
Mit dem Beginn des Jahres 2025 schlägt das Fränkische Freilandmuseum Fladungen ein neues Kapitel auf. An der Spitze steht Niklas Hertwig, ein erfahrener Museumsfachmann, der sich bereits seit 17 Jahren in der Welt der Freilichtmuseen bewegt. Der 49-jährige Volkskundler und Historiker hat seine Wurzeln fest in der Museumswelt verankert und bringt eine Fülle an Erfahrung und Leidenschaft mit in seine neue Rolle als Museumsleiter.
Ein Lebensweg durch die Freilichtmuseen
Niklas Hertwig beschreibt sich selbst als ein "Gewächs der Freilichtmuseen", ein Ausdruck, der seine tiefe Verwurzelung in dieser speziellen Museumsform treffend beschreibt. Sein Weg begann in Worms am Rhein, wo er sein Abitur absolvierte, gefolgt von seinem Zivildienst in Würzburg.

Dort studierte er neuere und neueste Geschichte, mittelalterliche Geschichte sowie Volkskunde. Schon während seines Studiums hatte er erste Berührungspunkte mit Freilichtmuseen und entwickelte eine Faszination für diese Art der Geschichtsvermittlung.
Nach dem Studienabschluss führte ihn sein Weg ins Museumsdorf Cloppenburg im Nordwesten Deutschlands, wo er ein zweijähriges Volontariat absolvierte. Diese Zeit prägte ihn nachhaltig, insbesondere durch die Arbeit am Bildband-Projekt "Bauernhöfe in Nordwestdeutschland", das sein Interesse für Baukultur und Denkmalpflege weckte.
Von Oberbayern zurück nach Unterfranken
Seine nächste Station war das Freilichtmuseum Amerang im Chiemgau, wo er fast ein Jahrzehnt als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig war. Der Wunsch, nach Unterfranken zurückzukehren, brachte ihn 2021 nach Fladungen, wo er zunächst die Bereiche Sammlung und Ausstellungen übernahm und später stellvertretender Museumsleiter wurde.
Visionen und Pläne für die Zukunft
Hertwig sieht das Fladunger Freilandmuseum als einen lebendigen Ort, der Menschen jeden Alters anspricht. "Wir sind ein attraktives Museum und gesellschaftsübergreifend", sagt er. "Das viele Themen abbildet: Bauen, Wohnen, Wirtschaften und das in Kombination mit Tieren - das macht es so spannend", erklärt Hertwig, der seit vier Jahren in Salz lebt.

Auch das Thema Inklusion spielt in Fladungen eine zentrale Rolle. Die Büttnerei aus Sulzthal war das erste große Inklusionsprojekt des Museums. "Hier war Fladungen Vorreiter in der Freilichtmuseumswelt", so Hertwig. Für 2025 plant der neue Museumsleiter einen großen Inklusionstag, der Besucher mit Handicap in den Mittelpunkt stellt.
Ein weiteres Großprojekt ist die Umgestaltung des Museumsparkplatzes, ein Vorhaben, das mit insgesamt rund 2,7 Millionen Euro veranschlagt ist. Zudem wird die Saison im April mit einer großen Ausstellung zu "Pixi - 70 Jahre kleine Bücher" eröffnet, gefolgt von weiteren Veranstaltungen und Ausstellungen.
Herausforderungen und Hoffnungen
Eine der Herausforderungen, denen sich Hertwig stellen muss, ist die Suche nach einem neuen Pächter für die Museumsgaststätte "Zum Schwarzen Adler". Bisher gestaltete sich das allerdings schwierig, aber Hertwig ist optimistisch. "Wir haben momentan Interessenten. Es sieht auch ganz gut aus", sagt Niklas Hertwig und hofft, die Gaststätte bis zum 1. April wiedereröffnen zu können. Sein Wunsch ist es, ein Angebot zu schaffen, das sowohl traditionelle als auch moderne Zielgruppen wie Vegetarier oder Veganer anspricht.

Ohne Teamwork geht es nicht
Aktuell hat das Fladunger Freilandmuseum 21 Mitarbeiter, die in den unterschiedlichsten Fachrichtungen tätig sind – von der Verwaltung über die Museumspädagogik bis hin zum Besucherservice und dem Technikteam. Hertwig beschreibt das Arbeitsklima als kollegial und wertschätzend. "Wir sind Teamplayer. Das muss man hier auch sein, weil so viel ineinandergreift."
Das Freilandmuseum in Fladungen ist seit seiner Eröffnung im Jahr 1990 stetig gewachsen. Die Erweiterung um die Bereiche Hessische und Thüringische Rhön mit der Hofstelle aus Oberbernhards und dem Trafohäuschen aus Brunnhartshausen sind Beispiele für die kontinuierliche Entwicklung des Museums. Das Nordheimer Kalthaus aus den 1950er Jahren und die postgelbe Telefonzelle aus den 1980er Jahren spiegeln bereits einen wichtigen Teil der jüngeren Geschichte wider.

Tankstellen als Teil der Museumslandschaft
Interessant ist hier die aktuelle Entwicklung in anderen Freilichtmuseen, die Tankstellen in ihre Sammlungen integrieren. Auch Hertwig zeigt sich offen für solche Erweiterungen, sofern sie thematisch passen und eine wichtige zeitgeschichtliche Lücke schließen könnten. In Fladungen soll es aber vorerst keine Tankstelle sein, sondern vielleicht ein Aussiedlerhof oder ein anderes passendes Gebäude. Auch beim Thema Handwerk möchte der 49-Jährige am Ball bleiben und historische Handwerkstechniken verstärkt vermitteln.
Für das Jahr 2025 hat Niklas Hertwig große Pläne. Auch neue Formate sollen eingeführt werden, um das Potenzial des Museums voll auszuschöpfen. Hertwig möchte die gute Arbeit seiner Vorgänger fortführen und das Fladunger Freilandmuseum weiterentwickeln.