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Bad Neustadt
Nach LKA, FBI und Kriminalpolizei nun bei der Polizei Bad Neustadt: Marco Di Blasio ist neuer Polizeichef
In Bad Neustadt gibt es trotz ländlicher Struktur Herausforderungen. Marco Di Blasio spricht über Brennpunkte und wie er die Sicherheit verbessern will.
Marco Di Blasio ist der neue Dienststellenleiter der Polizei in Bad Neustadt.
Foto: René Ruprecht | Marco Di Blasio ist der neue Dienststellenleiter der Polizei in Bad Neustadt.
Julia Back
 |  aktualisiert: 11.01.2025 02:32 Uhr

An der Spitze der Polizeiinspektion Bad Neustadt stand im Oktober erneut ein Wechsel an. Der bisherige Dienststellenleiter Jan Schubert verlässt die Rhön in Richtung Würzburg und übernimmt im Polizeipräsidium Unterfranken die Leitung des Sachgebiets Einsatztechnik. Auf ihn folgt der 58-jährige Polizeioberrat Marco Di Blasio.

Im Interview spricht der dreifache Familienvater über seine außergewöhnliche Laufbahn, wie er sich in Bad Neustadt einbringen will und warum die Polizei mehr Präsenz in Bad Neustadt zeigen will.

Frage: Einige Polizeibeamte in Bad Neustadt haben bereits 18 Dienststellenleiter kennengelernt. Wie lange werden Sie bleiben?

Marco Di Blasio: Ich habe nicht vor, die Polizeiinspektion Bad Neustadt vor meiner Pensionierung zu verlassen. Ich bin 58 Jahre alt, bleibe also noch rund fünf Jahre.

Darüber werden sich Ihre Kolleginnen und Kollegen sicher freuen.

Di Blasio: Das wurde mir schon so kommuniziert. (schmunzelt)

Sie hatten spannende Stationen in Ihrer bisherigen Laufbahn und waren auch international im Einsatz. Was haben Sie genau gemacht?

Di Blasio: Ich war 17 Jahre beim Landeskriminalamt (LKA) und dort für den organisierten Rauschgiftgroßhandel in Nordbayern zuständig. Diese Ermittlungen führten auch immer ins Ausland. Wir haben sehr eng mit den Balkanstaaten, aber auch mit europäischen Ländern, wie Italien oder Holland, kooperiert. Ich war auch 2002 mehrere Wochen für eine Fortbildung beim FBI in den USA.

Das klingt sehr spannend. Das FBI ist vielen nur aus dem Fernsehen ein Begriff.

Di Blasio: Im Film "Das Schweigen der Lämmer" gibt es eine Szene, in der Jodie Foster über einen Hindernisparcours, die "Yellow Brick Road", läuft. Die bin ich auch schon gelaufen. Beim FBI war auch sehr interessant, dass man sich bei diesen Lehrgängen mit Kollegen aus der ganzen Welt austauschen kann.

Sie waren in Deutschland auch bei bekannten Kriminalfällen dabei.

Di Blasio: Ich war Mitarbeiter bei der Soko Bosporus, die bei den NSU-Morden ermittelt hat. Und später auch Teil der Ermittlungskommission beim Fall des verschwundenen Mädchens Peggy in Oberfranken.

Ist Ihnen von Ihrer Tätigkeit etwas besonders in Erinnerung geblieben?

Di Blasio: Da gab es vieles. Auch bei der Kriminalpolizei in Würzburg hatten wir spannende Verfahren. Als es die großen Cannabis-Plantagen im Bereich Würzburg gab, kam es mir manchmal so vor, wie im Film "Lammbock". Wir waren in meiner Zeit beim LKA auch die erste Dienststelle in Deutschland, die mit den Kollegen in Albanien kooperiert hat, um einen Rauschgifttransport von dort nach Deutschland zu überwachen, um neben dem Lieferanten auch den Empfänger festnehmen zu können.

Wirklich spannende Einblicke – aber das hört sich so an, als hätten Sie bisher wenig Kontakt zur normalen Arbeit in der Dienststelle.

Di Blasio: Die Kolleginnen und Kollegen haben mich auch gefragt, ob ich überhaupt schon einmal eine Uniform getragen habe.

Haben Sie?

Di Blasio: Ja, bis April 1992. Aber ich hatte natürlich während meiner Arbeit beim LKA, bei der Kriminalpolizei oder beim Präsidium regelmäßig Kontakt zu den Dienststellen. Polizei lebt von der Zusammenarbeit aller Bereiche; auch der Kriminaler benötigt schon einmal die Unterstützung der Schutzpolizei.

Wo liegt nun in Bad Neustadt für Sie der Reiz?

