Ein fehlendes "Danke", ein gereizter Kommentar, manchmal gar eine Beleidigung: Von solchen unschönen Erlebnissen, die in ihrem Arbeitsalltag immer häufiger vorkommen würden, berichtete Schlundhaus-Servicekraft Julia Hofmann kürzlich auf Facebook. Zahlreiche Nutzerinnen und Nutzer kommentieren dies mit zustimmenden Worten wie "Ich bin ganz bei dir" oder "Du hast ja sowas von recht! Es wird immer schlimmer" oder "Oh, du sprichst mir aus der Seele".
Wie erleben andere Gastronomen das Verhalten ihrer Gäste? Sind auch in ihren Restaurants die Besucher unfreundlicher geworden? Oder handelt es sich bei ihnen nur um wenige Einzelfälle? Diese Redaktion hat mit vier Wirten aus Rhön-Grabfeld über ihre Erfahrungen gesprochen.
1. Anja Schill, Berggasthof "Rother Kuppe" bei Roth: "Die Leute sind seit Corona ungeduldiger geworden"
Grundsätzlich habe sie mit netten Gästen zu tun, sagt Anja Schill vom Berggasthof "Rother Kuppe". Doch manche seien schon dreist und würden bei der Bestellung fragen, ob es zum Geburtstag auch ein Gratis-Dessert geben würde. Anderen würden die Preise nicht passen. "Dann bekommt man so was zu hören wie: 'Woanders ist es aber günstiger!' Das finde ich schon sehr dreist. Wir haben keine übertriebenen Preise hier, auch unsere Kosten sind gestiegen – und wir müssen doch auch von etwas leben!"
Weiterhin erzählt sie: "Die Leute sind seit Corona einfach ungeduldiger geworden". Kein "Bitte" und kein "Danke" komme auch häufiger vor. Man mache immer das Beste daraus und versuche, immer freundlich zu bleiben. Aber manchmal wünsche sich Schill "mehr Wertschätzung für unsere Arbeit". "Eine Kneipe nach der nächsten schließt. Da müssten doch alle froh sein, dass es überhaupt noch welche gibt", findet Anja Schill.
2. Carmine Serio, "Pizzeria Da Nino" in Burglauer: "Ich habe keine unfreundlichen Gäste"
Unfreundliche Menschen gibt es laut Carmine "Nino" Serio fast überall, in seiner "Trattoria da Nno" in Burglauer allerdings kaum: "Ich habe keine Probleme mit unfreundlichen Gästen, bei mir sind fast immer alle lieb und nett." Er sei selbst freundlich und erwarte das auch von anderen. "Meinungsverschiedenheiten gibt es natürlich immer mal wieder", so Carmine Serio. Wenn doch einmal ein Kunde oder eine Kundin unfreundlich sei, reagiere er gar nicht darauf. "Entweder sie kommen wieder oder eben nicht. Wer nicht gerne kommt, soll daheim bleiben", sagt Carmine Serio.
3. Heidi Glückstein, Gasthaus Glückstein Serrfeld: "Wir sind halt auch nicht in der Stadt"
Mitten im Coronajahr haben Heidi und Ralf Glückstein das Gasthaus Glückstein in Serrfeld von Ralfs Eltern übernommen. Dass die Kundschaft seit Corona schwieriger geworden sei, das bemerkt man in der kleinen Dorfwirtschaft nicht. "Vielleicht ist es in der Stadt auch anders als auf dem Land", so Heidi Glückstein zu den Negativ-Erlebnissen der Schlundhaus-Bedienung Julia Hofmann. Dreimal in der Woche hat das Gasthaus Glückstein geöffnet. "Wenn im Sommer der Biergarten plötzlich sehr voll ist, dann bitten wir unsere Gäste gleich um etwas Geduld und Nachsicht", sagt Heidi Glückstein, die mit insgesamt sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den Familienbetrieb schmeißt.
Im Dorf und in der Umgebung sei man froh, dass es das gastronomische Angebot gibt, einzig das geringe Parkplatzangebot werde hin und wieder thematisiert. "Ein paar Griesgrame" gebe es immer, weiß die Chefin, aber das sei ja überall und in allen Branchen so. Die Kundinnen und Kunden wüssten die Wochenkarte mit etwa fünf, sechs Gerichten zu schätzen, man könne kurzfristig auch auf Anforderungen wie Gluten-Freiheit reagieren, ergänzt Heidi Glückstein. Einmal im Monat gebe es ein besonderes Angebot, ein Martiniessen im November oder eine Bierverkostung mit einem Somelier nennt sie als Beispiele.
4. Anne Storath, Restaurant "Wilder Mann" in Mittelstreu: "Wir haben super Gäste"
Wer ins Restaurant "Wilder Mann" in Mittelstreu kommt, hat offenbar meistens gute Laune. "Probleme mit unfreundlichen Gästen gibt es bei uns nicht", sagt Junior-Chefin Anne Storath. Ihre Kunden seien wirklich "super", so die Wirtin. "Grundsätzlich versuchen wir immer, dem Gast entgegenzukommen", sagt Anne Storath. Fehler beim Essen und Trinken könne man nur schlecht rückgängig machen. "So etwas tut uns natürlich leid. Aber dann entschuldigt man sich und die Sache ist erledigt", so ihre Erfahrung.
Preis und Leistung sind wirklich super und da das Angebot in und um Bad Königshofen sich allgemein als sehr dürftig erweist, wird es im Schlundhaus gerade im Sommer mit seinem gemütlichen Biergarten dementsprechend voll. Wenn es "voller" wird, dann wird es mit nur einer (mir ersichtlichen) Bedienung problematisch. Mein persönlicher Eindruck ist, dass mandort dann schlicht überfordert ist. Selbst wenn man nur kurz seine Bestellung aufgeben will, fühle ich mich als Gast nicht immer richtig verstanden und wahrgenommen, nur ein wenig Fingerspitzengefühl. Ich habe dort nette Leute gesehen, viele mit Geduld, Anstand und Verständnis für Gastgeber. Es gibt und gab sicher schon immer Ausnahmen, aber gereizte Kommentare oder gar Beleidigungen sind meines Erachtens nach manchmal eher von gastgebender Seite ausgegangen bzw. sind Gäste von dieser Seite aus falsch interpretiert worden.
Ein altes Sprichwort sagt auch: "So wie man in den Wald hineinruft, so schallt es zurück!"