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Bad Neustadt
Verstimmungen im Stadtrat wegen "Schmitts Mary Haus": Ein erboster Bürgermeister und "Gemeinschaftsversagen"
Der Stadtrat von Bad Neustadt zeigt sich verärgert über die jüngsten Ereignisse rund um das "Schmitts Mary Haus". Wie die Kritik ausfiel und worum gebeten wird.
Unter anderem die Jahreszahl über der Eingangstür soll bei einem möglichen Abriss des 'Schmitts Mary Haus' gesichert werden. 
Foto: Christian Hüther | Unter anderem die Jahreszahl über der Eingangstür soll bei einem möglichen Abriss des "Schmitts Mary Haus" gesichert werden. 
Christian Hüther
 |  aktualisiert: 08.02.2024 14:42 Uhr

Die jüngste Sitzung des Stadtrats von Bad Neustadt war fast schon zu Ende, da erwähnte Stadtrat Johannes Benkert doch noch das Thema dieser Woche in der Stadt – die Situation um das einsturzgefährdete "Schmitts Mary Haus" in Bad Neuhaus.

Bürgermeister Michael Werner klärte zunächst kurz über den aktuellen Stand auf und berichtete vom Austausch mit dem Landesamt für Denkmalpflege, aber auch Landkreis und Eigentümer. Danach konnte er seinen Ärger über die Geschehnisse der jüngeren Zeit nicht mehr verbergen.

Bürgermeister Michael Werner ist sauer über die Geschehnisse

"Das Ganze ärgert mich massiv und hätte so nicht passieren müssen", zeigte er sich erbost, da in den vergangenen Jahren keine Sanktionen oder Auflagen gegen den Eigentümer, die BGL Grundbesitzverwaltungs-GmbH, verhängt worden seien.

Man verliere ein Stück Geschichte, Bilder im Inneren zeigen, dass dort kaum noch etwas erhaltungswert sei. Aus diesem Grund hoffe er auf eine zeitnahe Entscheidung bezüglich eines Abrisses des Gebäudes, das man jetzt nicht mehr retten könne. 

Sperrung wegen "Schmitts Mary Haus": Das Nachsehen haben nun die Bürger

Sein Ärger bezieht sich vor allem auf den Umstand, dass die Stadt deshalb in dieser Woche die Kurhausstraße im Bereich des Hauses aus Sicherheitsgründen für den Autoverkehr sperren musste. "Das Nachsehen haben nun die Bürger dort, auch, weil der Zeitraum der Sperrung unbekannt ist", so der Bürgermeister. Stadtrat Alexander Barthelmes plädierte dafür, die Kosten an den Eigentümer weiterzugeben und erntete Zustimmung.

Die Bürger haben wegen der Sperrung des Hauses in Bad Neuhaus aktuell das Nachsehen. Ein Umstand, der den Stadtrat besonders verärgerte.
Foto: Christian Hüther | Die Bürger haben wegen der Sperrung des Hauses in Bad Neuhaus aktuell das Nachsehen. Ein Umstand, der den Stadtrat besonders verärgerte.

Auch Stadträtin Anne Zeisner, gleichzeitig Kulturreferentin, zeigte sich verärgert über die Geschehnisse. Sie sprach gar von einem "Gemeinschaftsversagen" und schloss hierbei auch Stadt und Landkreis ein, auch wenn man den Eigentümer zu nichts verpflichten konnte. Was könne man vom Haus noch erhalten, eventuell in ein Museum verlagern und für die Nachwelt retten, fragte sie in die Runde. Sie erwähnte unter anderem Fliesen, Wandtäfelungen oder den Türstock, der auf jüdische Bewohner hinwies.

Stadtbaumeister: Teile des "Schmitts Mary Hauses" sollen gesichert werden

Stadtbaumeister Michael Wehner ergänzte, dass ein Zutritt in das Gebäude nur noch auf eigene Gefahr möglich sei. Mit dem Eigentümer habe man geklärt, dass Sandsteinwände oder die Jahreszahl über der Eingangstüre gesichert werden sollen. Zeisner bat, als Stadt das Gespräch zu suchen, dass diese Dinge konserviert werden. "Wir können darum nur bitten, da wir nicht Eigentümer sind und keinen rechtlichen Zugriff darauf haben", gab Michael Werner zu bedenken.