Di Blasio: Man geht mit einer gewissen Grundeinstellung zur Polizei. Ein Aspekt davon: man will den Menschen helfen. Hier in der Inspektion hat man wieder mehr alltägliche Kontakte zu den Menschen. In meiner Zeit beim LKA hatte ich natürlich auch Kontakt zu den Menschen – aber das waren meist Kriminelle und das Bedürfnis nach Austausch dann doch sehr einseitig geprägt (lacht). Für die Belange der Bürgerinnen und Bürger vor Ort da zu sein, macht die Arbeit so spannend.

Gibt es etwas, das Ihre Kolleginnen und Kollegen von Ihnen lernen können. Oder auch umgekehrt?

Di Blasio: Ich habe den Eindruck, dass sie hier in dem, was sie tun, sehr gut sind. Die Themen sind am Ende überall gleich – egal, ob bei der Kriminalpolizei oder der Schutzpolizei. Deshalb kann ich sicherlich meine Erfahrung einbringen. Bei den Kolleginnen und Kollegen bekomme ich im Gegenzug einen Eindruck von den normalen Streifentätigkeiten.

Wie will er die Rhön sicherer machen? Polizeioberrat Marco Di Blasio spricht im Interview über seine Pläne.
Foto: René Ruprecht | Wie will er die Rhön sicherer machen? Polizeioberrat Marco Di Blasio spricht im Interview über seine Pläne.
Welche Probleme sehen Sie denn hier in der Region?

Di Blasio: Ein spezifisches Problem sehe ich nicht. Es geht den Menschen in Bad Neustadt nicht anders als in anderen Städten. Themen wie falsches Fahren mit dem E-Roller, Alkohol- und Drogenkonsum oder Online-Betrug beschäftigen uns.

Ihrem Vorgänger Jan Schubert lag das Thema Verkehrssicherheit am Herzen. Gibt es einen Schwerpunkt, den Sie setzen wollen?

Di Blasio: Das wäre nach gerade einmal zwei Monaten zu früh zu sagen. Die Themen haben alle eine gewisse Bedeutung. Natürlich beschäftigt uns das Thema Verkehrssicherheit weiterhin, weil wir darauf aus sind, dass die Zahl der Unfalltoten weiter sinkt. Grundsätzlich hat sich für mich das Aufgabenspektrum erweitert: weg von der reinen Kriminalitätsbekämpfung hin zu Unterstützungshandlungen, bei denen man Bürgern aus der Patsche hilft und natürlich auch dem Thema Verkehrssicherheit.

Bad Neustadts Einzelhändler forderten jüngst mehr Polizeipräsenz in der Innenstadt. Wird die kommen?

Di Blasio: Natürlich beschäftige ich mich damit. Wir sehen auch, dass es Ladendiebstähle gibt, aber ob Fußstreifen das Problem lösen werden? Wir zeigen Präsenz und verhindern damit sicherlich die eine oder andere Straftat. Aber die zum Teil überregional agierenden Banden werden sich nicht unbedingt von einer Fußstreife abschrecken lassen.

Werden Sie in Zukunft also mehr Präsenz zeigen?

Di Blasio: Das machen wir bereits. Mehr Präsenz zu zeigen, ist seit längerer Zeit ein erklärtes Ziel von uns. Das ist auch ein Grund, warum wir wieder auf Fahrräder umgestiegen sind. Es ist wertvoll, auf dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs und so ansprechbar zu sein.

In Bad Neustadt gab es im November 2021 einen Mord. In einem anderen Fall wurde einer Ihrer Kollegen bei einem Einsatz schwer verletzt, schließlich wurde der Bereich um das Kaufland zeitweise als "gefährlicher Ort" definiert. Trotz ländlicher Struktur passiert hier einiges. Wie gehen Sie damit um?

Di Blasio: Wir besprechen regelmäßig mit den Dienstgruppen, wo es Brennpunkte gibt, an denen wir dann verstärkt Streife fahren oder Zivilstreifen einsetzen. Das ist natürlich der Bereich, den Sie genannt haben. Denn natürlich sind wir bestrebt, an diesen Punkten zu agieren, dass es eben keine Brennpunkte mehr sind.

Sie sind in Schweinfurt geboren, aufgewachsen und leben dort auch. Wie gefällt Ihnen denn die Rhön?

Di Blasio: Sehr gut. Ich bin dort privat auch sehr häufig beim Wandern unterwegs. Und von unserem Verein TG 48 Schweinfurt haben wir einen für manche wahrscheinlich "verrückten Brauch". Wir rennen einmal im Jahr von Schweinfurt auf den Kreuzberg.

Wie lange brauchen Sie dafür?

Di Blasio: Für die rund 50 Kilometer brauchte ich, als ich noch aktiver war, etwa viereinhalb Stunden, bis ich oben ankam.

Sie haben ja auch vor, mit dem Fahrrad nach Bad Neustadt auf die Arbeit zu kommen.

Di Blasio: Im Winter pendele ich mit dem Zug, aber das habe ich vor. Ich habe mir die Strecke auch schon herausgesucht. Das ist eine schöne Möglichkeit, Arbeit und Freizeitsport miteinander zu verbinden.

 
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