Es war vor über einem Jahr die Nachricht im Raum Bad Neustadt: Die Senioreneinrichtung Haus am Kurpark, vielen besser bekannt unter dem Namen "Casa Reha", schließt bis Ende 2022. Fortan begann die Suche nach einer neuen Bleibe für die insgesamt 69 Seniorinnen und Senioren. Im Oktober sind die letzten Menschen dort ausgezogen, danach ist das Gebäude geräumt worden.
Nun ist klar, was mit der Immobilie geschieht. Die Vermieterin, die BGL Grundbesitzverwaltungs GmbH des Rhön-Klinikums, will das Gebäude weiterhin als Wohnheim nutzen. Der Unterschied: Statt älterer Menschen ziehen künftig junge Leute ein. Name des Projekts: "Junges Wohnen Azubis". Der Stadtrat von Bad Neustadt segnete den Bauantrag am Donnerstag einstimmig und wohlwollend ab.
"Junges Wohnen Azubis": So viele Betten sind nach der Sanierung in Bad Neustadt geplant
Geplant sind insgesamt 113 Betten (91 Einzel- und 11 Doppelzimmer), vom Erdgeschoss bis zum 5. Obergeschoss. Auf jeder bewohnten Fläche entsteht nach der Sanierung eine Gemeinschaftsküche sowie in den ehemaligen Pflegebädern Anschlüsse für Waschmaschinen und Trockner.
In den Untergeschossen sind dann, so die Planung der BGL, Technik- und Lagerräume sowie Büros angesiedelt. Die vertikale Erschließung des Gebäudes erfolgt über zwei Treppenhäuser und zwei Aufzüge, die sich im südlichen Gebäudebereich befinden. Nach außen hin wird sich für den Betrachter nichts ändern. Die Fassade und die Balkone bleiben exakt erhalten.
Nicht nur Schüler könnten im Gebäude der ehemaligen "Casa Reha" unterkommen
Wann die ersten jungen Menschen in das Wohnheim im Waldweg von Bad Neuhaus einziehen können, darüber will Christiane Hanshans nicht spekulieren. "Am liebsten gestern", sagt sie auf Nachfrage der Redaktion. In diesem Fall spricht sie nicht als Stadträtin, sondern als Beschäftigte des Unternehmens. Die aktuelle Situation im Bauwesen lasse jedoch keine genauen Prognosen zu. Eventuell wird das Gebäude in mehreren Etappen ertüchtigt.
Was sie aber weiß, sind weitere Einzelheiten zum Projekt. Es bestehe die Möglichkeit, dass dort zusätzlich indische Pflegekräfte oder Teilnehmerinnen und Teilnehmer am neuen FSJ-Programm des Campus (Freiwilligendienst) unterkommen könnten. Denn auf dem Campus-Gelände ist nicht genug Platz vorhanden.
Hanshans, die in der Stadtratssitzung selbst nicht anwesend war, sieht so eine Stärkung der Krankenpflegeschule, da die jungen Menschen den Rhön-Klinikum Campus zu Fuß erreichen könnten. Ganz allgemein spricht sie von einer "großen Bereicherung", was die Umnutzung der ehemaligen "Casa Reha" angeht.
Freude im Stadtrat: "Ein wichtige und wunderbare Investition für Bad Neustadt"
Dass das Gebäude nicht brach liegt und wieder Leben einzieht, darüber freuten sich auch Bürgermeister Michael Werner und Rätin Anne Zeisner. "Das ist eine wichtige und wunderbare Investition für Bad Neustadt", so Zeisner. Man brauche diese Zimmer für die Zukunft.
Einen anderen Bauantrag reichte die Lebenshilfe Rhön-Grabfeld ein. Sie plant den Umbau und die Erweiterung eines bestehenden Bürogebäudes für ihre Frühförderung und Offene Behindertenarbeit (OBA). Bislang befindet sich die Frühförderung in der Meininger Straße neben einem Möbelgeschäft mit unter anderem begrenzten Parkmöglichkeiten.
Lebenshilfe Rhön-Grabfeld: Frühförderung und Offene Behindertenarbeit ziehen um
Nun soll der Umzug in die Rederstraße 16 (ehemaliges Notariatsgebäude) erfolgen. Das bisherige Dach wird den Planungen zufolge entfernt und durch ein neues Geschoss ersetzt. So entsteht ein weiteres, 2. Obergeschoss mit Photovoltaikanlage auf dem Dach. An der Südseite wird ein neues Treppenhaus mit Aufzug angebaut. Auch ist ein kleiner Kinderspielplatz mit Naschgarten vorgesehen. 29 Stellplätze sollen entstehen.
Die Räumlichkeiten an der Stadthalle, in der sich bislang die OBA befindet, werden nach dem Umzug in die Rederstraße laut Bürgermeister Michael Werner komplett für die Verwaltung genutzt.
Warum so die Innenstadt von Bad Neustadt belebt werden könnte
Der Stadtrat lobte zum einen die architektonischen Pläne für das neue Gebäude. Rita Rösch nannte die 20 bis 25 Beschäftigten und die Tatsache, dass die Eltern ihre Kinder zur Frühförderung begleiten. Bislang warten sie meist im Gebäude. Fortan könnten sie in der Zeit zum Einkaufen ins nahegelegene Zentrum gehen und so die Innenstadt beleben.
Die aus meiner Sicht völlig berechtigte Kritik am Rhönklinikum liegt an dem Ablauf der Dinge. Eine Sanierung, die den Anforderungen für die weitere Nutzung als Alten- und Pflegeheim entsprochen hätte war doch niemals auch nur einen Gedanken wert (viel zu teuer und unrentabel). Lieber die alten Leute AUF DIE STRAßE SETZEN um dann mit minimalem Kostenaufwand ein Wohnheim (z.B. für "indische Pflegekräfte" usw.) zu schaffen. Die Stadträtin Frau Hanshans (auch als Leiterin für die internationale Fachkräftegewinnung beim Rhönklinikum zuständig) hat wohl den Stadtrat und den Bürgermeister zum Beifallklatschen gewinnen können. Gewinnoptimierung ist oft das große Ziel, Menschlichkeit ein Fremdwort!!!!
"wkf" der sich hier als Insider profiliert, nennt " Anforderungen, die schätzungsweise 75% der bestehenden Alten- und Pflegeheime nicht erfüllen". Aber genau darin liegt die Krux: denn 75% der bestehenden Alten-und Pflegeheime kommen mit der Situation zurecht, leisten sich um oder Neubau und bei denen stehen weder Mitarbeiter noch die Senioren auf der Straße.