1909 und 1911 einen Anbau im Stil eines dänischen Schlossen als "Schloss Frederikstein am Münzkopf" errichten ließ.
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Um eben diesen Münzkopf herum führt der Rundweg 9 nun über sechs Kilometer durch eine abwechslungsreiche Waldlandschaft mit einigen bemerkenswerten Ausblicken zur nächsten Station, dem Haus am Roten Moor. Hier stehen nicht nur Essen und Trinken im Mittelpunkt, in einem Teil des Gebäudes ist eine kleine Ausstellung mit Informationen zum nahen Moor untergebracht.
Ein Abstecher ins Rote Moor ist dann Pflicht. Beim Gang über den Rundweg mit dem Holzbohlensteg zum kleinen Aussichtsturm kann man sich eine der vielen Sagen in Erinnerung rufen lassen, die wohl über jedes Moor im Umlauf sind. So sollen in den Wirren des Dreißigjährigen Kriegs Schweden hierher gekommen sein und ein verstecktes Moordorf aufgestöbert haben. Um die Soldaten abzulenken, floh eine junge Frau mit ihrem feuerroten Kleid ins dunkle Moor.
Geblendet von ihrer Schönheit folgten ihr die Soldaten - und versanken mit ihr im Morast. An lauen Sommernächten klettert die Moorjungfrau nun aus dem Moorauge, wirft ihr durchnässtes Kleid über und macht sich auf die Suche nach ihrem einstigen Dorf. Weil sie es nicht findet, muss sie immer wieder kommen.
Zurück beim Haus am Roten Moor ist die nächste Station unübersehbar. Über eine blumenreiche Wiesenlandschaft geht es hoch zum Heidelstein mit seinem 218 Meter hohen Sendemasten, der hier seit 1969 in den Himmel über der Rhön ragt. Der kurze Aufstieg wird mit einer herrlichen Aussicht über die hessische Rhön belohnt, bevor nach knapp einem Kilometer das Denkmal für die verstorbenen Mitglieder des Rhönklubs erreicht ist.
Bei einem kleinen Abstecher Richtung Schornhecke findet sich linker Hand in einiger Entfernung ein Steinblock mit der Aufschrift Langemark, ein Mahnmal an eine ebenso unsinnige wie verlustreiche Schlacht im Ersten Weltkrieg nahe des gleichnamigen belgischen Ortes.
Oben auf diesem Stein findet sich ein kleines Steinkreuz, das an eine besonders traurige Begebenheit aus dem Jahr 1803 erinnert. Im tiefen Rhöner Winter brach ein armer Tagelöhner, der hier mit seiner Tochter Catharina unterwegs war, um Arbeit und Nahrung zu bekommen, am "Schlagfluss" zusammen. Nach tiefem Frost und Schneesturm wurden beide drei Tage später erfroren gefunden. Um ihn zu wärmen hatte das Mädchen dem Vater noch ihren Mantel um den Kopf gelegt, seine Füße mit ihrer Mütze umwickelt und sich schließlich auf ihn gelegt. Dann wurde auch sie vom "eisigen Tode angerührt", wie es der damalige Pfarrer im Kirchenmatrikel beschreibt. "Die Tränen auf den Backen waren ihr gefroren."
Nun führt der Weg nun zurück über das Ehrenmal in Richtung Basaltsee. Die nachdenkliche Stimmung schwindet schnell bei einem der schönsten Ausblicke über die strukturreiche Landschaft der Langen Rhön, wobei der weiche Grasweg manchen verführt, diese Strecke barfuß zu bewältigen. Bald sind die Hochrhönstraße und die Straße nach Ginolfs gequert und es geht auf den letzten Kilometern durch eine abwechslungsreiche Wald- und Wiesenlandschaft in Richtung des Ausgangspunktes am Rothsee.
Bevor die gut 22 Kilometer lange Tour abgeschlossen ist, lohnt ein abschließender Blick in den riesigen Basaltsteinbruch und auf Bischofsheim. Ob man sich für die Mühen der Tour in der Fischerhütte, im Holzberghof oder in der schmucken Stadt belohnt, bleibt jedem selbst überlassen.