Der Countdown läuft: Noch vier Wochen bis zum Saisonstart. Am 1. April öffnen sich wieder die Türen im Fränkischen Freilandmuseum Fladungen. Das neue Programm steht schon online und verspricht vielfältige Aktionen und Mitmachangebote. Nur ein zugkräftiger Faktor im Gesamtpaket fehlt noch: ein neuer Pächter für das Museumswirtshaus.
Seit einem Jahr steht das Gasthaus "Zum Schwarzen Adler" am Museumseingang leer, alle Bemühungen, einen neuen Betreiber zu finden, schlugen bislang fehl. Mit einer großangelegten Werbeoffensive versuchen Museumsleiterin Ariane Weidlich und Xaver Weydringer von der Rother Bräu nun, Wirtsleute zu finden, die dem Gasthof mit einem passenden Konzept wieder Leben einhauchen.
In der Museumssaison kommen die Gäste von ganz allein
Die Frage stellt sich: Warum ist das eigentlich so schwierig? Die Museumwirtschaft profitiert vom überregionalen Bekanntheitsgrad des Freilandmuseums, die Besucherzahlen liegen bei über 50.000 pro Jahr. Viele verknüpfen einen Museumsbesuch gern mit einer Einkehr ins Gasthaus. In der Saison von April bis Ende Oktober kommen die Gäste quasi von allein.
Und auch Einheimische schätzten in den vergangenen Jahren die traditionelle fränkische Küche und das schöne Ambiente. Viele Familienfeste wurden schon im Schwarzen Adler gefeiert, der Saal rege für Veranstaltungen gebucht. Mit 100 Plätzen im Saal, 200 im Biergarten und 45 im Gastraum gehört die Wirtschaft zu den großen in der Region. Pächter sollten sich nach einer solchen Gaststätte doch eigentlich die Finger lecken. Oder ist die Größe der Wirtschaft ein Teil des Problems?
Für den Betrieb der Museumsgaststätte ist ein Profi gefragt
Es sei gut möglich, dass dies ein Grund ist, dass sich die Verpachtung als reichlich schwierig erweist, sagt Ariane Weidlich. Ein neuer Pächter muss gut aufgestellt sein und über ausreichend Personal verfügen, um den Betrieb zu stemmen. "Hier ist ein Profi gefragt."
Die Öffnungszeiten sollten mit denen des Freilandmuseums übereinstimmen, was von Mai bis September eine Sieben-Tage-Woche bedeutet. Doch das ist laut Weidlich nicht in Stein gemeißelt und mit Interessenten verhandelbar. Ebenso wie die Länge der Öffnungszeiten. Der Betrieb im Winter kann dann unabhängig vom Museum gestaltet werden.
Das Freilandmuseum und die Gastronomie gehören zusammen
Die Situation in den vergangenen Jahren sei ideal gewesen, sind sich Weidlich und Weydringer einig. Marco Hepp und Marcel Lümpert haben 13 Jahre lang als Duo erfolgreich den Betrieb geführt und hatten auch genügend Service-Personal an der Hand. Ende Februar 2022 war aus persönlichen Gründen Schluss. Und seitdem sucht das Freilandmuseum Nachfolger.
Ariane Weidlich hofft, dass bis April eine gute Lösung gefunden wird. Denn für die Museumsleiterin steht unabdingbar fest: "Das Freilandmuseum und die Gastronomie gehören zusammen."
Zum Museum gehört die regionale gutbürgerliche fränkische Küche
"Natürlich ist es nicht so, dass es in den vergangenen Monaten gar keine Anfragen für die Verpachtung gab", versichert Ariane Weidlich. Doch diese Bewerber haben keine regionale Küche anbieten wollen. Von asiatisch über indisch und italienisch bis hin zum Dönerladen haben die Angebote gereicht. Doch das kommt für die Verantwortlichen nicht in Frage. "Zu einem Fränkischen Freilandmuseum gehört die regionale gutbürgerliche fränkische Küche", macht sie deutlich.
