Die jüngste Sitzung des Stadtrats von Bad Neustadt war fast schon zu Ende, da erwähnte Stadtrat Johannes Benkert doch noch das Thema dieser Woche in der Stadt – die Situation um das einsturzgefährdete "Schmitts Mary Haus" in Bad Neuhaus.
Bürgermeister Michael Werner klärte zunächst kurz über den aktuellen Stand auf und berichtete vom Austausch mit dem Landesamt für Denkmalpflege, aber auch Landkreis und Eigentümer. Danach konnte er seinen Ärger über die Geschehnisse der jüngeren Zeit nicht mehr verbergen.
Bürgermeister Michael Werner ist sauer über die Geschehnisse
"Das Ganze ärgert mich massiv und hätte so nicht passieren müssen", zeigte er sich erbost, da in den vergangenen Jahren keine Sanktionen oder Auflagen gegen den Eigentümer, die BGL Grundbesitzverwaltungs-GmbH, verhängt worden seien.
Man verliere ein Stück Geschichte, Bilder im Inneren zeigen, dass dort kaum noch etwas erhaltungswert sei. Aus diesem Grund hoffe er auf eine zeitnahe Entscheidung bezüglich eines Abrisses des Gebäudes, das man jetzt nicht mehr retten könne.
Sperrung wegen "Schmitts Mary Haus": Das Nachsehen haben nun die Bürger
Sein Ärger bezieht sich vor allem auf den Umstand, dass die Stadt deshalb in dieser Woche die Kurhausstraße im Bereich des Hauses aus Sicherheitsgründen für den Autoverkehr sperren musste. "Das Nachsehen haben nun die Bürger dort, auch, weil der Zeitraum der Sperrung unbekannt ist", so der Bürgermeister. Stadtrat Alexander Barthelmes plädierte dafür, die Kosten an den Eigentümer weiterzugeben und erntete Zustimmung.
Auch Stadträtin Anne Zeisner, gleichzeitig Kulturreferentin, zeigte sich verärgert über die Geschehnisse. Sie sprach gar von einem "Gemeinschaftsversagen" und schloss hierbei auch Stadt und Landkreis ein, auch wenn man den Eigentümer zu nichts verpflichten konnte. Was könne man vom Haus noch erhalten, eventuell in ein Museum verlagern und für die Nachwelt retten, fragte sie in die Runde. Sie erwähnte unter anderem Fliesen, Wandtäfelungen oder den Türstock, der auf jüdische Bewohner hinwies.
Stadtbaumeister: Teile des "Schmitts Mary Hauses" sollen gesichert werden
Stadtbaumeister Michael Wehner ergänzte, dass ein Zutritt in das Gebäude nur noch auf eigene Gefahr möglich sei. Mit dem Eigentümer habe man geklärt, dass Sandsteinwände oder die Jahreszahl über der Eingangstüre gesichert werden sollen. Zeisner bat, als Stadt das Gespräch zu suchen, dass diese Dinge konserviert werden. "Wir können darum nur bitten, da wir nicht Eigentümer sind und keinen rechtlichen Zugriff darauf haben", gab Michael Werner zu bedenken.
Die langjährige Stadträtin Rita Rösch erinnerte sich daran, dass es in der Vergangenheit hinsichtlich des Sanierungsgebietes Arbeitskreise zu dem Thema gab, jedoch keine konkreten Handlungsanweisungen. "Jeder wusste, wie sich der Eigentümer verhält und wie der Zustand des Gebäudes ist. Das ist alles nichts Neues", sagte sie etwas verstimmt.
Sie berichtete wegen der Straßensperrung von schlechter Stimmung derzeit in der Bevölkerung. Hätte eine Bürgerin oder ein Bürger eine solche Situation ausgelöst, hätte er Auflagen oder Bußgelder erhalten.
Michael Werner: Die richtigen Lehren aus dem Negativbeispiel ziehen
Bürgermeister Michael Werner gab Bedenken des Kreisbrandrats weiter, da die Einsatzkräfte wegen der Sperrung aktuell den längeren Weg über Herschfeld zum Rhön-Klinikum Campus fahren müssten. Abschließend hofft er, dass man für die Zukunft Lehren aus dem Negativbeispiel "Schmitts Mary Haus" ziehe: "Denn es hat nichts mit Denkmalschutz zu tun, wenn man ein Haus dann aus Sicherheitsgründen abreißen muss."
Natürlich, der Hauptschuldige ist der jahrzehntelange Eigentümer, dem leider auch keine Auflagen erteilt wurden: Halt Rhön-Klinikum - die Macht in Bad Neustadt a. d. S.
Da ist etwas wares dran, schlimm ist, dass so etwas für den Denkmalschutz und entsprechende Behörden nicht relevant scheint!
Es gibt noch so einige "Denkmäler" die dem Untergang geweiht sind. Weil Besitzer natürlich kein Interesse haben Unsummen, die sich nicht haben in ein Objekt zu stecken. Gleichzeitig haben aber auch Gemeinden selten Interesse so ein Objekt auch für einen symbolischen Betrag zu übernehmen und zu sanieren.
Spätestens dann sollte auch dem Denkmalamt klar sein, dass die Schutzwürdigkeit eines Tages ein früher oder später sein natürliches Ende findet - siehe "Schmitts Mary Haus".
Schlimm ist, dass Anwohner, Besitzer und Gemeinde teils jahrzehntelang unter so einem Schandfleck zu leiden haben.
Auf allen Bürgerversammlungen der letzten 18 Monate wurde das Thema angesprochen und, mehr oder weniger eindeutig, die Stadt aufgefordert, eine Klärung der Situation (im Klartext: den baldigen Abriss anzustoßen und zu forcieren) zu betreiben.
Jeweilige Reaktion: bedauerndes Schulterzucken und Herausstellung der (offiziellen) Nichtzuständigkeit.
Das Rhön-Klinikum hätte das locker sanieren können, mit Zuschüssen, es gibt es etliche Töpfe ... und auch Namen, die gespendet hätten. Vielleicht gibt es bei Ihnen "weiter weg" auch das Sprichwort: Wo ein Wille ist, ist ein Weg. Und das hat dem Rhön-Klinikum, als der Betreiberges. gefehlt. Googeln Sie doch mal, wieviel Gewinn sie in den letzten Jahren hatten....
Und es ist in der Ecke doch schon fast alles auf Antrag des Rhön-Klinikums abgerissen worden, z. B. die Synagoge und auch die jüd. Schule in Bad Neuhaus.