Es ist länger her, dass so viele Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen des Stadtlebens in und um Bad Neustadt zusammengekommen sind. Rund 600 Gäste konnte die Stadt bei ihrem Neujahrsempfang in der Stadthalle begrüßen. Trotz seines dritten Jahres im Amt war es der erste für Bürgermeister Michael Werner.
Der Grund – die Corona-Pandemie – zog sich durch die Reden, so auch vom Stadtoberhaupt. Er dankte den Mitarbeitenden im Gesundheitswesen für ihr Durchhaltevermögen in den vergangenen Jahren und der hiesigen Polizei, die die Einhaltung der Corona-Regeln durchsetzen musste.
Michael Werner: Gewalt gegen Einsatzkräfte stärker verfolgen und härter bestrafen
An den anwesenden Innenstaatssekretär aus Bad Kissingen, Sandro Kirchner, richtete der Bürgermeister den Appell, sich dafür einzusetzen, Gewalt gegen Einsatzkräfte "stärker zu verfolgen und härter zu bestrafen". Der Krieg in der Ukraine und das Thema Panzerlieferungen kamen ebenfalls kurz zur Sprache.
"Die zunehmende Bürokratie macht uns das Leben nicht einfacher", übte Werner Kritik an ewig andauernden Verwaltungsprozessen. "Ich erhoffe und erwarte mir hier mehr Vertrauen und finanzielle Mittel an die Kommunen, damit Entscheidungen hier vor Ort stattfinden können", so der Bürgermeister.
Wie gehts weiter mit dem Quartier Mühlbach/Bad Neuhaus?
Mit Investitionen in den Kindergarten- und Schulbereich komme man seinem Betreuungsauftrag in der Stadt nach, ging Michael Werner auf konkrete Stadtprojekte ein. Neben dem Mobilitätskonzept und dem Innovationsprogramm "Kreative Zentren" stehe das Thema Heilbad und die Quartiersentwicklung Mühlbach/Bad Neuhaus dieses Jahr ganz oben auf der Agenda.
In einer Zukunftswerkstatt habe man zuletzt als Stadtrat den Grundsatz gefasst, dass die künftige Entwicklung des Heilbads nur noch auf eigenen Flächen umgesetzt werden soll. Der Bürgermeister sprach die anstehende Generalsanierung der Falaiser Brücke, die Neuausrichtung der Immobilie der Vill'schen Altenstiftung und das Thema Energie an.
Neben der sukzessiven Umrüstung auf LED im Straßenbereich für das gesamte Stadtgebiet stelle man sich in der Verwaltung mittlerweile tagtäglich die Frage, wie man die Versorgungssicherheit gewährleisten könne. Ein komplexes, allgegenwärtiges und dauerhaftes Thema für die Zukunft.
Welche Feste stehen in und um Bad Neustadt 2023 an?
Michael Werner richtete auch einen Blick auf die Feierlichkeiten in diesem Jahr. So wird im April das Jubiläum 1250 Jahre Herschfeld begangen, die Fahrzeugschau Elektromobilität findet wieder statt und die Stadtwerke feiern im Mai ihren 100. Geburtstag. Die Sportvereine werden hier in einer stadtweiten Zusammenarbeit die Bewirtung übernehmen. "So funktioniert Gemeinschaft und das Ehrenamt wird gefordert und gefördert", lobte Werner das Engagement. Zudem freue er sich auf die Rückkehr des Salzburg-Klassikers Ende Juli, unter anderem mit Stargast Max Mutzke.
"Die Stadt Bad Neustadt hat in diesem Jahr einige Bretter zu bohren und dazu noch recht dicke", fasste er seine Rede zusammen. Für einen Lacher sorgte Werner zum Abschluss. Woran orientiere er sich, wenn man einmal auf dem Holzweg unterwegs sei? An einen Songtext der Band Scooter – Titel: "When nothing goes right, go left!"
