
Die Corona-Impfungen haben nichts von ihrer Bedeutung verloren. Das machten sowohl Landrat Thomas Habermann wie auch der medizinische Leiter des Impfzentrums, Dr. Helmut Klum, und die stellvertretende Leiterin des Gesundheitsamtes, Dr. Anne-Rose Denzel, bei einem Pressegespräch über das aktuelle Impfgeschehen im Landkreis übereinstimmend deutlich. Dennoch geht es bei den Impfungen im Landkreis praktisch nicht voran.
Die Zahlen stagnieren schon seit längerem. Im Landkreis Rhön-Grabfeld wurden (Stand Dienstag, 11 Uhr) bislang 53.785 Erstimpfungen durchgeführt, bei 59.367 Personen ist die Impfserie abgeschlossen. Die Zahl der Auffrischimpfungen liegt bei 49.874. Nach den Einschätzungen der Verantwortlichen dürften damit etwa 75, höchstens 80 Prozent der Landkreis-Bevölkerung geimpft sein.
Sehr zu ihrem Bedauern lasse sich inzwischen aber kaum noch ein Nicht-Geimpfter von der Notwendigkeit der Impfung überzeugen. So wurden zwischen dem 19. und 26. April gerade einmal zwölf Erstimpfungen verabreicht. Bei 23 Personen wurde die Impfserie abgeschlossen und 104 erhielten Auffrischungsimpfungen.
Alle Argumente Pro und Contra Impfung ausgetauscht
Die Impfungen, so hieß es überstimmend von den Verantwortlichen, schützten zwar nicht verlässlich vor einer Infektion, vor schweren Verläufen oder gar dem Tod böten sie allerdings einen wirksamen Schutz. So seien in der aktuellen Omikron-Welle mit ihren hohen Inzidenzwerten im Landkreis fast keine Geimpften registriert worden, die sehr schwer erkrankten, intensivmedizinisch behandelt oder gar invasiv beatmet werden mussten. Das Auftreten von Long-Covid sei bei Geimpften ebenfalls wesentlich seltener, so die Erfahrungen, die nicht nur in Rhön-Grabfeld gemacht wurden.
Er glaube nicht, dass sich bei den Impfzahlen noch nennenswerte Erfolge erzielen lassen, so der Landrat. Die Argumente seien ausgetauscht. Ein geringerer Teil der Ungeimpften seien überzeugte Impfgegner, der größere Rest warte einfach ab, in der Hoffnung, dass die Infektionszahlen sinken. Aufseiten des Landratsamts befürchtet man dagegen einen Anstieg der Covid-19 Infektionen im Herbst.
1000 Dosen Novavax vor dem Verfallsdatum
So beschränke sich der Schwerpunkt des Impfgeschehens fast ausschließlich auf die erste und zweite Auffrischungsimpfung. Bei der aktuellen Nachfrage müsse man sich überlegen, ob es noch sinnvoll sei, das Impfzentrum weiterzubetreiben. Die Impfzeiten seien bereits auf das erlaubte Minimum reduziert worden. Die anfallenden Impfungen könnten auch von niedergelassenen Ärzten übernommen werden. Andererseits habe die Staatsregierung festgelegt, dass die Zentren bayernweit bis Ende des Jahres offenzuhalten sind, so Thomas Habermann. Eventuell seien von der Regierung aber demnächst andere Regelungen zu erwarten.
Impfdosen, das ist Dr. Klum wichtig, seien aufgrund der geringen Nachfrage aber noch nicht verfallen, da der Impfstoff vorausschauend bestellt worden sei. Das könne sich bei Novavax möglicherweise ändern. Die Ankündigung vieler Nichtgeimpfter, auf diesen Impfstoff zu warten, habe sich als Ausrede erwiesen, so Anne-Rose Denzel. Seit dem 3. März seien an bisher acht Impftagen insgesamt nur 56 Dosen von diesem Impfstoff verabreicht worden. Ende Juli drohe nun die Haltbarkeit von etwa 100 Fläschchen mit 1000 Impfdosen abzulaufen, wobei Impfarzt Klum Wert darauf legt, dass der Impfstoff vor Ort nicht bestellt, sondern zugeteilt wurde. Da in anderen Regionen der Welt Impfstoff fehle, wolle man in Abstimmung mit anderen Landkreisen nach Lösungen suchen, das Vakzin dorthin zu lenken, wo noch der Bedarf bestehe, so Habermann.