Nicht die großen Baumaßnahmen von Rhön-Klinikum, Jopp, Kunert, Preh oder PIA stellte Bürgermeister Bruno Altrichter zu Beginn seiner Neujahrsansprache in den Vordergrund. Die wiedereröffnete Weinstube Dörr am Marktplatz hob Altrichter als erstes hervor. Landrat Thomas Habermann tat es ihm in seinem Grußwort gleich. Als sich schließlich noch Dekan Dr. Andreas Krefft als der Nachbar der Weinstube Dörr vorstellte, war klar, welch gute Stimmung beim Neujahrsempfang mit mehreren hundert Gästen in der Stadthalle vorherrschte. Für Bruno Altrichter war es die letzte Neujahrsansprache seiner Amtszeit, die im April zu Ende geht. Kein Grund jedoch für den Bürgermeister, sich die Monate bis dahin im Rathaussessel zurückzulehnen.
"Heute ist für mich keine Abschiedsveranstaltung", sagte Bruno Altrichter zu den Gästen beim Neujahrsempfang. "Bis Ende April gilt es noch einiges zu bewegen." Mit einem Glas Sekt in der Hand und musikalisch vom Swing Pack auf der Bühne unterhalten, genossen die Gäste in der Stadthalle nach dem Handschlag mit dem Bürgermeister der Stadt und seiner Gattin Sonja, 2. Bürgermeisterin Rita Rösch und 3. Bürgermeister Karl Breitenbücher einen unterhaltsamen Abend.
Alte Amtskellerei wird kulturelles Zentrum
Altrichter zog in seiner Ansprache ein positives Fazit des zurückliegenden Jahres. "Auch wenn die Großbaustellen etwas weniger geworden sind, sind die Entwicklungstendenzen in unserer Stadt deutlich positiv", so der Bürgermeister. "Hinter jeder baulichen Erweiterung stehen auch die Weiterentwicklung und damit der Erfolg des Unternehmens", sagte Altrichter mit Blick auf die gewerblichen Großbaustellen des vergangenen Jahres. Dass es baulich auch in naher Zukunft groß weitergehen wird, stellte der Bürgermeister ebenfalls klar: Die Alte Amtskellerei wartet auf ihre Sanierung und Neunutzung als kulturelles Zentrum. Für die ehemalige Kreisklinik muss gar ein ganz neues bauliches Konzept erarbeitet werden: "Für die Stadt Bad Neustadt bietet sich damit die Chance, das Gelände einer neuen Nutzung zuzuführen", sagte Altrichter.
Eine neue Kita in Herschfeld dürfte viel Zustimmung erhalten. Eine große Wohnanlage von privaten Investoren sei derzeit noch ein Streitpunkt sowie Kern eines Bürgerentscheids im Februar. Bruno Altrichter hob in seinem Rückblick auch die Biomasse-Wärmeversorgung hervor, die mittlerweile jährlich 11 Millionen Kilowattstunden Wärme an die Kunden des nunmehr sechs Kilometer langen Leitungsnetzes liefern kann. "Die regenerative Wärmeversorgung rückt auch durch die gegenwärtige Aufmerksamkeit bezüglich der Fridays for Future-Bewegung verstärkt in das Interesse", sagte Altrichter. Ob die Seilbahn kommen wird oder nicht, stehe noch nicht fest. Jedenfalls, so der Bürgermeister, sei die Sanierung der Falaiser Brücke eng an dieses Zukunftsprojekt gekoppelt.
Kommunaler Sicherheitsdienst soll Lücken schließen
Bruno Altrichter sparte bei seinem Blick auf die Stadt aber auch nicht an kritischen Worten: "Das Ordnungsamt der Stadt sowie die Polizeiinspektion Bad Neustadt sehen sich zunehmend mit Problemen durch Störungen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung wie Verunreinigung und Vandalismus im öffentlichen Raum ausgesetzt", sagte der Bürgermeister. Ein kommunaler Sicherheitsdienst soll hier Sicherheitslücken schließen.
Positiv seien hingegen die Finanzen der Stadt zu bewerten. Das Jahr 2019 bescherte der Stadt erneut einen Rekordhaushalt. "Eigentlich ist alles im grünen Bereich", sagte Altrichter. "Insgesamt können wir feststellen, dass die Stadt über eine grundsolide Haushaltslage verfügt, die dem Stadtrat auch in den kommenden Jahren Handlungsspielräume ermöglicht."
Zugpferd und Lokomotive gleichzeitig
"In der Stadt herrscht eine gute Stimmung, und es ist viel gearbeitet worden in den letzten Jahren", sagte Landrat Thomas Habermann in seinem Grußwort. "Nicht nur die Hausaufgaben sind erfüllt, sondern auch die Voraussetzungen für die Zukunft geschaffen worden", so Habermann. Bad Neustadt sei für den Landkreis Zugpferd und Lokomotive gleichzeitig, betonte der Landrat. "Riesige Aufgaben bieten auch riesige Chancen", sagte Habermann mit Blick auf die Entwicklung der Kreisstadt. Zudem forderte der Landrat mehr Anstrengungen für Klima- und Umweltschutz.
Dekan Dr. Andreas Krefft ging in seiner Ansprache auf die globalen Ereignisse wie Kriege, Gewalt, Flucht sowie die Brände in Brasilien und Australien ein. "Wir wissen es alle: Die Erde ist krank!", sagte Krefft mit Blick auf die in aller Welt für mehr Klimaschutz demonstrierenden jungen Menschen. Die Aussage von Klimaaktivistin Greta Thunberg "Wie könnt Ihr es wagen!" verwandelte Krefft in ein "Was können wir wagen?" und forderte damit alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt zu einem bewussteren Handeln auf. "Bad Neustadt ist nicht der Nabel der Welt", sagte Krefft. "Aber es ist mittendrin."