Maximilian Rottenberger, Geschäftsführer des Cuba Cabana in Bad Neustadt, findet deutliche Worte, wenn es um die anstehende Mehrwertsteuererhöhung für Speisen vor Ort in der Gastronomie geht. "Das wäre der Tod der Inhouse-Gastronomie", prophezeit er. Grund für die bittere Aussicht ist das nahende Ende der Regelung der gesenkten Mehrwertsteuer, ein Überbleibsel aus Pandemie-Zeiten, das später auch steigende Energiekosten abfedern sollte. Nach mehrmaliger Verlängerung wird diese Regelung wohl Ende 2023 auslaufen – zumindest nach aktuellem Stand.
Derzeit müssen Gastronominnen und Gastronomen für Speisen, die in ihren Restaurants serviert werden, sieben Prozent Steuern abführen. Sollte vonseiten der Politik in den nächsten Monaten keine erneute Verlängerung beschlossen werden, gilt ab dem 1. Januar 2024 wieder der reguläre Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent. Ob es wirklich dazu kommt, ist aber noch offen. Über eine Fortführung der Regelung würde erst am Ende des Jahres entschieden werden, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) kürzlich in München.
Maximilian Rottenberger, der das Restaurant in der Industriestraße in Bad Neustadt während der Corona-Pandemie übernommen hat, steht mit dem Szenario, welches er für seine Branche zeichnet, derweil nicht alleine da. Beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband geht man davon aus, dass bei einer Rückkehr zur vollen Mehrwertsteuer auf Speisen rund 12.000 Betriebe aufgeben werden. Die Branche umfasst aktuell 186.000 Unternehmen.
Steuer-Wirrwarr in der deutschen Gastronomie
Beim Blick auf die Regelungen in der Gastronomie, welche Steuern für welche Dienstleistung entrichtet werden müssen, offenbart sich ein ganz schönes Wirrwarr. Für Speisen, die vor Ort im Restaurant aufgetischt werden und somit eine Dienstleistung dazu kommt – also eine Kellnerin oder Kellner das Essen zum Tisch bringt – fallen eigentlich 19 Prozent Mehrwertsteuer an. Derzeit sind es durch die Regelung aber nur sieben. Getränke werden und wurden durchgängig mit 19 Prozent besteuert. Wer aber Essen zum Mitnehmen oder per Lieferservice nach Hause bestellt, zahlt wiederum den verminderten Mehrwertsteuersatz von nur sieben Prozent.
Der 26-jährige Gastronom aus Burkardroth (Lkr. Bad Kissingen), der neben seinem Restaurant auch noch das Catering-Unternehmen Maxi Event betreibt, sieht den einzigen Weg darin, dass die Mehrwertsteuer für die Gastronomie bei sieben Prozent bleibt. Die Gefahr bestehe, dass sich die Branche sonst ändern wird, meint er. Selbst beschäftigt er – je nach Saison – 15 Festangestellte und 40 Aushilfen. Im letzten Jahr habe er knapp mehr als eine Million Euro Umsatz gemacht. Während in seinem Restaurant 350 Personen Platz finden, bietet er Caterings für bis zu 8000 Menschen an.
Aber nicht nur die Branche, sondern der komplette Gesellschaftsbereich würde laut Rottenberger nicht mehr derselbe sein. Der 26-Jährige hält es für möglich, dass sich das Verhalten der Gäste mit Blick auf Restaurantbesuche ändern könnte.
Der Gastronom sieht die Politik in der Pflicht
"Klar fehlt ein bisschen das Verständnis", sagt er über die Kundschaft, fügt jedoch an: "Aber sie gehen hier Essen." Die Verantwortung sieht Rottenberger ohnehin nicht bei den eigenen Kundinnen und Kunden. Seiner Meinung nach sei die Politik gefragt. Dort sei auch das Hintergrundwissen über die Branche vorhanden, das die Kundschaft beispielsweise nicht habe.
Höhere Kosten würden unterdes nicht ausschließlich durch die Mehrwertsteuer anfallen. Die Branche sah sich, wie viele andere auch, mit höheren Energiekosten sowie steigenden Personalkosten konfrontiert. Der verminderte Mehrwertsteuersatz war da ein "kleiner Auffangpuffer", erklärt Rottenberger.
Wenn die Mehrwertsteuer wieder auf 19 Prozent steigen sollte, werde es einige Gastronomen geben, die das Kostenniveau nicht mehr halten könnten, ist sich der 26-Jährige sicher. Das Problem sieht er dabei nicht unbedingt bei Gerichten, die aktuell 15 Euro kosten würden. Die Auswirkungen der erhöhten Steuern würde die Kundschaft eher bei großen Caterings spüren, wie beispielsweise einer Hochzeitsfeier, die 5000 Euro kostet. Er stellt sich deshalb die Frage, ob sich größere Läden überhaupt halten können.
