zurück
Fladungen
Spiel, Spaß und Genuss im Fränkischen Freilandmuseum
Lecker: Frische Pellkartoffeln mit Salz aus dem 'Herkules'-Dämpfer schmeckten besonders lecker.
Foto: Tanja Heier | Lecker: Frische Pellkartoffeln mit Salz aus dem "Herkules"-Dämpfer schmeckten besonders lecker.
Tanja Heier
 |  aktualisiert: 09.10.2024 02:44 Uhr

Das Herbstfest zum Saisonabschluss ist alljährlich ein Besuchermagnet im Fränkischen Freilandmuseum Fladungen. Der Aktionstag unter dem Motto "Museumsreif" lockte am 3. Oktober erneut viele Besucher mit Vorführungen, Spielstationen und duftenden Leckereien rund um die Erntezeit in das historische Dorf. Wer mochte, durfte tatkräftig anpacken.

"Äpfel und Birnen müssen reif sein", erklärte Clarissa Orf an ihrem Stand vor dem Dörrhäuschen. Zuerst werden alle Früchte gewaschen und entkernt. Wichtig ist, dass die dünnen Ringe nur einlagig ausgebreitet – und bei konstant 60 Grad Celsius ab und zu gewendet werden. Durch den Wasserentzug bleiben leicht ledrige, köstliche Vitaminbomben übrig. Hier ist Geduld gefragt, da unvollständig getrocknete Früchte schimmeln. Anschließend besitzt das Obst – je nach Sorte – nur noch zehn bis 30 Prozent seines ursprünglichen Feuchtigkeitsgehalts. Seit Tagen liefen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Besucher durften einen Blick ins Innere des Dörrhauses werfen. Tütchen voller Kostproben gab es mit auf den Weg.

Nach tagelanger Vorbereitung wurden die Apfelringe bei 60 Grad Celsius langsam getrocknet, wie der Blick ins Innere des Dörrhauses verriet.
Foto: Tanja Heier | Nach tagelanger Vorbereitung wurden die Apfelringe bei 60 Grad Celsius langsam getrocknet, wie der Blick ins Innere des Dörrhauses verriet.

Wer frische Äpfel, Birnen oder Quitten bevorzugte, der hatte seine Freude am Streuobstmarkt. Sowohl Rhöner Säfte als auch Apfelwein, Apfelbier und Hochprozentiges fanden reichlich Abnehmer.

Kartoffeln rund sechs Monate lang haltbar

"Herkules" lautete die Bezeichnung von Dämpfkolonnen, welche in den 1950er Jahren der Herstellung von Viehfutter dienten. Michael Weber und Markus Freund verarbeiteten am Aktionstag gleich mehrere Zentner Kartoffeln aus Nordheimer Ernte. Bereitwillig erläuterten sie das Verfahren.

Mit Holzscheiten wurde der Dampfkessel zunächst aufgeheizt. So erzeugter Dampf lief über Schläuche in die Dampffässer. 40 Minuten später waren alle Kartoffeln gut durchgegart. Luftdicht eingelagert hielten sie sich rund sechs Monate lang. Kostprobe gefällig? Geschält und gesalzen schmeckten die goldgelben heißen Knollen direkt aus der Hand einfach köstlich.

Ganz schön anstrengend war auch das Apfelpressen. Der frische Saft durfte anschließend probiert werden.
Foto: Tanja Heier | Ganz schön anstrengend war auch das Apfelpressen. Der frische Saft durfte anschließend probiert werden.

In der Küche des Dreiseithofs aus Leutershausen konnte beim historischen Kochprogramm "Was kommt heute auf den Tisch?" der Kochlöffel geschwungen werden. Hermine Fick fertigte Buttermilchstangen nach einem alten, überliefertem Rezept. Butter, Zucker, Eier, Buttermilch, Rahm, Mehl und Natron wurden zu einem Teig verarbeitet, gerollt und ausgebacken. "Wie das duftet", rief eine ältere Dame begeistert. Diese Leckerei müsse sie unbedingt zuhause selbst ausprobieren. Ihr Mann hatte Appetit auf etwas Deftiges. Frisch geräucherte Forelle, Burger, oder doch lieber eine Kürbissuppe? Keine leichte Entscheidung.

Schulunterricht wie früher, aber ohne Rohrstock

Unterricht wie Anno Dazumal wurde im Dorfschulhaus lebendig. Hier fanden früher bis zu 70 Schüler auf engstem Raum Platz. Am Herbstfest erfuhren besonders mutige Kinder am eigenen Leib, was damals im Klassenzimmer Gang und Gäbe war. Keine Sorge – trotz strengen Blicken wurde niemandem mehr mit dem Rohrstock auf die Finger gehauen.

Landwirtschaftliche Arbeiten rund ums Getreide ernten waren ein echter Zuschauermagnet: Das Museumsteam demonstrierte an der Dreschmaschine, wie man vor der Erfindung von Mähdreschern die Getreidekörner gewann und das Stroh presste. Eine wirklich harte, schweißtreibende Angelegenheit.

Auf reges Zuschauerinteresse stießen die Dreschvorführungen durch das Museumsteam. Eine schweißtreibende Angelegenheit.
Foto: Tanja Heier | Auf reges Zuschauerinteresse stießen die Dreschvorführungen durch das Museumsteam. Eine schweißtreibende Angelegenheit.

Besonders im Herbst leuchten Früchte und Blüten in bunten Farben. Gänse, Enten, Rhönschafe, Ziegen, Kühe, Stallhasen, Schweine, Bienen, Tauben, Katzen und Hühner zogen besonders Kinder magisch an. Bei den Schneiders aus Hanau waren gleich vier Generationen mit Rollator, Kinderwagen und Hund unterwegs. Während die Senioren Erinnerungen an Jugendzeiten auffrischten, staunten deren Enkel und Urenkelkinder nicht schlecht, wie anstrengend und spartanisch es früher zuging. "Das war ein wunderschönes Fest für die ganze Familie", strahlten große und kleine Leute beim Abschied zufrieden. Wenn es klappt, wollen sie nächstes Jahr auf jeden Fall wiederkommen.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Fladungen
Tanja Heier
Apfelwein
Birnen
Kartoffeln
Michael Weber
Mähdrescher
Schulunterricht
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top