Es kommt nicht oft vor, dass sich Bad Neustadts Bürgermeister Michael Werner die Amtskette umhängt. Es braucht schon einen besonderen Anlass. Dieser bot sich in dieser Woche im Rathaus. Nach einem Beschluss des Stadtrates aus dem März hat die Stadt Franz Pecht, Seniorchef der Pecht Shoppingwelt in Bad Neustadt, die Ehrenbürgerwürde verliehen.
Und das vor den Augen eines illustren Kreises, darunter Stadtverwaltung und Fraktionssprecher, Altbürgermeister Bruno Altrichter und der ehemalige Geschäftsleiter Michael Weiß, frühere und aktuelle Verantwortliche von Pecht und der Stiftung sowie Pechts Ehefrau Heidemarie.
Franz Pecht folgt als Ehrenbürger von Bad Neustadt auf Eugen Münch
In der Gemeindeordnung heißt es, dass Gemeinden Persönlichkeiten, die sich um sie besonders verdient gemacht haben, zu Ehrenbürgern ernennen kann. 2015 war es Rhön-Klinikum-Gründer Eugen Münch. Nun hob Bürgermeister Michael Werner die Verdienste des 87-jährigen Franz Pecht hervor.
Pecht übernahm 1962 die Geschäftsführung des Unternehmens, welches in diesem Jahr 150. Geburtstag feiert. Ursprünglich als Sattler-, Polster- und Tapeziergeschäft in der Hohnstraße eröffnet, stellte Franz Pecht das Unternehmen – damals mit 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – auf ein Kaufhaus mit Vollsortiment um.
Warum es das Kaufhaus Pecht aus der Innenstadt von Bad Neustadt zog
Auch wenn Pecht ein "leidenschaftlicher Kämpfer für die Innenstadt" war, entschied er sich 1977 zum Umzug an den heutigen Standort in die Siemensstraße von Bad Neustadt. Grund: Am angedachten Gelände (Marktbärbel) konnten die Parkplätze nicht realisiert werden. Der Umzug stellte sich als Erfolg heraus. In den 60er und 70er Jahren erreichte das Kaufhaus im ehemaligen Einkaufsverband Kaufring die höchsten Umsätze.
Der Seniorchef erweiterte das Unternehmen in den Folgejahren mit dem Bau von zwei weiteren Häusern auf dem Gelände. 1999 gab er die Geschäftsführung ab, war aber weiterhin an den wichtigen unternehmerischen Entscheidungen beteiligt. Er lehnte externe Shops und Kaufangebote für das Unternehmen konsequent ab – aus Angst vor dem Verlust von Arbeitsplätzen in der Region und Stadt. "Das zeichnete ihn als Unternehmer besonders aus", lobte Michael Werner.
Franz Pecht: Ein Gönner der Stadt Bad Neustadt
Neben den Bemühungen im eigenen Unternehmen hat sich der neue Ehrenbürger auch um die Stadt verdient gemacht. Er zeigte sich als großzügiger Sponsor für viele Sportvereine, was Trikotsätze, Sportgeräte oder Turnmatten anging. Darüber hinaus gründete er 2015 gemeinsam mit seiner Frau Heidemarie die Pecht Stiftung. Diese will Kindern in Not regional wie weltweit helfen.
Zudem mischte Franz Pecht in der Stadtpolitik von Bad Neustadt mit, war 18 Jahre lang Mitglied des Stadtrates, Referent für Sportangelegenheiten und Sportstätten und hatte einen Sitz im Jugend- und Sportausschuss.
Franz Pecht bedankte sich bei seinen Weggefährten
"Ich war wirklich sehr überrascht, dass mir die Ehrenbürgerwürde übertragen werden soll", bedankte sich Franz Pecht in seinen Ausführungen "von Herzen" für die Verleihung. "Der Erfolg eines Unternehmens oder einer Person hängt vor allem von den beteiligten Menschen ab", so Pecht. Er erwähnte seine Ahnen sowie seine Frau, "die die Idee des Kaufhauses mit mir getragen hat und stets unterstützend an meiner Seite war."
Der 87-Jährige stellte das Wirken anderer in den Vordergrund. So bedankte er sich beim ehemaligen Geschäftsführer Horst Dömling und den jetzigen Verantwortlichen Bernd Titius und Björn Tischer. "Sie alle und unsere Mitarbeiter haben dazu beigetragen, dass es den 'Pecht' heute noch gibt und hoffentlich weiter geben wird", so Pecht.
Sowohl der Beruf des Kaufmanns, als auch der Handel und das Mitwirken am Stadtgeschehen hätten ihm immer Spaß gemacht, so neue Ehrenbürger. "Deshalb bereue ich nichts", schloss Franz Pecht seine Ausführungen, die in den Gratulationsreigen übergingen.
Anmerkung der Redaktion: In einer vorherigen Version hieß es, dass Pecht in der damaligen Zeit auf den Quadratmeter gesehen bundesweit die höchsten Umsätze eingefahren hat. Dieser Absatz wurde korrigiert.