Sein zentrales Hobby - der Pecht: Wenn ein Mann wie Franz Pecht bei seinen Abschiedsworten vor Rührung nasse Augen bekommt, muss schon ein ganz besonderer Mensch dem Bad Neustädter Traditionsunternehmen den Rücken kehren. Und genau das ist und war Horst Dömling auch: ein Visionär, ein Lenker und Denker, Geschäftsführer und Stiftungsvorstand, zudem ein Teamworker und vor allem ein einfühlsamer Mensch.
Zum Telefonieren in die Post
Hier geht ein Mann nach vierzig Jahren in seinen Ruhestand, der die Pecht'sche Firmenphilosophie verinnerlicht hat, sie stets anpasste und mit Leben, mit seinem Leben füllte. Ein Mann, der immer darauf achtete, dass es „menschelte“ im Hause Pecht, wie er es selbst ausdrückte. Horst Dömling hatte als junger Buchhalter am 1. Februar 1977 in Bad Neustadt an der Siemensstraße im damaligen Kaufhaus begonnen – allein auf weiter Flur in einem völlig leeren Büro, mit alten Zeitungen als Teppichboden und einem Schreibtisch plus Stuhl als kargem Arbeitsplatz. „Das war kurz vor der Eröffnung und da wurde jede Hand an anderer Stelle dringender gebraucht“, erinnert er sich an die ersten Tage. „Ich hatte ja nicht einmal ein Telefon.
Wenn ich mit Vertretern verhandeln oder Bestellungen aufgeben musste, marschierte ich mit einem handgeschriebenen Zettel zur Post in die Telefonzelle, das war damals meine Verbindung zur Außenwelt.“
Völlig neue Herausforderungen
Natürlich veränderte sich diese Situation rasch, der neue Pecht vor den Toren der Altstadt schlug schnell Wurzeln, wuchs heran und zog viele neue Kunden aus der Region in seinen Bann. 1991 erfolgte die erste Erweiterung im Sporthaus, mit im Boot der eigentlich „nur“ für Personal und Rechnungswesen zuständige Horst Dömling. „Das waren für mich völlig neue Herausforderungen, so Dömling nicht ohne Stolz.
Januar 2000 hatte sich Franz Pecht komplett aus der Unternehmensführung zurückgezogen und Dömling zur „Doppelspitze“ ernannt – zum Prokuristen der KG, zuständig für Grundbesitz und Immobilien, und zum Geschäftsführer der GmbH, die sich um das operative Geschäft zu kümmern hatte.
Kaufhaus musste sich neu erfinden
Er hatte es mit Ideenreichtum und Einsatz geschafft: Horst Dömling war zum starken Mann an die oberste Stelle eines kerngesunden Unternehmens gerückt. Doch große „Kaufhaussterben“ ging auch am Unternehmen Pecht nicht spurlos vorüber. „Das Kaufhaus musste sich neu erfinden und die Kunden mitnehmen in eine modernere Zeit. Für mich war es das Schönste, dass unsere Kunden zu uns hielten, dass unsere Konzepte von der Bevölkerung aufgenommen wurden“, weiß Horst Dömling die Reaktionen der Kunden zu schätzen.
Als aufmerksamer Geschäftsmann hatte er er die Zeichen der Zeit früher als andere erkannt und brachte Pecht auf einen erfolgreichen Weg. Als einen Glücksfall bewertet der scheidende Geschäftsführer auch das Modellprojekt „leben findet innenstadt“, mit Hilfe dessen das Unternehmen noch stärker mit der Altstadt verbunden wurde und damit auch die Investitionen in die erneute Vergrößerung und Umstrukturierung des Sporthauses möglich und sinnvoll machten – der wohl letzte große Akt im Arbeitsleben von Horst Dömling.
Franz Pecht: „Der Kapitän geht von Bord“
Denn, so Franz Pecht am Ende seiner Abschiedsrede, „jetzt geht der Kapitän von Bord. Er hat unser Unternehmen fit gemacht für die Zukunft und zwei Offiziere auf unsere Firmenphilosophie eingeschworen, die nun bereit stehen, das Steuer zu übernehmen.“
Die zwei Oberfranken, Bernd Titius und Björn Tischer, leiten seit dem 1. Januar offiziell das Unternehmen und sollen die von Horst Dömling eingeschlagenen Wege erfolgreich fortschreiten. Und wenn's irgendwo zwacken würde, stünde er selbstverständlich immer bereit: Horst Dömling, der Macher. Denn so ganz ohne Pecht, das geht offensichtlich gar nicht!