Zum Forum "Landwirtschaft im Dialog" luden die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten aus Unterfranken und die Regierung von Unterfranken in das energieautarke Großbardorf ein.
Nach zwei Besichtigungen saßen Vertreter des Bund Naturschutz und des Bauernverbands im vollbesetzten Pfarrgemeindesaal an einem Tisch, jeder konnte seine Forderungen, Ideen und Wünsche einbringen. Mit dabei waren Regierungsvizepräsident Jochen Lange, BN-Landesvorsitzender Richard Mergner und Stefan Köhler, BBV-Präsident Unterfranken.
Welche Ökosystemleistungen gibt es vonseiten der Landwirtschaft?
Am Beispiel Biogasblühfelder und Solitärbäume berichtete BBV-Kreisgeschäftsführer Michael Diestel von Projekten zugunsten der Biodiversität, die gleichzeitig das Grundwasser schützen, dem Humusaufbau dienen und unzähligen Insekten, Vögeln und Tieren zugutekommen.
Die Blühfelder, auf denen 50 landwirtschaftliche Betriebe auf 120 Hektar den "Veitshöchheimer Hanfmix" anbauen, zusammengestellt von der Biologin Cornelia Marzini, sind eine Alternative zum Maisanbau. Das Gemeinschaftsprojekt – finanziell auch unterstützt vom BN – ist eine Kompromisslösung, denn die einmal im Jahr geerntete Blühmischung liefert höchstens die Hälfte des Methanertrags vom Mais. Diestels Fazit: Ohne Zuschüsse geht es nicht.
Beim Projekt Solitärbäume besteht ebenfalls eine Zusammenarbeit des BBV mit dem BN. Das Ziel: 3500 Bäume in die Offenlandschaft Rhön-Grabfeld zu integrieren. Pufferstreifen an Gewässern, Quervernetzungen zum Grünen Band, Untersaaten oder Mischkultur beim Maisanbau sind weitere Beispiele für Ökosystemleistungen der konventionellen Landwirtschaft.
Warum hat der Maisanbau weiterhin einen festen Platz in der konventionellen Landwirtschaft?
Für Sebastian Dürr, Landwirt aus dem Ochsenfurter Gau, ist der Maisanbau als Futterpflanze unverzichtbar, denn er hält 300 Mastbullen und betreibt eine 75 KW-Biogasanlage. Wie er berichtete, baut er jährlich auf rund 70 Hektar Silomais an, das sind 18 Prozent seiner Ackerfläche, doppelt so viel wie der Durchschnitt in Unterfranken.
Die Kritik der Naturschützer kennt er genau. Sein Kompromiss: Er sät eine Zwischenfrucht aus, hält eine sinnvolle Fruchtfolge ein, schneidet den Mais bei der Ernte erst in einer Höhe von 40 cm ab und achtet auf minimale Bodenbearbeitung im Frühjahr. Ohne Round Up zur Unkrautbekämpfung kommt er allerdings nicht aus.
Wie setzen Landwirte die Energiewende im Ländlichen Raum um?
BBV-Kreisobmann Mathias Klöffel und Großbardorfs Bürgermeister Josef Demar berichteten über den Weg der Gemeinde zum Bioenergiedorf, der eigentlich schon 1921 begann, als der Ort ein erstes Windrad baute, das die Haushalte mit elektrischem Strom für eine oder zwei Glühbirnen versorgte. Später ging es darum, sich an das Nahwärmenetz anzuschließen oder sich an den Windkraftanlagen zu beteiligen. Es sei stets gelungen, die nötigen Gelder für die Eigenbeteiligung zu beschaffen und zum Beispiel 44 Landwirte zum Betreiben einer Biogasanlage zu gewinnen. Insgesamt wurden seit 2005 35.940.000 Euro in erneuerbare Energien investiert.
Qualitätsfleisch contra Billigfleisch?
Beispiel Schweinefleisch: Der Fleischverzehr in Deutschland geht zurück, trotzdem liegt der Grad der Selbstversorgung beim Schweinefleisch nur noch bei 47 Prozent, der Rest wird importiert. Durch politische und marktwirtschaftliche Entscheidungen (gefordertes Qualitätsfleisch aus Deutschland contra Billigfleisch aus dem Ausland) werde der Ausstieg aus der Produktion in Deutschland beschleunigt. Die Investitionen bezüglich der neuen Standards seien für viele Bauern zu hoch. Rund 60 Prozent der Schweinemäster und Sauenhalter würden innerhalb der nächsten 10 Jahre aussteigen.
Welche Entwicklung der heimischen Landwirtschaft wünscht sich die Gesellschaft?
Die Landwirtschaft soll für Biodiversität sorgen, sie fordert aber auch eine gerechte Entlohnung für ihre Kulturen mit Gratiseffekten, Ökologie und Ökonomie müssen zusammenpassen. Sie wünschen sich mehr gesellschaftliche Anerkennung und faire Preise für ihre Produkte.
Die Naturschützer wollen mehr Bio-Anbau und weniger Pflanzenschutzmittel, mehr Humusbildung und weniger Nitrat im Grundwasser, um nur einiges zu nennen. Einig waren sich die Vertreter des BBV und des BN: Der Austausch und die Kooperation der Verbände sind wichtig, es sollten keine Feindbilder entstehen