Holz heizen: schlecht fürs Klima, belastend für die Gesundheit? Mit dem Entwurf des geplanten Gebäudeenergiegesetzes (GEG) im April gerieten Holz-Heizer quasi über Nacht ob ihres CO₂-Ausstoßes und ihrer Feinstaubbelastung ordentlich unter Rechtfertigungsdruck. Ein Verbot von Holzheizungen in Neubauten sowie hohe Hürden für den Einbau in Bestandsgebäuden waren im Gespräch.
Im Zuge der Nachbesserungen der Ampel-Koalition dürfen sich Feuer-Fans offenbar freuen: Der Einbau einer auf Biomasse basierenden Heizung im Alt- und Neubau könnte uneingeschränkt möglich bleiben. Sicher ist nichts: Das Bundesverfassungsgericht hat das Heizungsgesetz vorerst gestoppt. Anders als ursprünglich geplant, wird über das Vorhaben nicht mehr in dieser Woche entschieden. Drei Rhöner erklären, warum sie so oder so zu ihren Holzheizungen stehen.
1. Wildnispädagoge Maik Prozeller: "Mit Holz heizen ist die Urform des Heizens"
Mit Holz heizen ist für Maik Prozeller "die Urform des Heizens". Zu Feuer hat der Wildnispädagoge eine besondere Beziehung: "Sei draußen in der Wildnis ohne Feuer, und du bist verloren!" Ein Feuer trockne und wärme. Noch dazu schmecke Fleisch gebraten "einfach besser", schmunzelt Prozeller. Brennt ein Feuer, sei der Rest egal: "Du sitzt, schaust in die Glut, fährst runter."
Der 55-Jährige ist Ranger beim Biosphärenreservat Rhön und ausgebildeter Wildnispädagoge. Privat bewohnt er ein denkmalgeschütztes Haus "von vor 1600" in Ostheim vor der Rhön. "Für die Grundwärme" laufe dort im Winter morgens und abends jeweils eine Stunde seine Gasheizung. Den Rest besorge der Scheitholzofen, den er nach der Arbeit anschüre.
Spreche man über Klimaschutz, ist die entscheidende Frage in Prozellers Augen: "Wie warm brauchst du es wirklich in deinen Räumen?" Zudem komme es darauf an, wie man schüre. "Wenn du mit Feuer umzugehen weißt, brennt es heiß und relativ feinstaubneutral", sagt er.
Holz sei gebundenes CO₂. "Je intensiver du es nutzt, umso besser ist es." Prozeller spricht von einer "Kaskaden-Nutzung", einer abgestuften Nutzung, die möglichst viel Wertigkeit aus einem Stück Holz heraushole. Eben noch Obstbaum, könne das Stück Holz morgen zum Pfosten für den Schafzaun mutieren, viele Jahre später zu Feuerholz werden. Für Holz empfindet der gelernte Schreiner große Wertschätzung: Es ist in seinen Augen Werkstoff, Handschmeichler, potenzielles Mobiliar - und am Ende Brennstoff.
Sein Holz bezieht er aus der Region vom Förster, dem Prozeller Kronen aufarbeitet oder Rückegassen freischneidet. "Das finde ich ganz wichtig, dass man das Holz nimmt, das vor Ort ist." Am Ende habe man ein anderes Verhältnis zu "seinem Wald". "Diesen Fleck, an dem du richtig Schweiß gelassen hast, den merkst du dir. Da gehst du alle Jahre vorbei und sagst: Okay, so hat sich's entwickelt."
2. Sebastian Geßner, Waldkörperschafts-Vorsitzender: "Holz hat in Großwenkheim Tradition."
Sebastian Geßner aus Großwenkheim ist von Kindesbeinen an mit Holzheizungen aufgewachsen: Sein Vater heizt mit einer Hackschnitzelheizung, er selbst mit einer Scheitholzheizung. Ein Scheitholzkessel im Nebengebäude des Wohnhauses erwärmt das Wasser seiner Fußbodenheizung.
"Holz hat bei uns seit Jahrhunderten Tradition", sagt der 39-Jährige, der ehrenamtlich der Waldkörperschaft Großwenkheim vorsitzt. Mit 270 Hektar Waldfläche und 130 Waldrechtlern zählt diese zu den größten Waldkörperschaften in Unterfranken. Ihre Waldflächen bewirtschaften die Großwenkheimer als "Mittelwald". Ziel dieser traditionellen Bewirtschaftungsform sei es, den Wald "hitzeverträglich für die Zukunft umzubauen", erklärt der Verwaltungsbeamte.
