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Bad Neustadt
Mehrwertsteuer wieder erhöht, Essen gehen wird teurer: El Moro-Chef Wlost sagt, ob nun weniger Gäste kommen
Die Rückkehr zur alten Mehrwertsteuer sorgt für Unmut beim Betreiber des El Moro in Bad Neustadt. Warum er Bundeskanzler Olaf Scholz nicht mehr bedienen will.
Gastronom Peter Wlost, Betreiber des El Moro Tapas & more in Bad Neustadt, hat einen offenen Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz geschrieben und in den sozialen Netzwerken veröffentlicht. Darin beklagt er unter anderem die Rückkehr zu 19 Prozent Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie.
Foto: Michael Endres | Gastronom Peter Wlost, Betreiber des El Moro Tapas & more in Bad Neustadt, hat einen offenen Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz geschrieben und in den sozialen Netzwerken veröffentlicht.
Kristina Kunzmann
 |  aktualisiert: 06.03.2024 02:55 Uhr

Wer in diesen Tagen ein Restaurant besucht, muss für Speisen und Getränke oft mehr zahlen als noch 2023. Denn viele Gastwirte haben wie Peter Wlost, Chef des El Moro Tapas & more in Bad Neustadt, zum 1. Januar 2024 ihre Preise erhöht. "Immense Preissteigerungen in allen Bereichen" und die Rückkehr von 7 auf 19 Prozent Mehrwertsteuer für Speisen zum Jahresanfang hätten dies nötig gemacht. Das schrieb Wlost in einem offenen Brief, den er auf Social Media postete und in seinem Lokal aufhing. Auch an Bundeskanzler Olaf Scholz adressierte er das Schreiben.

"Die Entscheidung der Politik, zu den 19 Prozent Mehrwertsteuer auf Speisen zurückzukehren, ist falsch. Sie war ein harter Schlag und ich halte sie in der derzeitigen wirtschaftlichen Lage für ein falsches Signal", sagt Peter Wlost im Gespräch mit dieser Redaktion. Er führt das El Moro seit Oktober 2015 und ist Vorsitzender der Rhön-Grabfelder Kreisstelle des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (DEHOGA). Wlost befürchtet, dass Gastronomie und Hotellerie nun "weiter geschwächt" werden und Menschen sich "ein Stück Lebensqualität" nicht mehr leisten können.

Warum Peter Wlost aus Bad Neustadt den Bundeskanzler nicht mehr bedienen will

Er habe damit gerechnet, dass der Kanzler sein Wort, die Mehrwertsteuer auf Speisen auch nach der Pandemie bei sieben Prozent zu belassen, hält, so Wlost. Stattdessen bewege man sich nun auf eine Zwei-Klassen-Gesellschaft in der Gastronomie zu. Zudem fühlt sich Peter Wlost durch staatliche Vorgaben in seiner Entscheidungsfreiheit als Unternehmer eingeschränkt.

"Seien Sie versichert Herr Bundeskanzler, sollten Sie jemals mit Hunger in unserer Kleinstadt stranden, werden Sie bei uns nicht mehr bedient. Ich kann nur hoffen, dass uns das möglichst viele Kollegen gleich tun", endet Wlosts offener Brief.

Die Stimmung in der Branche sei ohnehin angespannt. Die Rückkehr zu den 19 Prozent mache es noch unattraktiver für junge Menschen, sich in der Gastro-Branche selbstständig zu machen. Durch Belastungen während der Pandemie und Kostensteigerungen sei der Puffer der meisten Wirte ausgeschöpft. "Wir haben die Steuererleichterung dankend angenommen und investiert, um bessere Löhne zahlen zu können. Jetzt können wir natürlich nicht wieder weniger zahlen. Deswegen besteht nur die Möglichkeit, die Preise nach oben anzupassen", so Wlost.

Warum Peter Wlost den Mindestlohn für wichtig hält

Das hat der Gastronom getan: Für Getränke müssen Gäste im El Moro seit Jahresanfang zwischen zwei und drei Prozent mehr zahlen. Speisen sind 18 Prozent teurer, was laut dem 42-Jährigen dem vom DEHOGA empfohlenen Wert entspricht. Noch deutlicher macht den Preisanstieg ein Vergleich mit November 2022. Damals kostete ein klassischer Burger bei Wlost 8,90 Euro, mittlerweile sind es 15,30 Euro. 

