Gelegentliche Restaurantbesuche sind für viele Menschen ein Zeichen von Lebensqualität und gehören einfach dazu. Zwar haben viele Verbraucherinnen und Verbraucher durch die Inflation nicht mehr so viel Geld zur Verfügung. Aber immerhin galt in der Gastronomie in den vergangenen Jahren aufgrund der Corona-Pandemie und der hohen Energiepreise ein gesenkter Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent auf Speisen.
Ab Januar 2024 ist Schluss damit - die Mehrwertsteuer wird wieder auf 19 Prozent erhöht. Was bedeutet das fürs Essengehen in Wirtshaus und Café? Haben Restaurantbesucher für steigende Preise und die Gastronomie Verständnis? Das sagen zwölf Menschen bei einer Umfrage in Würzburg und Schweinfurt.
1. Gerhard Rückert (73) aus Schweinfurt: "Wenn man sich jetzt umsieht, die Wirtschaften sind voll"
"Es wird sich schon auf unser Essverhalten auswirken. So eine große Rente hat man ja nicht. Wir gehen sowieso nicht so oft essen, vielleicht zwei bis drei mal im Monat. Ich glaube aber nicht, dass deswegen so viele Insolvenz anmelden. Wenn man sich jetzt umsieht, die Wirtschaften sind voll, man muss überall reservieren. Man reduziert aber schon ein bisschen und hält sein Geld zusammen."
2. Peter Düsseldorf (31) in Schweinfurt: "Bin nicht der große Auswärtsesser"
"Ich würde mich freuen, wenn es transparenter gestaltet wird, wie die Mehrwertsteuererhöhung an den Verbraucher weitergegeben wird und wie sich das auf den Preis niederschlägt. Und dass man einen Einblick bekommt, was die Gastronomie für Probleme und Ausgaben hat. Dann haben die Gäste vielleicht auch etwas mehr Verständnis dafür. Ich bin allgemein nicht der große Auswärtsesser. Vielleicht ein Mal in zwei Wochen. Mein Konsumverhalten wird sich deswegen nicht großartig ändern. Ob ich für eine Pizza anstatt 15 Euro ab sofort 17 Euro zahle, wird bei mir deshalb nicht schwer ins Gewicht fallen."
3. Peter Lange (48) aus Pfändhausen: "Die Gastronomie, die soll man wieder bluten"
"Ich bin aktiv in der Dartszene mit einer Mannschaft unterwegs. Da isst man jedes Wochenende in der Gastronomie. Irgendwohin gehen um ein bisschen was zu essen oder zu trinken, das wird alles etwas kürzer zukünftig ausfallen. Die Corona-Phase hat viele Betriebe an ihr Existenzminimum gebracht. Gerade kleine Familienbetriebe werden früher oder später sagen: 'Wir sehen keinen Sinn mehr'. Wie viele verstehe auch ich nicht, warum Lieferdienste dann mit den 7 Prozent besteuert werden. Aber die Gastronomie, die soll mal wieder bluten."
4. Eva James (65) aus Schweinfurt: "Die Erhöhung ist der Tod von noch mehr Lokalitäten"
"Klar werden die Preise überall angehoben, aber ich finde die Gaststätten haben durch Corona schon genug gelitten. Viel Personal ist weggefallen, einige haben geschlossen, viele Menschen gehen gar nicht mehr auswärts essen. Ich glaube, die Erhöhung auf 19 Prozent ist der Tod von noch mehr Lokalitäten. Ich gehe selten essen, wenn dann mal mit Freunden. Aber mit der Erhöhung wahrscheinlich noch weniger. Von 7 auf 19 Prozent ist schon gewaltig, gerade für Familien. Die können sich doch gar nichts mehr leisten."
5. Andrea Maygottwald (63) aus Bad Neustadt: "Wir werden uns das weiter gönnen"
"Die Preise in der Gastronomie sind durch die Energiekrise und alle anderen Umstände schon erheblich gestiegen. Mein Mann und ich sind aber der Meinung, wir sparen nicht beim Essen. Wir werden uns das weiterhin gönnen und auch sehr genießen. Das ist ja auch Lebensqualität und die Gastronomie das Herz einer Innenstadt. Wir sparen lieber in anderen Bereichen wie Auto oder Kleidung. Ich finde die Erhöhung daher nicht gut und finde gerade dort ist Förderung und Unterstützung notwendig. Für einige Gastrobetriebe, die auf der Kippe stehen, wird das sicherlich der Todesstoß sein."
