Vor nahezu genau einem Jahr ist Jan Schubert wieder in seine Heimat zurückgekehrt. Nach imposanten Stationen hat der gebürtige Bad Neustädter 2021 die Leitung der Dienststelle übernommen – und war jedoch nur kurz vor Ort. Wo er die vergangenen Monate im Einsatz war, welche Polit-Promis er dabei kennengelernt hat und warum sein Steckenpferd bei der Polizei die Archäologie ist, darüber spricht der 36-Jährige im Interview.
Jan Schubert: Ich war beim G7-Gipfel in Elmau eingesetzt und wir haben unsere Planungsphase Mitte Dezember 2021 in München begonnen. Anfang September bin ich wieder zurück nach Bad Neustadt gekommen.
Schubert: Ja. Die Arbeit ist hier ist etwas anderes als so ein Projekt wie der G7-Gipfel. Hier habe ich eine feste Aufgabe mit der nötigen Gestaltungsfreiheit, dank großem Rückhalt aus dem Polizeipräsidium. Man hat die Geschicke in der eigenen Hand – im Sinne der Bürgerinnen und Bürger, aber auch der Kolleginnen und Kollegen, für die man verantwortlich ist.
Schubert: Ich habe Anfang Dezember einen Anruf von Martin Wilhelm, dem damaligen Vizepräsidenten des unterfränkischen Polizeipräsidiums bekommen, der mich gefragt hat, ob ich die Planungs- und Einsatzphase mit ihm zusammen bestreiten würde. Aufgrund meines Lebenslaufs würde ich ins Portfolio passen. Wir waren dann zusammen an exponierter Stelle im Führungsstab der Bayerischen Polizei tätig.
Schubert: Ich war zusammen mit meinem damaligen Chef komplett für die Sicherheit des Gipfels zuständig, soweit es die Zuständigkeit der Bayerischen Polizei betroffen hat. Dass der Gipfel 2015 schon einmal in Elmau war, kam uns dabei entgegen. Wir haben alles geplant und während des Gipfels dann die Einheiten koordiniert und geführt. Ich war zusammen mit meinem Adjutanten Simon Wiest vom Bayerischen Landeskriminalamt auch für die ausländischen Delegationen der G7 sowie der eingeladenen Gaststaaten, wie zum Beispiel Indien, zuständig. Dabei mussten wir eng mit den ausländischen Sicherheitsbehörden, wie Militär und Nachrichtendiensten zusammenarbeiten.
Schubert: Nur punktuell. Je weniger wir von der Prominenz mitbekommen, desto besser machen wir unseren Job.
Schubert: Doch, ich habe mich zum Beispiel mal eine halbe Stunde mit Boris Johnson unterhalten. Dabei ging es um Gott und die Welt und er war sehr charmant. Menschlich war das ein absolutes Highlight, er ist tatsächlich so, wie er im TV rüberkommt. Ein ganz anderer Typ als Joe Biden, aber beide verströmen auf ihre Art und Weise eine bestimmte Aura.
Schubert: Biden hat mir eine Medaille, den Presidential Coin of Command, für die gute Zusammenarbeit mit dem Secret Service verliehen. Der US-Präsident hat aufgrund seiner Gefährdungslage eine höhere Schutzkategorie als andere Politiker inne, weshalb wir eng mit dem Secret Service zusammengearbeitet haben – was aus deren Sicht herausragend funktioniert hat.
Schubert: Danke! Ich war wirklich geehrt. Biden hat eine sehr präsidiale Aura und war sehr angenehm. Boris Johnson ist im Vergleich zu ihm eher ein Typ zum Anfassen.
Schubert: Die Frage habe ich mir noch gar nicht gestellt. Es gibt mit Sicherheit verschiedene strategische Erwägungen, die man hier auf die Dienststelle umlegen kann. Ich kann auf jeden Fall die Bedeutung des Netzwerkens mitnehmen und dass die Zusammenarbeit verschiedener Behörden und Kulturen auf polizeilicher Ebene sehr gut funktioniert.
Schubert: Ich hatte sogar noch ein paar weitere Stationen im Ausland.
Schubert: Ich war bei der Generalstaatsanwaltschaft in Kairo und auf dem Balkan für Projekte gegen Organisierte Kriminalität im Einsatz. Insbesondere im Bereich der Archäologie und des illegalen Kulturguthandels. Das war mein Steckenpferd und hierzu kommt auch bald ein Buch heraus, an dem ich mitgeschrieben habe. Das waren tolle Erlebnisse!
