Am Mittwochabend ist es auf der B279 zwischen Saal und Großeibstadt stockdunkel. Doch kurz vor dem Lkw-Parkplatz Galgenberg steht ein Lichtmast auf der Straße. Ein Schild weist die Autofahrer darauf hin, die Geschwindigkeit zu reduzieren. Kurz dahinter steht Polizihauptmeisterin Katharina Emmerling in gelber Leuchtjacke mitsamt Kelle auf der Fahrbahn und hält die Verkehrsteilnehmer an.
Emmerling ist eine von 30 Polizeibeamtinnen und Beamten, die am Mittwochabend in Rhön-Grabfeld im Einsatz sind. Es ist nach Angaben der Polizei eine der größten Polizei-Kontrollen, die es je im Landkreis gab. Ihr Ziel? Für mehr Sicherheit zu sorgen.
Fokus liegt auf der Verkehrssicherheit im Landkreis Rhön-Grabfeld
Die Aktion habe verschiedene Funktionen, erklärt der Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Bad Neustadt, Jan Schubert: "Wir hatten in den vergangenen Wochen und Monaten schwere Unfälle, leider auch mit Todesopfern. Deshalb wollen wir einen Fokus auf die Verkehrssicherheit legen."
Daneben sind an diesem Abend auch Beamte unterwegs, um "Präsenz in der Kriminalitätsbekämpfung" zu zeigen. "Unser Fokus liegt auf den Brennpunkten, die wir identifiziert haben und wo wir des Öfteren mit Ordnungsstörungen zu tun haben. Dies ist zum einen der Bereich Heuweg in Neuhaus und zum anderen der als polizeilicher Ort definierte Raum am Kaufland in Bad Neustadt", erklärt Schubert.
Die Kontrollen konzentrieren sich am Mittwochabend jedoch nicht nur auf einzelne Punkte, sondern betreffen den gesamten Landkreis. "Wir haben auch eine Kontrolle in Mellrichstadt, wo nur mobil kontrolliert wird. Man ist agiler und kann relativ schnell auf gewisse Situationen reagieren", so Schubert. Und auch in Bad Königshofen gibt es Kontrollen, eine mobile wie auch eine stationäre in Eyershausen.
Großer Kontrollpunkt am Galgenberg-Parkplatz zwischen Saal und Großeibstadt
Der wohl größte Kontrollpunkt im Landkreis ist jedoch am Galgenberg-Parkplatz zwischen Saal und Großeibstadt. Die Beamten dort haben viel zu tun. Der Parkplatz liegt an der Direktverbindung zwischen Bamberg und Fulda, wenn Lkw diese Strecke nehmen, sparen sie viele Kilometer ein. Ab 15.30 Uhr hat hier das Technische Hilfswerk (THW) neun Lichtmasten aufgebaut. "Wir sind mit elf Personen im Einsatz und haben 30 Kilowatt Lichtleistung. Damit leuchten wir den kompletten Parkplatz für die Polizei aus", erklärt THW-Zugführer Jürgen Hofmann.
"Wir haben so mithilfe des THW eine sichere Kontrollumgebung geschaffen", erklärt Schubert. "Vor allem haben wir aus Sicherheitsgründen den Vorteil, dass wir den Überblick über die Gesamtsituation behalten können." Die Kontrollstelle ist so aufgebaut, dass ein Beamter oder eine Beamtin die Verkehrsteilnehmer herauswinkt und diese dann auf dem großen Parkplatz kontrolliert werden.
Lkw werden an diesem Abend alle kontrolliert, daneben aber auch Sprinter und normale Autos. "Meine Aufgabe ist es, die durchfahrenden Verkehrsteilnehmer kurz anzuschauen und gegebenenfalls für die Kontrolle herauszuziehen", sagt Polizeihauptmeisterin Emmerling, die vor dem Parkplatz auf der Straße steht. "Wir achten natürlich darauf, ob Alkohol oder Drogen im Spiel sind, wenn zum Beispiel die Augen nicht ganz klar sind." Daneben heißt es für die erfahrene Polizistin wachsam bleiben. "Wir wissen ja nie, wie jemand reagiert. Wir müssen die Augen offen halten und im Notfall auch einmal sprungbereit sein."
Beamte der VPI Schweinfurt-Werneck sind auch im Einsatz
Auch, wenn im gesamten Landkreis bereits nahezu alle Kräfte der hiesigen Polizei im Einsatz sind – Schubert hat sich weitere Expertise dazu geholt. Wie Martin Lang, Kontrollbeamter beim Schwerverkehrstrupp der VPI Schweinfurt-Werneck. "Wir sind mit dabei, weil es ja auch um den Schwerverkehr geht. Da gibt es vieles, das man beachten muss."
