Morgens mit den Hühnern aufstehen, abends und an den Wochenenden arbeiten, wenig Freizeit und eingeschränkte Urlaubsmöglichkeiten. Die Arbeit für einen Landwirt oder eine Landwirtin ist nicht immer einfach. Davon hat sich jedoch Julia Klüber aus Mellrichstadt nicht abschrecken lassen.
Als die 33-Jährige ihren Mann Johannes kennenlernte und erfuhr, dass dieser eine Landwirtschaft unterhält, habe sie sich sogar gefreut, wie sie heute erzählt. Ihr gefällt das Leben auf dem Bauernhof, mit allem drum und dran.
Julia Klüber hatte vor ihrer Ehe wenig mit der Landwirtschaft zu tun. Sie absolvierte eine Ausbildung zur Groß- und Einzelhandelskauffrau und arbeitete bei Preh in Bad Neustadt. Aktuell befindet sie sich in Elternzeit und kümmert sich um die Familie und den Haushalt. Sie und ihr Mann haben eine drei- und eine fünfjährige Tochter.
Auf dem Bauernhof werden rund 40.000 Junghennen versorgt
Daneben unterstützt die Mellrichstädterin ihren Ehemann auf dem Hof. Am liebsten arbeitet sie bei den Hühnern. Die Klübers – zum Familienbetrieb gehört noch Schwiegermutter Renate – haben eine Junghennenaufzucht. Sie ziehen Küken groß, bis sie Eier legen, und verkaufen diese dann. Derzeit versorgen sie 39.600 Küken beziehungsweise Junghennen.
Daneben bewirtschaften sie noch 150 Hektar Ackerland, überwiegend mit Getreide und Sonnenblumen, aber auch Zuckerrüben. Außerdem bieten sie mit einer Ferienwohnung und einem Appartement Urlaub auf dem Bauernhof an.
Zu dem Hof gehören noch ein Hund, drei Katzen und acht Ziegen. Deren Aufgabe ist es, die Hühner vor Raubvögeln zu beschützen. Das würden sie sehr gut machen, so Julia Klüber. Dafür werden sie belohnt. "Die Ziegen leben bei uns ihr Leben und sind nicht zur Nutzung bestimmt."
Ein besonderes Erlebnis: Kaiserschnitt-Geburt einer Kuh
Was gefällt Julia Klüber an der Landwirtschaft? "Ziemlich viel", antwortet sie. "Ich war schon immer gerne draußen in der Natur. Außerdem mag ich Tiere", erklärt sie. Die Arbeit mit den Tieren, insbesondere den Küken und Ziegen, bereite ihr viel Freude. Als sie und Johannes sich kennenlernten, gab es auf dem Hof noch Milchkühe. Bei einer Kaiserschnitt-Geburt war sie mit dabei und half dem Tierarzt. "Natürlich war das eine blutige Angelegenheit, aber dennoch ein schönes Erlebnis."
Der Mellrichstädterin gefällt nicht nur die Arbeit in der Natur, sondern auch mit der Natur. "Es ist ein befriedigendes Gefühl, etwas zu produzieren, das Menschen brauchen." Lebensmittel und Nahrung. Sie und ihr Mann seien zudem ihr eigener Chef, auch wenn es jede Menge Vorgaben von allen Seiten gebe. Die Zusammenarbeit macht dem Ehepaar Spaß. "Man sieht sich mehr, als wenn jeder seiner eigenen Arbeit nachgeht", so Julia Klüber.
Schön sei auch, die eigenen Kinder so naturnah aufwachsen zu sehen. Die fünfjährige Laura freue sich immer, wenn ihr Vater sie mit dem Bulldog vom Kindergarten abhole. "Glücklicherweise haben wir zwei Mädels, die alles mitmachen und unerschrocken sind", meint Julia Klüber. Thema Bulldog. Mit dem ist die Landwirtin ebenfalls gerne unterwegs. Genauso wie mit dem Radlader. "Ich fahre gerne schweres Gerät", sagt sie.
"Urlaub auf dem Bauernhof" soll weiter ausgebaut werden
Julia und Johannes Klüber wollen die Landwirtschaft weiter ausbauen. Zum einen möchten sie mehr Ferienwohnungen anbieten, zum anderen wollen sie irgendwann in Zukunft Rinder zur Fleischproduktion halten. Dabei haben sie sogenannte Wagyu-Rinder im Blick. Das sind Rinder japanischen Ursprungs, die sich durch eine besondere Fleischqualität auszeichnen.
Aber nicht alles in der Landwirtschaft gefällt der 33-Jährigen. "Das meiste Geld wird im Büro verdient", sagt sie. Die Behördenarbeit bilde mittlerweile die Hauptarbeit auf dem Vollerwerbs-Bauernhof. Anträge, Förderungen, Kontrollen und anderes mehr würden viel Zeit binden.
2018 stellte die Familie Klüber ihren Betrieb komplett auf Bio um
Das wurde nicht weniger, als die Familie 2018 komplett auf Bio umstellte. Insbesondere die konventionelle Tierhaltung habe Johannes Klüber nicht mehr gefallen. Vor der Junghennenaufzucht hielt die Familie Hühner für ein großes Lebensmittelunternehmen. "Zu viele Tiere auf zu wenig Raum – das wollten wir nicht mehr", so der Landwirt.
Bereut hat die Familie die Entscheidung nicht. "Auch wenn es einem mit all den Vorgaben nicht leicht gemacht wird", wirft Johannes Klüber ein. Die Umstellung brachte auch größere Investitionen mit sich, unter anderem in den vier Hektar großen Freilauf für die Junghennen.
In diesem Jahr schloss Julia Klüber eine Ausbildung an der Hauswirtschaftsschule in Bischofsheim ab. "Auch wenn die Ausbildung zur Hauswirtschafterin unserem Betrieb etwas bringt, so habe ich das eigentlich für mich gemacht. Ich wollte mich persönlich weiterbilden." Die Ausbildung sei für sie ein großer Gewinn gewesen. Sie habe schöne Bekanntschaften geschlossen und viel Hilfreiches rund um die Themen Küche, Haushalt, Tourismus, Garten und Natur gelernt.
Wie verträgt sich eine Landwirtschaft mit Freizeit oder Urlaub?
Wie verhält es sich bei den Klübers mit Freizeit und Urlaub? "Das ist nicht einfach", bekennt die Mellrichstädterin. "Der Urlaub will genau geplant werden. Es muss immer jemand da sein." Sie und ihr Mann seien sehr dankbar, dass die Schwiegermutter auf dem Hof kräftig mit anpackt.
Ein Sommerurlaub sei wegen der Ernte im Juli oder August nahezu nicht möglich. Die Haupturlaubszeit ist daher Pfingsten. Die Landwirtschaft beanspruche viel Zeit. In einem Punkt seien sie aber konsequent: "Der Sonntag ist Sonntag für uns." Das sei ein Familientag, an dem nicht gearbeitet werde.
"Landwirtschaft bedeutet für mich auch Lebensfreude", bilanziert Julia Klüber. "Die Arbeit auf dem Hof macht den Kopf frei. Man kann alles andere ausblenden und konzentriert sich auf sein Tun." Die Arbeit in der Natur gebe Kraft und Energie. "Man sät etwas, sieht zu, wie es wächst und erntet dann schließlich den Ertrag seiner Arbeit."