Wer in diesen Tagen ein Restaurant besucht, muss für Speisen und Getränke oft mehr zahlen als noch 2023. Denn viele Gastwirte haben wie Peter Wlost, Chef des El Moro Tapas & more in Bad Neustadt, zum 1. Januar 2024 ihre Preise erhöht. "Immense Preissteigerungen in allen Bereichen" und die Rückkehr von 7 auf 19 Prozent Mehrwertsteuer für Speisen zum Jahresanfang hätten dies nötig gemacht. Das schrieb Wlost in einem offenen Brief, den er auf Social Media postete und in seinem Lokal aufhing. Auch an Bundeskanzler Olaf Scholz adressierte er das Schreiben.
"Die Entscheidung der Politik, zu den 19 Prozent Mehrwertsteuer auf Speisen zurückzukehren, ist falsch. Sie war ein harter Schlag und ich halte sie in der derzeitigen wirtschaftlichen Lage für ein falsches Signal", sagt Peter Wlost im Gespräch mit dieser Redaktion. Er führt das El Moro seit Oktober 2015 und ist Vorsitzender der Rhön-Grabfelder Kreisstelle des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (DEHOGA). Wlost befürchtet, dass Gastronomie und Hotellerie nun "weiter geschwächt" werden und Menschen sich "ein Stück Lebensqualität" nicht mehr leisten können.
Warum Peter Wlost aus Bad Neustadt den Bundeskanzler nicht mehr bedienen will
Er habe damit gerechnet, dass der Kanzler sein Wort, die Mehrwertsteuer auf Speisen auch nach der Pandemie bei sieben Prozent zu belassen, hält, so Wlost. Stattdessen bewege man sich nun auf eine Zwei-Klassen-Gesellschaft in der Gastronomie zu. Zudem fühlt sich Peter Wlost durch staatliche Vorgaben in seiner Entscheidungsfreiheit als Unternehmer eingeschränkt.
"Seien Sie versichert Herr Bundeskanzler, sollten Sie jemals mit Hunger in unserer Kleinstadt stranden, werden Sie bei uns nicht mehr bedient. Ich kann nur hoffen, dass uns das möglichst viele Kollegen gleich tun", endet Wlosts offener Brief.
Die Stimmung in der Branche sei ohnehin angespannt. Die Rückkehr zu den 19 Prozent mache es noch unattraktiver für junge Menschen, sich in der Gastro-Branche selbstständig zu machen. Durch Belastungen während der Pandemie und Kostensteigerungen sei der Puffer der meisten Wirte ausgeschöpft. "Wir haben die Steuererleichterung dankend angenommen und investiert, um bessere Löhne zahlen zu können. Jetzt können wir natürlich nicht wieder weniger zahlen. Deswegen besteht nur die Möglichkeit, die Preise nach oben anzupassen", so Wlost.
Warum Peter Wlost den Mindestlohn für wichtig hält
Das hat der Gastronom getan: Für Getränke müssen Gäste im El Moro seit Jahresanfang zwischen zwei und drei Prozent mehr zahlen. Speisen sind 18 Prozent teurer, was laut dem 42-Jährigen dem vom DEHOGA empfohlenen Wert entspricht. Noch deutlicher macht den Preisanstieg ein Vergleich mit November 2022. Damals kostete ein klassischer Burger bei Wlost 8,90 Euro, mittlerweile sind es 15,30 Euro.
"Das ist fast eine Verdoppelung innerhalb von einem guten Jahr. Aber die Inflation, die gestiegenen Warenkosten, die höheren Energiekosten und die Anhebung des Mindestlohns haben die Erhöhung unausweichlich gemacht", so Peter Wlost. Den Mindestlohn hält er dennoch für wichtig, um qualifiziertes Personal zu bekommen.
Unter den Gästen im El Moro in Bad Neustadt sind weniger Familien
Trotz Preiserhöhung würden ihm seine Gäste die Treue halten, ihr Verständnis sei groß. "Von den Stammgästen kamen kaum Beschwerden. Natürlich gibt es Leute, die nicht verstehen, dass die höheren Kosten umgelegt werden müssen. Aber ich habe nur vereinzelt Gespräche zu den Preiserhöhungen führen müssen."
Im Vergleich zum Januar 2023 stellte er einen Einbruch seiner Umsätze von sechs Prozent fest. Dass weniger bestellt, Essen geteilt oder auf das Dessert verzichtet wird, hat der Geschäftsführer aber bisher nicht beobachtet. Wer kann, geht weiterhin ins Restaurant, so seine Beobachtung. "Die meisten Leute leisten sich immer Essen und Trinken, weil sie sagen, 'Das lass' ich mir nicht nehmen'. Da kaufen sie sich lieber ein paar Klamotten weniger", meint Wlost.
Allerdings habe sich die Gästestruktur verändert, es kämen deutlich weniger Familien mit Kindern. "Ich habe selbst zwei Kinder und weiß, was es kostet, mit der Familie essen zu gehen", zeigt der Gastwirt Verständnis.
Was würde er sich wünschen von der Politik? "Die sieben Prozent sind nach wie vor ein großes Ziel. Es war ein Glücksfall, dass das während der Pandemie tatsächlich umgesetzt wurde". Ein weiteres Anliegen hat er noch: weniger Bürokratie.
Dazu könnte nach seiner Ansicht ein einheitlicher Steuersatz einen Beitrag leisten. In anderen Ländern wie etwa Schweden gebe es den schließlich auch, so Wlost. In Deutschland müssen Speisen, die im Restaurant verzehrt werden, mit 19 und Essen zum Mitnehmen mit sieben Prozent versteuert werden. "Ich finde es ungerecht, wenn beispielsweise ein Dönerladen, der deutlich weniger Personalkosten hat als wir, weniger Steuern zahlt, weil er fast nur Essen für außer Haus verkauft."
Wenn man den Preis des Döners näher betrachtet würde er bei 7% MwSt. heute 13,76 € kosten - dies wäre dann von 2022 zu heute eine Preissteigerung von rd. 54,5%, bzw. 1,54 €.
Dass die Kosten für Waren, Energie,Personal, etc. gestiegen sind ist unbestritten, allerdings trifft das nicht nur die Gastronomie sondern auch andere Branchen, welche die ganze Zeit den vollen MwSt.-Satz von 19% zahlen.
Betrachtet man z.B. unser Nachbarland Österreich sieht man dass dort bereits seit 2022 wieder der normale MwSt.-Satz von 20% auf Getränke und 10% auf Essen zu zahlen ist.
Glaubt man die Berichte aus Österreich gab es hier keinen nenneswerten Rückgang der Gäste-zahlen, sondern teilweise ist die Zahl der Betriebe sogar gestiegen
(siehe https://www.tagesschau.de/ausland/europa/mehrwertsteuer-gastronomie-oesterreich-100.html)
Ich wünsche trotzdem gute Geschäfte und viele Gäste
Andere Gewerbe zahlen auch 19%, auch auf Arbeit. Auf Handwerkerrechnungen sieht man das gleich. Die Mehrwertsteuer ist für Verbraucher am Ende immer im Preis enthalten.
Es reicht langsam das alle die irgendwann Subventionen bekommen haben, nun jammern das diese wegfallen, den auch das war Geld das alle Steuerzahler vorher in den Topf gegeben haben.