6. Curly Sue Distel (27) aus Schweinfurt: "Es wird alles teurer, die Gastro sollte nicht dazu gehören"
"Es wird meine Familie und mich wahrscheinlich nicht einschränken, wir gehen sehr viel Essen und sind viel unterwegs. Es wird ja alles teurer, aber die Gastro sollte nicht dazu gehören. Wir hoffen, dass unser Betrieb dadurch nicht negativ beeinflusst wird und dass die Leute mit der Zeit Verständnis haben werden. Jede Änderung braucht seine Zeit, und irgendwann wird es wieder normal weitergehen. Es ist aber ein schlechter Zeitpunkt, wo wir sowieso gerade ein bisschen in der Krise stecken."
7. Julia Körzinger-Manda (27) aus Würzburg: "Die Leute werden immer knauseriger beim Trinkgeld"
"Seit Corona hat man gemerkt, dass die Leute immer knauseriger werden, was das Trinkgeld angeht. Mit der Erhöhung, denke ich, werden einige sich zweimal überlegen, ob sie essen gehen oder nicht - und noch weniger Trinkgeld geben. Das macht den Job für uns unattraktiv, es ist wirklich ein Knochenjob. Für mich persönlich wird sich aber nicht viel ändern. Wir gehen nicht oft essen, und wenn ich Lust habe werde ich mir das weiterhin gönnen."
8. Dimitri Myronenko (18) aus Würzburg: "Werde Restaurants noch mehr meiden"
"Ich gehe so gut wie nie in Restaurants essen und werde sie ab jetzt wahrscheinlich nur noch mehr meiden. Und es freut mich, dass mein alter Chef mehr abdrücken muss. Mit der aktuellen Inflation hätte man mit der Erhöhung rechnen können in nächster Zeit."
9. Johannes Jahn (37) aus Würzburg: "Unter 80 Euro kommt man zu viert schon nicht mehr weg"
"Wir überlegen als Familie schon häufiger, ob noch einmal Essen gehen in diesem Monat drin ist. Unter 80 Euro kommt man zu viert jetzt schon nicht mehr weg, daraus werden sicher in Zukunft über 100 Euro. Es kommt auf die Laune der Leute an wie viel Geld sie mitbringen. Es ist einfach schade für die Betreiber. Essen gehen ist ein Lebensgefühl und eine Besonderheit."
10. Ursula Sauerbrei (60+) aus Würzburg: "Kein Geld mehr am Endes des Monats über"
"Es ist für die Gastronomen und uns Konsumenten schwierig. Man konnte jetzt schon nur noch ein mal im Monat Essen gehen, daraus werden dann sicher nur noch alle zwei Monate. Da spreche ich doch für ganz Würzburg, wenn ich sage, dass man heutzutage kein Geld mehr am Ende des Monats über hat. Die Konsequenzen für die Gastro möchte ich gar nicht aussprechen."
11. Verena Graser (39) aus Würzburg: "Mit meinen Kindern würde ich nicht mehr essen gehen"
"Ich kann es auf der einen Seite nachvollziehen. Der Einkauf ist sicher auch teurer geworden für die Gaststätten. Ich persönlich müsste dann aber auch gucken, wo ich bleibe. Ich habe drei Kinder und bin alleinerziehend. Das muss man auch berücksichtigen. Mit meinen Kindern würde ich sicherlich nicht mehr essen gehen."
12. Martin Ernst (60) aus Lengfeld: "Es wird auf den Gast umgelegt werden"
"Wenn die 19 Prozent im Januar kommen, wird das für die Gastronomen ein schwerwiegendes Erwachen sein. Der Kunde selbst wird es spüren. Ich hoffe, es wird kein Gastronomiesterben in Würzburg geben. Irgendwo müssen die 19 Prozent hingeführt werden. Und das einzige, was teuer ist in der Gastro, ist das Personal. Deswegen wird es auf den Gast umgelegt werden. Würzburg ist aber sowieso bekannt für den Flow zum Essen gehen, die meisten werden sich das nicht nehmen lassen. Höchstens einmal reduzieren. "