Der Sender Heidelstein auf dem gleichnamigen Berg ist als Landmarkte weit über die Rhön hinaus zu sehen. Wer dieser Tage etwas näher an die Sendeanlage der Telekom inmitten der Hochrhön herankommt, kann dort bei günstigem Wetter eine Art Gondel sehen, die sich entlang der stählernen Spanntrosse bewegt, die den 218 Meter hohen Stahlrohrmast halten. In dieser Gondel befinden sich Fachleute, die in schwindelerregenden Höhen an eben diesen Seilen arbeiten.
Seit 1969 und damit seit über 50 Jahren sorgt der Sender für Fernseh-, Radio- und inzwischen auch Handyempfang. Auf dem 926 Meter hohen Berg sind die Witterungsbedingungen zeitweise extrem. Daher sind dort oben immer wieder Kontroll- und Wartungsarbeiten erforderlich. Das gilt für den Stahlrohrmast ebenso wie die für Funkanlagen und die Halteseile. Letztere zum Beispiel werden alljährlich kontrolliert. 2014 wurden sie dann in einer aufwändigen Aktion komplett ausgetauscht.
Entscheidend für die Stabilität des Funkturms
Nach sieben Jahren ist es Zeit für eine turnusmäßige Wartung der Seile, wie Benedikt Albers erläutert. Er ist Sprecher der Deutschen Funkturm GmbH, einer Tochterfirma der Telekom, die den Masten betreibt. Er klärt auch darüber auf, dass der Fachausdruck für die Trossen eigentlich Pardunen lautet. Ein Begriff, der aus der Seefahrt stammt. Dort sind Pardunen Taue, die die Masten auf Segelschiffen halten.
Entsprechend sind auch die Pardunen entscheidend für die Stabilität des Sendeturms. Der steht nämlich auf einer kaum vorstellbar kleinen Grundfläche. Mit einer Rundung, die wie bei einem Kugelgelenk in einer Pfanne ruht. Das gesamte "Gelenk" hat einen Durchmesser von gerade einmal 30 Zentimetern. Damit die 245 Tonnen schwere Rohrkonstruktion stehen bleibt, ist sie von drei Seiten auf jeweils vier Ebenen mit den Pardunen abgespannt.
80 Meter lang ist das jeweils unterste Seil, auf der nächsten Höhe sind es 100, bei der dritte Etage hat das Stahlseil 200 Meter. Die Pardunen an der obersten Ebene in 195 Metern Höhe haben eine Länge von mehr als 240 Metern. Jedes dieser drei Stahlseile wiegt dabei mehr als 2,5 Tonnen, so Benedikt Albers.
Mehr als 1,8 Kilometer Seil am Heidelstein
Entsprechend sind es mehr als 1,8 Kilometer Pardunen, die von Fachleuten nun am Funkturms zur Kontrolle und gleichzeitigen Erneuerung der Schutzbeschichtung befahren werden. "Die Stahlseile sind vor allem im oberen Bereich des Turms teilweise extremen Wetterbedingungen ausgesetzt, sodass wir sie in regelmäßigen Abständen warten", erklärt der Sprecher der Funkturm GmbH.
Der Überzug, der jetzt an den Stahlseilen erneuert wird, ist kein Lack. Wegen der Zugbelastungen erhalten die Trossen einen schmierfettähnlichen Überzug. Der macht Bewegungen mit, reißt nicht und soll so Korrosion und das Eindringen von Wasser verhindern.
Je nach Wetterbedingungen sollen die Arbeiten in etwa drei Wochen abgeschlossen sein. Während der Wartungsarbeiten kann es zu kurzzeitigen Beeinträchtigungen der Radio-Dienste (UKW) kommen. Das betrifft verschiedene hessische Sender und den Deutschlandfunk. Die übrigen Funkdienste wie Fernsehen oder Mobilfunk seien davon nicht berührt, so Benedikt Albers.