
An der Spitze der Polizeiinspektion Bad Neustadt stand im Oktober erneut ein Wechsel an. Der bisherige Dienststellenleiter Jan Schubert verlässt die Rhön in Richtung Würzburg und übernimmt im Polizeipräsidium Unterfranken die Leitung des Sachgebiets Einsatztechnik. Auf ihn folgt der 58-jährige Polizeioberrat Marco Di Blasio.
Im Interview spricht der dreifache Familienvater über seine außergewöhnliche Laufbahn, wie er sich in Bad Neustadt einbringen will und warum die Polizei mehr Präsenz in Bad Neustadt zeigen will.
Marco Di Blasio: Ich habe nicht vor, die Polizeiinspektion Bad Neustadt vor meiner Pensionierung zu verlassen. Ich bin 58 Jahre alt, bleibe also noch rund fünf Jahre.
Di Blasio: Das wurde mir schon so kommuniziert. (schmunzelt)
Di Blasio: Ich war 17 Jahre beim Landeskriminalamt (LKA) und dort für den organisierten Rauschgiftgroßhandel in Nordbayern zuständig. Diese Ermittlungen führten auch immer ins Ausland. Wir haben sehr eng mit den Balkanstaaten, aber auch mit europäischen Ländern, wie Italien oder Holland, kooperiert. Ich war auch 2002 mehrere Wochen für eine Fortbildung beim FBI in den USA.
Di Blasio: Im Film "Das Schweigen der Lämmer" gibt es eine Szene, in der Jodie Foster über einen Hindernisparcours, die "Yellow Brick Road", läuft. Die bin ich auch schon gelaufen. Beim FBI war auch sehr interessant, dass man sich bei diesen Lehrgängen mit Kollegen aus der ganzen Welt austauschen kann.
Di Blasio: Ich war Mitarbeiter bei der Soko Bosporus, die bei den NSU-Morden ermittelt hat. Und später auch Teil der Ermittlungskommission beim Fall des verschwundenen Mädchens Peggy in Oberfranken.
Di Blasio: Da gab es vieles. Auch bei der Kriminalpolizei in Würzburg hatten wir spannende Verfahren. Als es die großen Cannabis-Plantagen im Bereich Würzburg gab, kam es mir manchmal so vor, wie im Film "Lammbock". Wir waren in meiner Zeit beim LKA auch die erste Dienststelle in Deutschland, die mit den Kollegen in Albanien kooperiert hat, um einen Rauschgifttransport von dort nach Deutschland zu überwachen, um neben dem Lieferanten auch den Empfänger festnehmen zu können.
Di Blasio: Die Kolleginnen und Kollegen haben mich auch gefragt, ob ich überhaupt schon einmal eine Uniform getragen habe.
Di Blasio: Ja, bis April 1992. Aber ich hatte natürlich während meiner Arbeit beim LKA, bei der Kriminalpolizei oder beim Präsidium regelmäßig Kontakt zu den Dienststellen. Polizei lebt von der Zusammenarbeit aller Bereiche; auch der Kriminaler benötigt schon einmal die Unterstützung der Schutzpolizei.
Di Blasio: Man geht mit einer gewissen Grundeinstellung zur Polizei. Ein Aspekt davon: man will den Menschen helfen. Hier in der Inspektion hat man wieder mehr alltägliche Kontakte zu den Menschen. In meiner Zeit beim LKA hatte ich natürlich auch Kontakt zu den Menschen – aber das waren meist Kriminelle und das Bedürfnis nach Austausch dann doch sehr einseitig geprägt (lacht). Für die Belange der Bürgerinnen und Bürger vor Ort da zu sein, macht die Arbeit so spannend.
Di Blasio: Ich habe den Eindruck, dass sie hier in dem, was sie tun, sehr gut sind. Die Themen sind am Ende überall gleich – egal, ob bei der Kriminalpolizei oder der Schutzpolizei. Deshalb kann ich sicherlich meine Erfahrung einbringen. Bei den Kolleginnen und Kollegen bekomme ich im Gegenzug einen Eindruck von den normalen Streifentätigkeiten.

Di Blasio: Ein spezifisches Problem sehe ich nicht. Es geht den Menschen in Bad Neustadt nicht anders als in anderen Städten. Themen wie falsches Fahren mit dem E-Roller, Alkohol- und Drogenkonsum oder Online-Betrug beschäftigen uns.
Di Blasio: Das wäre nach gerade einmal zwei Monaten zu früh zu sagen. Die Themen haben alle eine gewisse Bedeutung. Natürlich beschäftigt uns das Thema Verkehrssicherheit weiterhin, weil wir darauf aus sind, dass die Zahl der Unfalltoten weiter sinkt. Grundsätzlich hat sich für mich das Aufgabenspektrum erweitert: weg von der reinen Kriminalitätsbekämpfung hin zu Unterstützungshandlungen, bei denen man Bürgern aus der Patsche hilft und natürlich auch dem Thema Verkehrssicherheit.
Di Blasio: Natürlich beschäftige ich mich damit. Wir sehen auch, dass es Ladendiebstähle gibt, aber ob Fußstreifen das Problem lösen werden? Wir zeigen Präsenz und verhindern damit sicherlich die eine oder andere Straftat. Aber die zum Teil überregional agierenden Banden werden sich nicht unbedingt von einer Fußstreife abschrecken lassen.
Di Blasio: Das machen wir bereits. Mehr Präsenz zu zeigen, ist seit längerer Zeit ein erklärtes Ziel von uns. Das ist auch ein Grund, warum wir wieder auf Fahrräder umgestiegen sind. Es ist wertvoll, auf dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs und so ansprechbar zu sein.
Di Blasio: Wir besprechen regelmäßig mit den Dienstgruppen, wo es Brennpunkte gibt, an denen wir dann verstärkt Streife fahren oder Zivilstreifen einsetzen. Das ist natürlich der Bereich, den Sie genannt haben. Denn natürlich sind wir bestrebt, an diesen Punkten zu agieren, dass es eben keine Brennpunkte mehr sind.
Di Blasio: Sehr gut. Ich bin dort privat auch sehr häufig beim Wandern unterwegs. Und von unserem Verein TG 48 Schweinfurt haben wir einen für manche wahrscheinlich "verrückten Brauch". Wir rennen einmal im Jahr von Schweinfurt auf den Kreuzberg.
Di Blasio: Für die rund 50 Kilometer brauchte ich, als ich noch aktiver war, etwa viereinhalb Stunden, bis ich oben ankam.
Di Blasio: Im Winter pendele ich mit dem Zug, aber das habe ich vor. Ich habe mir die Strecke auch schon herausgesucht. Das ist eine schöne Möglichkeit, Arbeit und Freizeitsport miteinander zu verbinden.