Die Besucher, die sich zumeist viele Stunden im Museum aufhalten, wollen hier auch etwas essen und trinken. Martina Seufert vom Brotzeitstübchen, das mittwochs und an den Wochenenden geöffnet hat, habe sich in der vergangenen Saison bemüht, mit zusätzlichen Angeboten wie Schmalzbroten und Würstchen in die Bresche zu springen. "Doch das kann natürlich den Schwarzen Adler nicht ersetzen. Wir brauchen wieder eine gut funktionierende Gastronomie vor Ort", so Weidlich.
Immer weniger Menschen wollen eine Wirtschaft betreiben
Eigentümer des Museumsgasthofs "Zum Schwarzen Adler" ist der Zweckverband Fränkisches Freilandmuseum, hinter dem der Bezirk Unterfranken, der Landkreis Rhön-Grabfeld und die Stadt Fladungen stehen und der von Würzburg aus verwaltet wird. Offizieller Pächter ist die Rother Bräu in Roth. Wie Brauereichef Xaver Weydringer erklärt, wird die Gaststätte an geeignete Wirte unterverpachtet.
Laut Weydringer gebe es heute viele Gaststätten, die leer stehen, weil immer weniger Menschen eine Wirtschaft betreiben wollen. Da mache man sich gegenseitig Konkurrenz. Die Corona-Jahre haben sich darüber hinaus als Katalysator für dieses Problem erwiesen: Das Personal ist in andere Branchen abgewandert, und die viel zitierte Work-Life-Balance ist in der Gastronomie schwer umzusetzen.
Bundesweite Werbekampagne im Internet gestartet
Mit einer bundesweiten Kampagne im Internet und auf Social Media haben das Freilandmuseum, die Rother Bräu und die Werbeagentur Text-Design nun zum Jahreswechsel kräftig die Werbetrommel gerührt, um den Museumsgasthof wiederzubeleben.
Mit einem ersten Erfolg: Resonanz ist da. "Es gibt schriftliche Bewerbungen, und es wurden auch schon Termine für Besichtigungen vereinbart", sagt Ariane Weidlich. "Wir werten jetzt die Anfragen aus. Darunter auch viel versprechende, die ins Konzept passen könnten", verrät die Museumsleiterin. Dennoch sei man für weitere Anfragen offen.
Die bisherigen Bewerber kommen unter anderem aus dem Rheinland, aber auch Wirte aus der Region, die nach einiger Überlegungszeit doch noch Interesse am Schwarzen Adler zeigen, haben sich gemeldet. Ist der neue Wirt darunter? "Wir werden den neuen Pächter auf jeden Fall sorgfältig auswählen, um eine langfristige Lösung zu finden", sind sich Weidlich und Weydringer einig.
Selbst in großen Urlaubsregionen stehen Wirtshäuser leer
Mit dem Problem, das Museumsgasthaus an den Mann oder die Frau zu bringen, sind die Fladunger nicht allein. Ariane Weidlich weiß von vier Museen in Bayern, die vor dieser Herausforderung stehen. Auch da, wo man es nicht erwartet. "Selbst im Chiemgau ist das heute schwierig."
Deshalb bieten die Fladunger ihrem neuen Gaststätten-Betreiber ein Rundum-Paket, das sich vielleicht als lohnend für neue Pächter herausstellt: "Wir sind behilflich bei der Wohnungssuche, beraten bei der Gastronomie und bieten jede mögliche Unterstützung an", sagt Ariane Weidlich.
Mit all den Anstrengungen sollte es klappen, dass zum Saisonstart auch die Türen im Schwarzen Adler aufgehen. Denn für Ariane Weidlich und Xaver Weydringer liegt eines klar auf der Hand: "Ein gutes Essen gehört zum Erlebnis Museumsbesuch einfach dazu."