Landrat Thomas Habermann berichtete in seinem Grußwort zunächst von seinem Reigen an Neujahrsempfängen. "Überall habe ich gespürt, wie sich die Menschen freuen, endlich wieder zusammenkommen zu können", sprach er die Corona-Jahre an, verbunden mit einem Dankeschön an Verantwortliche und Ehrenamtliche. Es sei zudem Verpflichtung, die Wirte und Einzelhändler nach der Krise wieder zu unterstützen.
Landrat Thomas Habermann beneidet den Stadtrat von Bad Neustadt nicht
Habermann dankte dem anwesenden Gründer des Rhön-Klinikum Eugen Münch für sein Engagement, welches der Stadt Bad Neustadt stets zugute gekommen sei. Von einer "großen Zukunftsaufgabe für die Stadt" sprach der Landrat, wenn es um das Quartier in Bad Neuhaus gehe. "Ich beneide den Stadtrat hier nicht", sagte er offen und bot als Landrat gleichzeitig Hilfe an – sei es in Bezug auf Beratung, Förderung oder technische Fragen.
Im Hinblick auf die aktuelle Situation rund um das "Schmitts Mary Haus" bat Habermann um Verständnis, dass die Entscheidung um ein paar Tage aufgeschoben wurde. Hintergrund war ein Treffen des Landesdenkmalrats. In diesen Tagen werde alles seinen Gang gehen, kündigte er an.
Warum sich Thomas Habermann Sorgen um Deutschland macht
Etwas überraschend verließ der Landkreischef danach in seiner Rede das Stadtgeschehen. "Ich mache mir Sorgen um Deutschland", sagte Habermann, der auch im europäischen Ausschuss der Regionen in Brüssel vertreten ist. Es tue Europa nicht gut, dass die Achse Deutschland/Frankreich ins Wanken geraten sei. In Brüssel sei zudem der Eindruck entstanden, Deutschland kümmere sich eher um die "One Love"-Binde und gendergerechte Aussprache, als um existentielle Themen.
Nach dem Dank an die großen und mittelständischen Unternehmen, die insgesamt stark durch die Corona-Krise gekommen seien, kritisierte der Landrat das aktuelle Vorgehen beim Thema Energie und insbesondere Strom. Grünen Strom zu installieren sei das eine, "beim Leistungsbau hinken wir aber extrem hinterher". Große Stromtrassen müssten daher per Gesetz beschlossen werden, um die Energiesicherheit nicht zu gefährden.
Was Wärme angeht, dankte Thomas Habermann der Stadt Bad Neustadt und den anderen Gemeinden für die Aufgeschlossenheit, unter anderem beim Thema Nahwärmeversorgung.
Landkreis Rhön-Grabfeld ist nur bei einer starken Stadt Bad Neustadt erfolgreich
"Der Landkreis ist nur erfolgreich, wenn wir eine starke Kreisstadt haben. Die anderen 36 Gemeinden profitieren davon", beschloss der Landrat seine Rede. Alle sollten in der nicht leichten Zeit zusammenarbeiten, damit sich Bad Neustadt weiter gut entwickle. Hier schloss er auch eine aktive Bürgerschaft mit ein.
Bevor der Musikverein Gartenstadt den musikalischen Rahmen für die weiteren Gespräche in der Stadthalle bot, richtete der Bad Neustädter Dekan Karl-Uwe Rasp noch einige Worte im Namen der Kirchen an die Gäste. Er sprach die Jahreslosung "Du bist ein Gott, der mich sieht" an. Sehen und gesehen werden sei ein zutiefst menschliches Bedürfnis.
Dekan Karl-Uwe Rasp: Die Menschen brauchen die Kirche
Wegen der Skandale der jüngeren Zeit, verbunden mit vielen Kirchenaustritten, sähen viele Menschen nicht mehr die Kirche in ihrer Funktion als Sinn- und Glaubensstifter. "Ich bin aber überzeugt, dass die Menschen die Kirche brauchen", sagte Rasp. In der Hoffnung, dass keiner übersehen werde.