Es gilt die Lenk- und Ruhezeiten, die gefahrene Geschwindigkeit, die Technik am Fahrzeug oder auch die Ladungssicherung zu kontrollieren. "Die Reaktionen sind eher positiv, es geht ja auch um den Schutz des Fahrers. Viele Fahrer sind der Auffassung, dass viel zu wenig kontrolliert wird", sagt Lang.
Einen Gefahrenguttransporter nimmt er lange in Augenschein und findet am Ende nur ein paar Kleinigkeiten, auf die er den Fahrer aufmerksam macht. Dieser ist zum ersten Mal in eine Kontrolle geraten und weiß teilweise nicht einmal, wovon Experte Lang spricht. Bei einem anderen Lkw ist die Ladung nicht gut genug gesichert – hier helfen die Beamten schlussendlich sogar dem Fahrer, die Paletten sicher zu verstauen. Für den verantwortlichen Verlader hat das Konsequenzen, er muss mit 500 Euro Strafe und 1 Punkt rechnen.
Beamte überprüfen Lkw
Bei einem Laster mit einer großen Holzladung sehen die Beamten gleich, dass etwas nicht stimmen kann. "Wir haben den Verdacht, dass er zu schwer ist. Wir wissen es nicht genau, aber anhand der Überschlagsrechnung, sind wir bei weit über 40 Tonnen", erklärt Polizeihauptmeister Marcel Schmidt. Die Beamten begleiten den Transporter nach Bad Neustadt – er muss auf die Waage. Hier wird sich später feststellen, dass er sogar 47,5 Tonnen Gewicht hat.
"Die Reaktionen der Menschen, die kontrolliert werden, sind problemlos. Die meisten Leute verstehen das auch und die Lkw-Fahrer sind das sowieso gewohnt", erklärt Polizeihauptkommissar Gerd Jahrsdörfer. Dem kann sein Kollege, Polizeihauptmeister Markus Jessenberger, nur zustimmen: "Wenn man die Leute vernünftig anspricht, funktioniert das in der Regel. Zu mir wurde einmal gesagt, dass man ein guter Polizeibeamter ist, wenn die Leute sich beim Wegfahren bedanken. Das sollte ein Stück weit das Motto sein", ist Jessenberger überzeugt.
Doch nicht jeder Autofahrer will sich am Mittwoch kontrollieren lassen. Ein Auto dreht beim Anblick der Kontrollstelle noch auf der Fahrbahn um und fährt davon. Grund genug für die Polizisten, mit quietschenden Reifen die Verfolgung aufzunehmen. Bei der Kontrolle finden sie jedoch nichts.
Kontrollaktion im Landkreis Rhön-Grabfeld: Polizei ist zufrieden mit dem Ergebnis
Als es gegen 21 Uhr anfängt zu regnen, beenden die Polizisten langsam die Aktion auf dem Parkplatz zwischen Saal und Großeibstadt – und sind zufrieden mit dem Ergebnis. "Im Verkehrssektor, sowohl im Schwerverkehr als auch bei den Pkw-Fahrern, ist einiges aufgelaufen", erklärt Jessenberger. "Es war eine große Aktion, aber der Aufwand war es wert. Die Resonanz war durchwegs positiv.
Und auch der Bad Neustädter Polizeichef Jan Schubert kann einige Ergebnisse des Abends vermelden. Insgesamt gab es im Landkreis 228 Verkehrs- und Personenkontrollen, bei denen auch drei Straftaten im Bereich der Drogenkriminalität aufgedeckt wurden. Daneben gab es diverse Verkehrsordnungswidrigkeiten, wie zum Beispiel Gurtverstöße, Überladung oder Geschwindigkeitsverstöße.
"Der Abend war ein Gewinn für die Region, weil sich gezeigt hat, wie gut einerseits die Zusammenarbeit mit dem THW klappt und auch die enge Kooperation zwischen den Dienststellen im Landkreis funktioniert. Zudem war es für unsere Aus- und Fortbildungszwecke ein großer Erfolg", zeigt sich Schubert zufrieden.
Anmerkung der Redaktion: In einer vorherigen Version stand, dass der Holzlaster 47,5 Tonnen Ladung hat. Dies ist jedoch das Gesamtgewicht.