Schubert: Ja, beim LKA war ich Leiter der Kunstfahndung, bei der auch der Kulturguthandel angegliedert ist. Archäologische Artefakte werden meistens im Rahmen der Organisierten Kriminalität geschmuggelt und gehandelt. Für das BKA war ich auch in Kairo in Ägypten.
Schubert: Natürlich bekomme ich die Frage gestellt, warum jetzt Bad Neustadt. Aber man darf sich selbst nicht so wichtig nehmen. Die Arbeit hier ist genauso wichtig, wie die im Ausland. Was mich in Bad Neustadt besonders reizt ist die Gestaltungsfreiheit, die hier viel größer ist und bei der man auch schnell den positiven Effekt sieht. Die Kolleginnen und Kollegen sind hochmotiviert und geben wirklich alles für die Dienststelle. Hier lohnt es sich in die Führungsarbeit zu investieren – für das Wohl in Rhön-Grabfeld.
Schubert: Nach dem Abitur war ich fast nicht mehr daheim, also quasi 15 Jahre weg. Ich habe hier aber natürlich noch Verwandtschaft und Familie. Ich hatte eine tolle Kindheit und habe nur gute Erinnerungen an die Region. Deshalb möchte ich etwas zurückgeben. Das hört sich idealistisch an, ist aber tatsächlich so. Und die Schönheit der Rhön wird einem erst bewusst, wenn man sie lange nicht mehr gesehen hat.
Schubert: Ich habe an meinem Vater bewundert, dass er immer gerne zur Arbeit gegangen ist. Er war Verkehrserzieher und wollte nie etwas anderes machen. Den Beruf gar nicht infrage zu stellen und mit sich völlig im Reinen zu sein, hat mir imponiert und mich neugierig gemacht. Natürlich habe ich durch ihn auch Einblicke bekommen, wie breit das Spektrum bei der Polizei ist. Man kann Pilot werden, in eine Spezialeinheit gehen oder Streifenpolizist werden. Welche Firma hat das schon?
Schubert: Natürlich habe ich auch die Schattenseiten mitbekommen und gewusst, worauf ich mich einlasse. Der 11. September hat mich in meiner Kindheit geprägt und meinen Berufswunsch verstärkt. Ich habe auch als Analyst im Bereich des Islamischen Terrorismus gearbeitet.
Schubert: Bis auf zwei Jahre in München habe ich nie bei der Schutzpolizei gearbeitet. Dort habe ich oft Todesbenachrichtigungen überbracht, aber ich war noch nie so nah am Geschehen dabei wie jetzt. Ich glaube, dass sich die schlimmsten Tragödien hier tatsächlich bei tödlichen Unfällen abspielen. Das wichtigste ist deshalb, am Thema Verkehrssicherheit weiter dranzubleiben.
Schubert: Wir wollen jeden einzelnen Unfall verhindern. Das ist utopisch und steht nicht in unserer Macht, aber wir wollen unser Augenmerk darauf richten. Alkohol, Drogen, überhöhte Geschwindigkeiten – es gibt genug Ansatzpunkte. Wir haben mittlerweile zudem eine Zielgruppe, die aufgrund körperlicher Einschränkungen mit E-Bikes unterwegs ist und Geschwindigkeiten erreicht, die naturgemäß eigentlich nicht mehr erreichbar sind. Dann ist es trotz fehlender Helmpflicht wichtig, hier zu sensibilisieren.
Schubert: Für uns waren die tragischen Fälle schwierig, weil es auch die eigenen Reihen betroffen hat. Vom Ausmaß her hat uns das schockiert. Die Täter zu finden, ist uns aber sehr schnell und gut gelungen. Die Fälle waren aber kein Symptom einer schwelenden Krankheit, sondern tatsächlich Exzesse. Die können leider potenziell immer passieren.
Schubert: Das weiß ich gar nicht, aber ich glaube, dass er stolz ist. Er hat mir immer den Wert der Demut vermittelt, weshalb wir gar nicht über Status reden. Auch wenn ich an der Spitze stehe und die Verantwortung trage, sehe ich mich als Teil der Mannschaft, der am Ende des Tages nur seinen Teil leistet.