"Das ist fast eine Verdoppelung innerhalb von einem guten Jahr. Aber die Inflation, die gestiegenen Warenkosten, die höheren Energiekosten und die Anhebung des Mindestlohns haben die Erhöhung unausweichlich gemacht", so Peter Wlost. Den Mindestlohn hält er dennoch für wichtig, um qualifiziertes Personal zu bekommen.

Unter den Gästen im El Moro in Bad Neustadt sind weniger Familien

Trotz Preiserhöhung würden ihm seine Gäste die Treue halten, ihr Verständnis sei groß. "Von den Stammgästen kamen kaum Beschwerden. Natürlich gibt es Leute, die nicht verstehen, dass die höheren Kosten umgelegt werden müssen. Aber ich habe nur vereinzelt Gespräche zu den Preiserhöhungen führen müssen."

Gastronom Peter Wlost brüht in seinem Restaurant El Moro in Bad Neustadt einen Kaffee auf. Die Entscheidung der Politik, zu den 19 Prozent Mehrwertsteuer bei Speisen zurückzukehren, hält er für falsch.
Foto: Michael Endres | Gastronom Peter Wlost brüht in seinem Restaurant El Moro in Bad Neustadt einen Kaffee auf. Die Entscheidung der Politik, zu den 19 Prozent Mehrwertsteuer bei Speisen zurückzukehren, hält er für falsch.

Im Vergleich zum Januar 2023 stellte er einen Einbruch seiner Umsätze von sechs Prozent fest. Dass weniger bestellt, Essen geteilt oder auf das Dessert verzichtet wird, hat der Geschäftsführer aber bisher nicht beobachtet. Wer kann, geht weiterhin ins Restaurant, so seine Beobachtung. "Die meisten Leute leisten sich immer Essen und Trinken, weil sie sagen, 'Das lass' ich mir nicht nehmen'. Da kaufen sie sich lieber ein paar Klamotten weniger", meint Wlost.

Allerdings habe sich die Gästestruktur verändert, es kämen deutlich weniger Familien mit Kindern. "Ich habe selbst zwei Kinder und weiß, was es kostet, mit der Familie essen zu gehen", zeigt der Gastwirt Verständnis.

Was würde er sich wünschen von der Politik? "Die sieben Prozent sind nach wie vor ein großes Ziel. Es war ein Glücksfall, dass das während der Pandemie tatsächlich umgesetzt wurde". Ein weiteres Anliegen hat er noch: weniger Bürokratie.

Dazu könnte nach seiner Ansicht ein einheitlicher Steuersatz einen Beitrag leisten. In anderen Ländern wie etwa Schweden gebe es den schließlich auch, so Wlost. In Deutschland müssen Speisen, die im Restaurant verzehrt werden, mit 19 und Essen zum Mitnehmen mit sieben Prozent versteuert werden. "Ich finde es ungerecht, wenn beispielsweise ein Dönerladen, der deutlich weniger Personalkosten hat als wir, weniger Steuern zahlt, weil er fast nur Essen für außer Haus verkauft."