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Die langjährige Stadträtin Rita Rösch erinnerte sich daran, dass es in der Vergangenheit hinsichtlich des Sanierungsgebietes Arbeitskreise zu dem Thema gab, jedoch keine konkreten Handlungsanweisungen. "Jeder wusste, wie sich der Eigentümer verhält und wie der Zustand des Gebäudes ist. Das ist alles nichts Neues", sagte sie etwas verstimmt.

Sie berichtete wegen der Straßensperrung von schlechter Stimmung derzeit in der Bevölkerung. Hätte eine Bürgerin oder ein Bürger eine solche Situation ausgelöst, hätte er Auflagen oder Bußgelder erhalten.

Michael Werner: Die richtigen Lehren aus dem Negativbeispiel ziehen

Bürgermeister Michael Werner gab Bedenken des Kreisbrandrats weiter, da die Einsatzkräfte wegen der Sperrung aktuell den längeren Weg über Herschfeld zum Rhön-Klinikum Campus fahren müssten. Abschließend hofft er, dass man für die Zukunft Lehren aus dem Negativbeispiel "Schmitts Mary Haus" ziehe: "Denn es hat nichts mit Denkmalschutz zu tun, wenn man ein Haus dann aus Sicherheitsgründen abreißen muss."

 
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  • eboehrer@gmx.de
    Dank an Stadträtin Rita Rösch, die das treffend auf den Punkt gebracht hat. Und anscheinend lesen die Mitglieder/innen des Rates und auch der Herr Bürgermeister die Main-Post nicht sorgfältig, denn da gab es auch erst im September 2022 einen Artikel dazu. Jahre vorher waren auch schon Leserbriefe "für die Rettung" zu dem Thema zu finden.
    Natürlich, der Hauptschuldige ist der jahrzehntelange Eigentümer, dem leider auch keine Auflagen erteilt wurden: Halt Rhön-Klinikum - die Macht in Bad Neustadt a. d. S.
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Zitat Bürgermeister Michael Werner: ""Denn es hat nichts mit Denkmalschutz zu tun, wenn man ein Haus dann aus Sicherheitsgründen abreißen muss."

    Da ist etwas wares dran, schlimm ist, dass so etwas für den Denkmalschutz und entsprechende Behörden nicht relevant scheint!

    Es gibt noch so einige "Denkmäler" die dem Untergang geweiht sind. Weil Besitzer natürlich kein Interesse haben Unsummen, die sich nicht haben in ein Objekt zu stecken. Gleichzeitig haben aber auch Gemeinden selten Interesse so ein Objekt auch für einen symbolischen Betrag zu übernehmen und zu sanieren.

    Spätestens dann sollte auch dem Denkmalamt klar sein, dass die Schutzwürdigkeit eines Tages ein früher oder später sein natürliches Ende findet - siehe "Schmitts Mary Haus".