So verändert sich das Kaufverhalten der Kundschaft
Der Gastronom berichtet bereits jetzt davon, dass das Kaufverhalten seiner Kundschaft über den Monat hinweg zurückgehen würde. "Gegen Ende eines Monats werden günstigere Gerichte oder ein kleines Wasser im Vergleich zum Monatsbeginn bestellt", erzählt er. Aktuell ist Rottenberger noch in der glücklichen Lage, dass er mit seinem Unternehmen mehr machen könnte, wenn er mehr Personal hätte. Der Jung-Gastronom sagt aber, wenn die Gästezahlen zurückgehen würden, müsste auch beim Personal gespart werden.
Rottenberger: "Ein großer Auftrag kann uns platt machen"
"Wir müssen jeden Cent dreimal umdrehen und die Zahlen im Blick behalten", sagt er. Ein Investor stehe nämlich nicht hinter seinem Unternehmen. "Ein großer Auftrag kann uns platt machen", beschreibt Rottenberger die Auswirkung, wenn dabei etwas schiefgehen würde.
Der 26-Jährige zeigt sich aber kämpferisch: Er und sein Team hätten Corona überstanden, dann würden sie auch das irgendwie überstehen. Spaß würde es aber keinem machen. Gerade als junger Unternehmer mache sich Rottenberger Sorgen.
Der Gastronom weiß aber, was zu tun sein wird, wenn die Steuererhöhung wirklich kommen sollte. Wenn, dann sei es wichtig, die Konzepte anzupassen, sagt er. Wie das genau aussehen würde, steht noch nicht fest. Es könnte aber bedeuteten, unter anderem mehr Catering oder Außerhaus-Gastronomie anzubieten.
Warum muss ein Kunde eines amerikanischen Fastfood-Unternehmens nur die Hälfte MwSt bezahlen?
Warum müssen Eltern für ihre Babys den vollen Satz der MwSt bei Windeln bezahlen,aber Hundefutter und Katzenstreu gibt's für den halben Steuersatz?
Fragen über Fragen
Fast Food Ketten unterliegen den gleichen Regeln wie jede andere Gastronomie: Verzehr im Restaurant 19% (natürlich gilt auch dort die jetzige Ausnahmeregelung durch Corona mit 7%), zum Mitnehmen 7%. Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass die immer fragen: "Für hier oder zum Mitnehmen?" - die fragen wegen dem Steuersatz, nicht wegen der Papiertüte oder dem Tablett.
Nebenbei bemerkt: die Hälfte von 19% sind nicht 7%. Vielleicht lesen ja Minderjährige mit und glauben das dann auch noch... Immer schön Vorbild sein!
Bei Tierfutter kann man das auch so pauschal nicht stehen lassen. Es hängt davon ab, aus welchen Bestandteilen das Tierfutter zusammengesetzt ist.
https://datenbank.nwb.de/Dokument/201060/
Immerhin haben sich schon 7 Likes. Noch mal so viel und Sie haben 19 Likes, richtig?
Ich arbeite und konsumiere halt nicht in einem Restaurant mit dem grossem M.
Ich unterstütze lieber die hier ansässige Gastronomie mir einer vernünftigen Küche.
Auch bin ich kein Hundebesitzer,und kein Korinthenkacker.
Den Mehrwertsteuersatz auf alle Grundnahrungsmittel wegfallen lassen, den aber für die Gastronomie wieder auf 19% festsetzen. Egal, ob für Speisen im Restaurant, oder 2 go.
Dann wäre denen geholfen, die sich schon heute keinen Restaurantbesuch leisten können und die anderen würden auch Mehrwertsteuer sparen. Das würde dann, je nachdem wie oft man ins Restaurant geht, zumindest einen Teil der Anhebung der Mehrwertsteuer in Restaurants kompensieren.
Generell rate ich all denen, auch den Rechtspopulisten und sonstigen Dampfplauderern, die sich jetzt im Wahlkampf in Bayern für eine niedrigere Mehrwertsteuer im Gastrobereich einsetzen, gleich dazu zusagen, wo sie Steuerausgaben kürzen, oder andere Steuern erhöhen wollen.
Meist ist das ja der Fall, dann wäre auch Catering ein großes Problem mit höheren Kosten für den Kunden.
Hoffen wir , das der verminderte Satz bleibt.
Am Ende des Jahres kommt die Entscheidung. Dann müssen wieder die Speisekarten geändert werden, die Kassen müssen umprogrammiert werden und und und ..