 
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  • Bernhard Roschlau
    Und warum gibt es dann noch Lokale, welche die Preise zum Jahreswechsel nicht erhöht haben, obwohl sie schon vorher günstig waren?
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  • Hubert Endres
    Herr Roschlau. Zum Beispiel ? Wer ?
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  • Josef Goldstein
    Ich kann die große Entrüstung über die Rückkehr zum "normalen Mwst.-Satz" vor Corona nicht nachvollziehen!
    Wenn man den Preis des Döners näher betrachtet würde er bei 7% MwSt. heute 13,76 € kosten - dies wäre dann von 2022 zu heute eine Preissteigerung von rd. 54,5%, bzw. 1,54 €.
    Dass die Kosten für Waren, Energie,Personal, etc. gestiegen sind ist unbestritten, allerdings trifft das nicht nur die Gastronomie sondern auch andere Branchen, welche die ganze Zeit den vollen MwSt.-Satz von 19% zahlen.
    Betrachtet man z.B. unser Nachbarland Österreich sieht man dass dort bereits seit 2022 wieder der normale MwSt.-Satz von 20% auf Getränke und 10% auf Essen zu zahlen ist.
    Glaubt man die Berichte aus Österreich gab es hier keinen nenneswerten Rückgang der Gäste-zahlen, sondern teilweise ist die Zahl der Betriebe sogar gestiegen
    (siehe https://www.tagesschau.de/ausland/europa/mehrwertsteuer-gastronomie-oesterreich-100.html)
    Ich wünsche trotzdem gute Geschäfte und viele Gäste
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  • Gernod Scheid
    Wenn der Preissprung von 8,90 auf 15,30 für einen Burger stimmt dann sind das ja nur 71,9 Prozent Preiserhöhung. Da würde ich mir auch zweimal überlegen ob ich da zum Essen gehe.
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  • Frank Duckstein
    Richtig gerechnet! Pro Jahr macht das 31%. Dafür gibt es keinen Grund. Die Rückkehr zum normalen Mehrwertsteuertarif macht 11% aus. Absolut gesehen sind solche Preise auch irre.
    Andere Gewerbe zahlen auch 19%, auch auf Arbeit. Auf Handwerkerrechnungen sieht man das gleich. Die Mehrwertsteuer ist für Verbraucher am Ende immer im Preis enthalten.
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  • Walter Handlos
    Hin oder her....hab damals keinen Gastronomen gesehen der die Preise nach der Senkung auch an die Kunden weiter gegeben hatte
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  • Gabriele Schneider
    Danke für Ihren Kommentar, sehr sachlich und endlich mal jemand, der unsere Regierung nicht für alles verantwortlich macht.
    Es reicht langsam das alle die irgendwann Subventionen bekommen haben, nun jammern das diese wegfallen, den auch das war Geld das alle Steuerzahler vorher in den Topf gegeben haben.
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  • Hubert Endres
    Frau Schneider Sie scheinen hier einiges nicht zu verstehen. Subventionen sind gleichbleibende Zahlungen des Staates für gewisse Branchen. Hier geht es um den Mehrwertsteuersatz. So lange wir Geld für alle in der Welt verteilen muss dies ja auch wieder rein geholt werden. Und wo erfolgt dies ? Wenn die Gastronomie ein Goldesel ist, warum eröffnen Sie nicht auch ein Lokal ? Keine Lust auf Abrackern, Bürokratie und Risiko ? Natürlich ist die Regierung dafür verantwortlich. Die vorherige und auch die jetzige. Sie sorgen für die Bürokratie. Auch der Mindestlohn ist ein Witz. Ja Menschen sollen für ihre Arbeit auch einen entsprechenden Lohn bekommen. Aber wer zahlt denn diese Erhöhung ? Der Arbeitgeber . Hätte man auch anderweitig lösen können, in dem man die Lohnnebenkosten reduziert. Dann hätten Arbeitgeber und Arbeitnehmer was davon. Aber so lange wir uns so viele Abgeordnete leisten mit gewaltigen Verdienst, Rente und wenig Sachverstand wird es nicht besser.
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  • Dietmar Eberth
    Halb Deutschland jammert nach dem Staat. Aber woher der Staat das Geld haben soll ist jedem egal. Selber drucken geht nicht und Schulden machen geht nicht.
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  • Klaus - Peter Eschenbach
    Sie wissen das die Mehrwertsteuer bei selbstständigen gegen gerechnet wird? Und Gastronomen die mit Bürokratie zu kämpfen haben? Ich habe jahrelang eine Gaststätte betrieben und wüste nicht wo übermäßige Bürokratie vorhanden sein soll. Und Lohnnebenkosten senken damit der Unternehmer den Mindestlohn nicht zahlen muss? Also den Staat verantwortlich machen damit ich meine Angestellten ausnutzen kann? Warum geht denn keiner mehr zurück in die Gastronomie? Es ist inzwischen normal die Politik für alles und jeden verantwortlich zu machen. Jegliches Risiko auf den Staat abwälzen, die Gewinne aber selbst einstreichen. Warum ist in Oberfranken die Gastronomie um einiges günstiger kennst diese Probleme trotzdem nicht. (Frage für einen Freund)
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  • Klaus - Peter Eschenbach
    Ich versuche seit geraumer Zeit dahinter zukommen warum es Regionen gibt in denen sich die Preise drastisch erhöht haben und anderen Regionen hingegen kaum mit Preiserhöhungen zu kämpfen haben. Erklärungen habe ich noch keine gefunden. Lustig finde ich es vor allem wenn man Gastronomen bei Lidl einkaufen sieht und dann Abends im Lokal die Getränkepreise vergleicht. Ich zahle gerne etwas mehr wenn die Qualität passt. Die Erhöhungen in der Gastronomie hingegen sind teilweise einfach nur unverschämt. Das die Gastronomie Probleme hat (gerade im Personalbereich) sehe ich durchaus, aber Corona hat dies einfach nur gezeigt. Und der jetzigen Regierung den schwarzen Peter (das ist keine Anspielung auf irgendwelche Namen) ist vom ursächlichen Problem abgelenkt. Gastronomie ist harte Arbeit, manche schaffen es und manche scheitern.
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