    Schlimm ist, dass Anwohner, Besitzer und Gemeinde teils jahrzehntelang unter so einem Schandfleck zu leiden haben.
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  • olamer10240601
    Hat die Stadt mal überlegt es schon vor Jahren von der Rhön AG zu kaufen und selber zu sanieren?? Ich bin erst nach der Wende hergezogen aber auch schon da kam das Thema immer wieder auf. Das ist jetzt 31 Jahre her. Bis auf ab und zu eine neue Folie auf dem Dach ist nichts passiert. Soviel ich weiß hätte man Bußgelder oder eine Enteignung betreiben können. Negative Nachrichten scheuen auch große Konzerne. Ich denke aber da das Klinikum Steuern bezahlt und auch sonst die Stadt unterstützt hat da bei allen der Wille etwas zu tun gefehlt.
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  • Rollo50
    Das Klinikum zahlt keine Steuern
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  • andreas.stoehr@gmail.com
    Nur mal so als kleiner Seitenhieb, die Karmleiter Bräu in der Stadt mit seinen Gewölben war auch ewig alt, hat aber den Landkreis auch nicht gejuckt, der brauchte ja die Fläche für sein Parkhaus und das Arbeitsamt, da hat Denkmalschutz keinen Ar..... interessiert.
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  • karlheinz.lottig@gmx.de
    Worüber ärgert sich Bgm. Werner denn eigentlich ?
    Auf allen Bürgerversammlungen der letzten 18 Monate wurde das Thema angesprochen und, mehr oder weniger eindeutig, die Stadt aufgefordert, eine Klärung der Situation (im Klartext: den baldigen Abriss anzustoßen und zu forcieren) zu betreiben.
    Jeweilige Reaktion: bedauerndes Schulterzucken und Herausstellung der (offiziellen) Nichtzuständigkeit.
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  • kaih@bonn-online.com
    Enteignen?
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  • eboehrer@gmx.de
    an phlox77: Der jetzige Eigentümer, der das vor Jahrzehnten erworben hat, als es bereits unter Denkmalschutz stand, hat das einfach "immer mehr" verfallen lassen und gehofft, es aussitzen zu können. Und die untere Denkmalschutzbehörde hat dann mal veranlasst, dass - als es schon wochenlang hereingeregnet hatte - ne neue Plane drüber kommt, sofern ein engagierter Bürger wieder mal angerufen hat.
    Das Rhön-Klinikum hätte das locker sanieren können, mit Zuschüssen, es gibt es etliche Töpfe ... und auch Namen, die gespendet hätten. Vielleicht gibt es bei Ihnen "weiter weg" auch das Sprichwort: Wo ein Wille ist, ist ein Weg. Und das hat dem Rhön-Klinikum, als der Betreiberges. gefehlt. Googeln Sie doch mal, wieviel Gewinn sie in den letzten Jahren hatten....
    Und es ist in der Ecke doch schon fast alles auf Antrag des Rhön-Klinikums abgerissen worden, z. B. die Synagoge und auch die jüd. Schule in Bad Neuhaus.
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  • Bürgerlehrling
    Herr Eugen Münch als der mächtige Mann des Rhönkonzern hätte in den letzten Jahrzehnten derjenige sein können, der Geschichte für Bad Neustadt mit der Sanierung mehrerer Gebäude hätte bewahren können. Es ist anscheinend daran gescheitert, dass er dafür kein Geld ausgeben wollte. Dafür hat man ihn aber 2015 nicht zum Ehrenbürger gemacht.
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  • berndschebler@mail.de
    Was gibt es da zu überlegen, abreißen bevor es verletzte oder auch tote gibt. Nicht erst mit einem Gutachter anfangen, denn das ist Geld zum Fenster hinausgeworfen.
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  • phlox77
    Ich bin von weiter weg, aber ähnliche Fälle gibts auch bei uns. Und mal ehrlich: Man muss nicht um verrecken alles retten was alt ist! Die Erhaltung von Gebäuden fängt ab dem Abschluss des Baus an, und nicht jeder der aufeinander folgenden Bewohner oder Besitzer ist da gleich stark engagiert, und dann gehts halt den Weg alles Irdischen! Da hätten die entsprechenden Entscheidungen zur Sanierung doch schon vor Jahrzehnten getroffen werden müssen, und irgendjemand hätte das dann auch finanzieren müssen. Manchmal klappt’s halt nicht. Wenn nix abgerissen würde, würde sich auch nix entwickeln…keime Stadt und kein Dorf. Früher wurde nicht so ein Aufriss gemacht…
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  • Thoma
    Abreisen und gut ist. Gibt genug Denkmäler.
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  • Ein Armutszeugnis. Welche Strafen erwarten eigentlich den Eigentümer, der ein solches Denkmal verfallen ließ?
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  • buerger123
    Symbol und Resultat kollektiver Unfähigkeit!
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