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BISCHOFSHEIM
Tiefe Einblicke in die Arbeit der Rhöner Bergleute
Tiefe Einblicke in die Arbeit der Rhöner Bergleute
Eckert, Marion
 |  aktualisiert: 15.12.2020 14:39 Uhr

Viele Besucher der Rhön haben den oberhalb des Rothsees gelegenen Schaustollen „Einigkeit 1844“ gekannt. Manch einer verschaffte sich hier einen Einblick über den Rhöner Braunkohleabbau der vergangenen Jahrhunderte. Doch 2010 musste dieses Zeugnis des historischen dem modernen Bergbau weichen. Damals erhielt die Basalt-Actien-Gesellschaft (BAG) die Genehmigung, ihren Basalttagebau am Bauersberg zu erweitern. Der alte Stollen befand sich im Erweiterungsgebiet und wurde zurückgebaut.

Damit auch künftige Generationen an die Geschichte des Untertagebergbaus in der Rhön erinnert werden, erklärte sich die BAG bereit, einen neuen Schaustollen im Bereich des Rothsees, direkt am Weg zwischen Parkplatz und der Fischerhütte zu errichten.

Schwierige Bauverhältnisse

Das erwies sich aber als nicht ganz einfach. Man benötigte eine Spezialbaufirma, die einen bergmännischen Stollen errichtet, der einerseits authentisch aussieht und andererseits die damaligen Ausbautechniken (Mauerwerkausbau, deutscher Türstock) dokumentiert, erläutert Projektingenieur Christian Papelitzky von der BAG. Im Bereich des Schaustollens seien zudem die Bauverhältnisse aufgrund von Wasser und tonigen Schichten schwierig, weshalb die Planungen angepasst werden mussten. Die Entwicklung dieser speziellen Bauplanung in Abstimmung mit Bergamt und Bauexperten führte letztlich dazu, dass erst Anfang 2014 mit dem Bau begonnen werden konnte.

Nun aber entsteht ein mächtiges, rund 60 Meter langes, 2,5 Meter breites und auch hohes Bauwerk. Betonwände ragen in die Höhe. Es wird eine Art Röhre entstehen, in der der schmalere und niedrigere Stollen entsprechend dem eines ehemaligen Bergwerks nachgebaut wird, erläutert Papelitzky.

In der Erde verschwunden

„Nach der Fertigstellung wird der Stollen komplett unter der Erde verschwunden sein“, beruhigt Peter Stephan, der Vorarbeiter der Firma Kammerdiener aus Gersfeld vor Ort. Es wird einen horizontalen Eingang nahe des Rothsees geben und eine Wendeltreppe, über die man einen zweiten Eingang erreicht, das sogenannte Huthaus, eine Holzkonstruktion, die früher den Bergmännern als Aufenthaltsraum diente. Dieses wiederum befindet sich nahe des Parkplatzes, so Papelitzky.

Im Inneren wird ein Teil der Röhre mit Basaltsteinen, ein weiterer mit einer Holzkonstruktion, dem sogenannten Deutschen Türstock, so ausgekleidet, dass der Eindruck eines echten Stollen erreicht wird. „Vom Beton wird nichts mehr zu sehen sein“, versicherte Peter Stephan. Der Stollen sei als Durchgang gedacht, mit dem Huthaus im hinteren Bereich. Dahinter „werden auch Schienen verlegt, zur Demonstration, wie der Abbau in früherer Zeit vonstatten ging“, so Stephan. Dieser Bereich sei abgesperrt und nicht zu betreten. Gleichzeitig soll der neue Stollen ein Refugium für Fledermäuse werden und wie sein Vorgänger im Winter gesperrt bleiben.

Es muss sich niemand im Dunkeln fürchten, so Stephan weiter. Im Gegensatz zu früher, als Batterien benötigt wurden, finanzierte die BAG für den neuen Stollen einen Stromanschluss. Schließlich wird der Boden mit einem Schotter-Edelsplitt-Gemisch aufgefüllt.

Es werden ehemalige Gerätschaften der Braunkohlegewinnung ausgestellt sein und auf Informationstafeln im Rahmen des geologischen Lehrpfades, kann der Besucher die entsprechenden Details nachlesen. All das ist nicht ganz billig. Immerhin eine sechsstellige Summe soll der neue Schaustollen kosten. Getragen werden diese Kosten von der BAG.

Im Juni weitgehend fertig

Bischofsheims Bürgermeister Udo Baumann ließ sich dieser Tage von Peter Stephan über den Bau des Schaustollens informieren. „Bis zum 18. Juni werden 80 Prozent der Anlage fertiggestellt sein“, versicherte Stephan. Und auch Christian Papelitzky geht davon aus, dass der Schaustollen im Juni weitgehend fertig ist. Dieser Termin ist für Bischofsheim wichtig. Wird doch am 18. Juni die Mainfrankentour des Bayerischen Rundfunks am Rothsee Station machen. Zwischen 300 und 500 Gäste werden erwartet. Die sollen sich einmal einen ersten Eindruck von der neuen Attraktion der Rhön machen können, auch wenn die letzten Arbeiten möglicherweise erst im September abgeschlossen sind, so Papelitzky.

„Der Schaustollen wird eine tolle Bereicherung für Bischofsheim und eine Aufwertung des gesamten Areals darstellen“, ist sich Udo Baumann sicher. Die Lage zwischen Parkplatz und Rothsee sei geradezu ideal, kommen doch die Wanderer und Spaziergänger automatisch am Stollenbauwerk vorbei. „Das wird auch für Kinder eine interessante Sache werden.“

Basaltabbau am Bauersberg

Der Steinbruch Bauersberg wird im Jahr 1900 von der Firma Bayerische Hartsteinwerke, Würzburg, erschlossen. 1919 übernimmt Viktor Hoesch den Bauersberg mit der Produktion von Rohgestein und Basaltpflaster. Nach der Fertigstellung der Hochrhönstraße errichtet Viktor Hoesch dann ein Basaltwerk am Bauersberg, das später das Werk am Stengerts ersetzt. Die Vereinigten Rhönbasaltwerke übernehmen 1970 das Werk Bauersberg zusammen mit dem Stengerts. 1977 wird die Basalt AG alleiniger Inhaber der Werke in Bischofsheim. Während das Werk Stengerts geschlossen wurde, wird das Werk Bauersberg weiter betrieben. Mit der Genehmigung für die Erweiterung soll der Betrieb für Jahrzehnte gesichert sein.

Großbaustelle: Die Arbeiten am neuen Schaustollen am Rothsee laufen auf Hochtouren. Im Juni, wenn die Mainfrankentour des Bayerischen Rundfunks hier Station macht, soll die Anlage zur weitgehend fertig sein.
Foto: Eckert | Großbaustelle: Die Arbeiten am neuen Schaustollen am Rothsee laufen auf Hochtouren. Im Juni, wenn die Mainfrankentour des Bayerischen Rundfunks hier Station macht, soll die Anlage zur weitgehend fertig sein.
„Außer Betrieb“: Der Vorgänger des neuen Schaustollens, die Grube „Einigkeit“ musste 2010 der Erweiterung des Basaltabbaus am Bauersberg weichen.
Foto: Neumann | „Außer Betrieb“: Der Vorgänger des neuen Schaustollens, die Grube „Einigkeit“ musste 2010 der Erweiterung des Basaltabbaus am Bauersberg weichen.
 
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