Konkret bleiben im Mittelwald beispielsweise einige Eichen als Obersteher stehen. Das Unterholz hingegen werde fast komplett entnommen und zu Brennholz verarbeitet. "Wir wollen und müssen Licht in den Wald bringen, um das Junge für die Generationen nach uns durchzubringen." Weil diese nachhaltige Bewirtschaftung das Klima schütze und die Artenvielfalt fördere, erhalte die Waldkörperschaft dafür Fördergelder wie etwa die Bundeswaldprämie, so Geßner weiter.
In puncto CO₂-Bilanz, ist Geßner überzeugt, müsse sich die Waldkörperschaft nicht verstecken: "Wir bauen einen CO₂-Speicher für die Zukunft auf, wir bauen den Wald klimaresistent um." Dabei falle Brennholz an. Das werde auf kürzestem Weg nach Großwenkheim gebracht und dort verfeuert. Fossile Brennstoffe wie Öl und Gas würden dadurch eingespart. "Am Ende haben wir eine positive Bilanz", so Geßners Überzeugung. Ganz nebenbei stärke die gemeinsame Waldbewirtschaftung die Gemeinschaft und verleihe dem Ort eine Form von Unabhängigkeit.
"Wir stellen uns nicht gegen andere erneuerbare Energien", fügt er hinzu. Sein Vater habe ergänzend seit Jahren Fotovoltaik und eine Wärmepumpe, um seine Hackschnitzelheizung nicht auch im Sommer betreiben zu müssen, er selbst setze in den warmen, sonnenreichen Monaten auf eine Solaranlage, über die er Warmwasser produziere.
3. Martin Schmitt, Bürgermeister aus Salz: "Statt über den Brennstoff über Energiemengen reden!"
Martin Schmitt, Bürgermeister von Salz bei Bad Neustadt, findet die momentane Entwicklung falsch: "Man sucht immer nur nach mehr Energie, statt zu schauen: Wo kann ich Energie einsparen?" Er selbst kenne noch die Zeiten, in denen nur ein Zimmer beheizt wurde. "Da war Wärme das Abfallprodukt vom Kochen."
Als Martin Schmitts Sohn Simon mit seiner Familie 2018 entschied, direkt neben dem Elternhaus in Salz neu zu bauen, setzte die Großfamilie auf ein gemeinsames Heizsystem mit Scheitholzkessel, der seit 2021 die nebeneinander stehenden Familienhäuser mit Wärme versorgt. Das System beliefert die Niedertemperatur-Fußbodenheizung von Sohn Simon ebenso mit Wärmeenergie wie die Heizkörper im Haus des Vaters Martin, die früher von einer Gasheizung versorgt wurden. Hier braucht es allerdings eine höhere Vorlauftemperatur.
Für Bürgermeister Schmitt ist das ein Konzept, das auch außerhalb familiärer Strukturen Schule machen könnte. In Zeiten, in denen Nahwärme ein immer größeres Thema wird, sagt er: "Es braucht nicht immer ein Riesen-Heizwerk und kilometerlange Leitungen."
Die Entscheidung fürs Holz sei damals naheliegend gewesen. "Der Brennstoff als solcher war da", sagt Simon Schmitt. Die Familie ist eine von insgesamt 18 Anteilseignern der Waldkörperschaft Winterholz in Salz. Auch diese setzt auf Mittelwaldbewirtschaftung. Entsprechend sagt er: "Ich habe kein schlechtes Gewissen zu sagen: Ich verbrenne Holz." Zum Thema Feinstaub erklärt Simon Schmitt: "Die Heizung, die wir haben, ist nicht vergleichbar mit einem Kachel- oder Kaminofen." Der Scheitholzkessel verbrenne im Sturzverfahren, "ein recht emissionsarmes Verfahren".
Nachhaltigkeit war Martin Schmitt schon beim Bau des eigenen Hauses vor 30 Jahren ein Bedürfnis. 1992 setzte er beim Dämmen auf ein doppelschaliges Mauerwerk und auf eine für die damaligen Verhältnisse überdimensionierte Solaranlage auf dem Dach. "Ich habe mehr isoliert als üblich war." Entsprechend niedrig sei der Energiebedarf der Schmittschen Häuser. Mit 18 Ster, so die Hausherren, kämen beide Häuser über den Winter. Von April bis September heize die Solaranlage des Vaters das Brauchwasser beider Häuser. Eine Zisterne reduziert den Trinkwasserverbrauch.