Museen sind Arbeitgeber für eine große Zahl von Berufsgruppen. Neben wissenschaftlichen Tätigkeiten sind es vor allem vielfältige Dienstleistungen und handwerkliche Arbeiten, die den Betrieb eines Museums sicherstellen. Nur wenige Institutionen setzen dabei bislang auch auf Mitarbeiter mit Handicap. Das Fränkische Freilandmuseum Fladungen aber tut das und erhielt dafür nun das Qualitätssiegel "Mensch inklusive", eine Auszeichnung der Lebenshilfe Schweinfurt.
Eva Hartmann, Leiterin des von der Lebenshilfe Schweinfurt initiierten Projekts "Mensch Inklusive", überreichte das Siegel, ein kleines Schild mit Slogan, und dankte für die gute Zusammenarbeit, für die Offenheit und die Bereitschaft, inklusive Strukturen zu schaffen und einen Mensch mit Behinderung mit ins Boot zu holen. Es koste viel Mut, Inklusion zu wagen, so Hartmann. Und es brauche mutige Teilnehmer, die sich den Schritt ins Berufsleben zutrauen.
Einer davon ist Aaron Marschall. Der 24-Jährige hat unter anderem eine Hörschädigung. Seit Januar 2020 verstärkt er das Team des Fränkischen Freilandmuseums und ist saisonal im Depot und in der Geländepflege tätig. "Ich war schon immer begeistert vom Freilandmuseum", verriet der junge Mann, dem man die Freude an der Arbeit anmerkt. Auch Inklusions-Begleiterin Andrea Arndt habe von Anfang an gespürt, dass sich ihr Schützling hier wohlfühlen wird: "Das Team war offen und freundlich und interessiert."
Bereicherung für das Team des Freilandmuseums
Das bestätigte auch Museumsleiterin Ariane Weidlich. "Inklusion war für uns immer ein Thema." Sie erinnerte an das erste inklusive Museumsprojekt, die Büttnerei aus Sulzthal, und an den barrierefreien Kräutergarten. Mit dem Einstieg von Aaron Marschall sei man einen weiteren Schritt gegangen. Von Beginn an habe die Zusammenarbeit positive Impulse gesetzt und das Team bereichert. Sie habe den Blick und die alltäglichen Arbeitsabläufe geändert sowie die Aufmerksamkeit für mögliche Barrieren geschärft. Von dieser neuen Perspektive würden nicht nur die inklusiven museumspädagogischen Angebote profitieren, sondern alle Arbeitsbereiche des Museums. "Wir sind sehr stolz", so die Museumschefin. "Herr Marschall macht seine Sache sehr genau und schafft einen großen Mehrwert", lobte Ariane Weidlich. Der 24-Jährige habe das vollste Vertrauen aller Mitarbeiter.
"Menschen mit Behinderung sind wichtige Arbeitskollegen. Sie sind eine Bereicherung", sagte Eva Böhm, die Landrat Thomas Habermann vertrat. "Ich bin stolz, dass das Freilandmuseum als eine von wenigen Kultureinrichtungen ausgezeichnet wird", freute sich die stellvertretende Landrätin. Für Böhm war Aaron Marschall kein Unbekannter, sondern ein ehemaliger Schüler, wie sie mit dessen Zustimmung verriet. Als Vertreterin des Landkreises durfte sie anschließend die Urkunde unterzeichnen.
"Jeden Tag aufs Neue Freude"
Zweckverbandsvorsitzender Bezirkstagsprasident Erwin Dotzel nahm diese entgegen. Er freute sich, dass Aaron Marschall einen Arbeitsplatz im Freilandmuseum gefunden hat. An ihn gerichtet fragte Dotzel, ob er sich hier wohlfühle, was dieser mit einem festen Kopfnicken quittierte. "Es macht jeden Tag aufs Neue Freude hier zu arbeiten", sagte Aaron Marschall. Das hörte der Zweckverbandsvorsitzende nur zu gerne und verwies in seiner Funktion als Bezirkstagspräsident auf den Unterfränkischen Inklusionspreis für soziale Projekte.
Bezirksrätin Karin Renner, schon seit Jahren als Behindertenbeauftragte des Bezirks Unterfranken mit dieser Thematik vertraut, betonte die Bedeutung von Arbeit für Menschen mit Behinderungen: "Es ist für jeden Menschen wichtig, eine Arbeit zu haben, aber für Menschen mit Behinderung ist es noch wichtiger." Sie zeigte sich uberzeugt, dass es fur die behinderten Menschen ein gutes Selbstwertgefuhl sei, wenn man in der gesamten Mannschaft eines Betriebes mit aufgenommen wird. Das bringe Erfullung im Leben und im Beruf. Für Renner ist das Projekt "Mensch inklusive" eine "Erfolgsstory", die für "viele glückliche Gesichter" sorgt.