Burgen oder das, was von ihnen übrig ist, umgibt nicht selten die Aura des Geheimnisvollen. Vielen dieser Zeugen einer längst vergangenen Epoche wird nachgesagt, dass dort in mondlosen Nächten Geister ihr Unwesen treiben. Über andere gibt es Sagen, die das Blut in den Adern gefrieren lassen. Auch die Geschichte von der Wildburg im Landkreis Rhön-Grabfeld, deren erste Nennung vor 900 Jahren heuer gefeiert wird und an der mehrere Wanderwege vorbeiführen, ist nicht von der Art, die man kleinen Kindern vor dem Zubettgehen erzählt.
Da geht es um drei Handwerksburschen, die dem Gerücht nachgingen, dass in den Kellern der Ruine Wildburg bei Sulzfeld im Grabfeld Schätze vergraben sein sollen. Vor Ort stellten die jungen Männer fest, dass man nur mithilfe eines Seils von oben in den Keller gelangen konnte. Der Erste ließ sich gleich wieder hochziehen, als er im flackernden Kerzenlicht den Teufel persönlich auf der Geldkiste sitzen sah.
Noch heute soll ein Geist um die Burg herum irren
Als der zweite Bursche sich hinab hangelte, hatte sich der Teufel wieder verflüchtigt. Der Bursche schnappte sich die Truhe und hievte sie mit Unterstützung der anderen beiden nach oben. Es kam wie es kommen musste in solchen Fällen, in denen der Beelzebub seine Finger im Spiel hat. Zuerst, so die Erzählung, ermordeten zwei den Dritten, weil sie mit ihm nicht teilen wollten. Dann erschlug der eine den anderen aus Wut, weil sie feststellten, dass nichts in der Kiste war. Der Mörder soll heute noch als Geist umherirren und keine Ruhe finden.
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Kein Wunder also, dass sich in Zeiten, als man solche Schreckensgeschichten noch ernster nahm, kaum ein Erwachsener hinauf getraut hat zur Burg, von Kindern ganz zu schweigen. Gefahren gibt es allerdings heute dort auch noch, wenngleich man nicht um sein Leben fürchten muss. Wer auf dem Ruinengelände nicht aufpasst, wo er hintritt auf den zum Teil steilen und bei Regen rutschigen Pfaden, der kann schon ins Straucheln geraten. Auch in den noch in Teilen erhaltenen Gewölbekeller können Unvorsichtige hineinfallen.
Der bayerische Staat investiert 100.000 Euro in den Erhalt der Ruine
Immer wieder war in den vergangenen Jahrzehnten am Gelände gearbeitet worden, im Jubiläumsjahr wird das gesamte Areal saniert. 100.000 Euro stellt der Freistaat dafür bereit, sagt Heiko Stölzner, Leiter des Forstbetriebs Bad Königshofen, zu dem die Burgruine Wildburg im Revier Bundorf gehört. Sämtliche Mauerreste werden jetzt von Bewuchs gesäubert und, wo notwendig, neu verfugt. Auch die die Absperrungen werden erneuert, die eh schon üppige Beschilderung wird weiter ergänzt. "Hier wird nichts neu aufgebaut, sondern vor dem Verfall bewahrt", sagt der Forstbetriebsleiter.
Erstmals erwähnt wird die Burg Wildberg, wie sie auch genannt wird, im Jahr 1122. Auf einer Bergnase in 463 Meter Höhe gelegen, hatte sie die Ausmaße von 65 mal 20 Meter. Zerstört wurde sie 1526 während des Bauernaufstandes vom Bildhäuser Haufen - und nie wieder aufgebaut. Vielmehr diente die Ruine, die zum Burgenlehrpfad des Naturparks Haßberge gehört, später als Steinbruch. Die Mauerreste sind ein regionales Ausflugsziel. Dass hier Menschen verweilen, sieht man auch den Resten eines Lagerfeuers. Das sieht Heiko Stölzner nicht gerne, zumal das Areal als sogenannter Klasse-I-Wald ausgewiesen ist und zu den "wilden Wäldern" Bayern gehört. Alle Bäume oder toten Äste, die aus Sicherheitsgründen geschlagen werden müssen, bleiben dort liegen und bieten Insekten und Vögeln Rückzugsmöglichkeiten.
Auf dem historischen Rennweg bis nach Hallstadt bei Bamberg
Gleich neben der Burg verläuft der Rennweg: im Mittelalter ein Weg für Eilboten, jetzt eine Strecke für Wanderer und Mountainbiker, die es nicht so eilig haben. Der vom Tourismusbüro Haßberge kartierte Weg beginnt bei Sulzfeld und führt vom Badesee und Campingplatz über gut zwei Kilometer hinauf zur Wildburg. Von dort geht es dann noch gut 60 Kilometer bis nach Hallstadt bei Bamberg. Vom Weg an der Ruine aus genießt man durch ein frei von Bäumen gehaltenes Sichtfeld einen schönen Blick auf Sulzfeld und die Umgebung.
Auf dem Rennweg, der meist etwas abseits von der Wohnbebauung auf den Kammlagen der Haßberge über Forst- und Feldwege führt, verlaufen zumindest teilweise noch andere Wanderwege. Darunter sind der Kelten-Erlebnisweg, der Burgen- und Schlösserweg im Naturpark Hassberge und der Jubiläumsweg des Haßberg-Wandervereins Sulzfeld.
Wie es heißt, hatte man im Mittelalter den Weg mit Absicht so weit weg von Dörfern und Gehöften angelegt. Die Boten, die ja mit eiligen Depeschen unterwegs waren, sollten gar nicht erst in Versuchung kommen, Wirtshäuser aufzusuchen. Darben müssen die Wanderer und Mountainbiker heute natürlich nicht mehr. In den an der Strecke gelegenen Ortschaften bieten sich viel Gelegenheiten zum Einkehren.
Im Landkreis Kitzingen gibt es ein durchaus besuchenswertes Sulzfeld, aber eines ohne Burgruine.
Das Sulzfeld mit Burgruine wohnt im Landkreis Rhön-Grabfeld und da gehört auch der Artikel hin.
Mit freundlichen Grüßen
Ralf Zimmermann, Main-Post Digitales Management