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Bad Neustadt
Hohe Kosten für Strom und Heizung: Wie gehen die Betreiber von Eisbahnen in Rhön-Grabfeld mit der Energiekrise um?
Eisbahn und Almhütte in Bad Neustadt werden trotz Energiekrise öffnen – mit Energiesparkonzept. Warum die anderen Bahnen im Umkreis weniger Probleme mit hohen Energiekosten haben.
Die Almhütte (hinten) in Bad Neustadt stand am Dienstagmorgen bereits teilweise, die Eisbahn soll folgen.  Für die diesjährige Almsaison haben die Betreiber ein Energiesparkonzept ausgearbeitet.
Foto: Kristina Kunzmann | Die Almhütte (hinten) in Bad Neustadt stand am Dienstagmorgen bereits teilweise, die Eisbahn soll folgen.  Für die diesjährige Almsaison haben die Betreiber ein Energiesparkonzept ausgearbeitet.
Kristina Kunzmann
 |  aktualisiert: 09.02.2024 07:12 Uhr

Eisbahn und Almhütte auf dem Marktplatz von Bad Neustadt werden seit Montag aufgebaut und ziehen viele Blicke der Passantinnen und Passanten auf sich. "Das ist wieder eine Puzzlearbeit", staunt ein Spaziergänger. Doch bei aller Aufmerksamkeit, für die der Aufbau der "Neuschter Eiszeit" sorgt: Die Energiekrise macht auch vor dem Eislaufvergnügen in Bad Neustadt nicht Halt, ebenso wenig vor den Eisbahnen in Bischofsheim und Mellrichstadt.

"Die Eisbahn hat einen enormen Stromverbrauch", räumt Betreiber Manfred Griebel auf Nachfrage ein. Eisbahn und Almhütte in Bad Neustadt werden dennoch in Betrieb gehen – nach langen Überlegungen aller Beteiligten. "Wir haben im August angefangen, ein Energiesparkonzept zu entwickeln, mit dem wir mindestens dreißig bis vierzig Prozent Energie sparen werden", erklärt Griebel. Auch die Sponsoren und die Stadt würden hinter diesem Konzept stehen. 

Eismaschine war die letzte in Europa und wurde in Österreich abgeholt

So wird in dieser Saison erstmals eine Spezialisolierung unter der Eisfläche angebracht, um Strom zu sparen. Sie soll dafür sorgen, dass weniger Temperatur verloren geht. Außerdem wird aus Stromspargründen die Eishöhe verringert. Das hat allerdings den Nachteil, dass durch den Abrieb beim Schlittschuhlaufen die Schläuche unter dem Eis zerstört werden könnten.

Damit das nicht passiert, haben die Griebels eine elektromobile Eismaschine angeschafft. Ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin wird regelmäßig mit dem 70.000 Euro teuren Gerät über das Eis fahren, die Maschine reibt es mit einer Walze ab, wässert und frostet es. So wird immer wieder neue Eisfläche aufgebaut.

Allerdings ist dieser sogenannte "Pinguin" sehr begehrt und war lange nicht lieferbar. "Erst vor drei Wochen haben wir die Zusage bekommen, dass wir den letzten in Europa kaufen können", so Griebel. Die Maschine konnte inzwischen in Österreich abgeholt werden.

Gibt es Auswirkungen auf die Küchenzeiten in der Almhütte in Bad Neustadt?

Sie reduziert laut Griebel den Bedarf an Strom und Energie für die Eisbahn um 30 Prozent. Als weitere Energiesparmaßnahme wurde ein effizienteres Aggregat für die Kühlung gemietet. Mit einer App, die das Aggregat steuert und die in diesem oder dem nächsten Jahr angeschafft werden soll, könnten weitere zehn Prozent Strom gespart werden.

Außerdem soll die Beleuchtung an einigen Stellen reduziert werden, im Außenbereich werde zudem die eine oder andere Wärmelampe aus bleiben, sagt Manfred Griebel. "Damit habe ich gar kein Problem. Aber ganz auf Beleuchtung verzichten, das wird Weihnachten nicht gerecht und darf  nicht unser Ziel sein", fügt er hinzu. Alm und Zelt werden laut ihm mit Öl und Strom beheizt. Eine Isolierung der Alm ist für die nächste Saison geplant.

In der Küche soll Energie gespart werden, indem zum Beispiel Geräte ausgetauscht werden. Oder dadurch, dass etwa nur drei statt fünf Crepes-Maker gleichzeitig laufen. Möglicherweise werden auch die Öffnungszeiten der Eisfläche und die Zeit, in der es Essen gibt, etwas verkürzt. Die Eintrittspreise für das Eislaufen wurden wegen der höheren Stromkosten im Vergleich zu 2021 "moderat", wie Griebel sagt, erhöht.

Die Kunststoffeisbahn soll auch in diesem Jahr wieder in Mellrichstadt aufgebaut werden.
Foto: Brigitte Gbureck | Die Kunststoffeisbahn soll auch in diesem Jahr wieder in Mellrichstadt aufgebaut werden.

Sparmaßnahmen sollen Spaß der Besucher der "Neuschter Eiszeit" nicht trüben

Die Familie Griebel hofft, dass die Kundinnen und Kunden Verständnis für die Maßnahmen zeigen. Und dass sie sich dadurch nicht zu sehr eingeschränkt fühlen. "Es ist richtig, Energie zu sparen. Aber auf alles sollen die Menschen auch nicht verzichten müssen. Wir haben getan, was wir können. Nun sind wir zuversichtlich und freuen uns auf die Saison", sagt Johannes Griebel.

Zum Funpark in Bischofsheim gehört eine Kunststoffeisbahn, deren Betrieb keine Kosten verursacht.
Foto: Marion Eckert | Zum Funpark in Bischofsheim gehört eine Kunststoffeisbahn, deren Betrieb keine Kosten verursacht.

Sein Vater Manfred sieht das ähnlich: "Wir müssen ein Mittelmaß finden und sehen, was die Menschen mittragen." Dann könnten Eisbahn und Almhütte im Zusammenspiel mit Sternenwoche und Autoverlosung den Besucherinnen und Besuchern von Bad Neustadt ein stimmungsvolles Gesamt-Erlebnis bieten. Eröffnet werden Eisbahn und Almhütte in Bad Neustadt am Donnerstag, 3. November, um 17 Uhr.

Eisbahnen in Mellrichstadt, Bischofsheim und Meiningen

"Reduzierte Öffnungszeiten oder eine Schließung sind bei unserer Kunststoffeisbahn kein Thema", sagt Verena Schneider vom Aktiven Mellrichstadt. Die dortige Bahn bestehe nicht aus echtem Eis, sondern aus Kunststoffplatten, die nicht gekühlt werden müssten.
Dasselbe gilt für die Eisbahn in Bischofsheim. Für die Eisfläche sei deshalb keine Energie nötig, so Ulla Sippach, Geschäftsleitende Beamtin der Stadt Bischofsheim. "Wir haben bei der Eröffnung des Funparks, zu dem die Eisbahn gehört, außerdem eine energiesparende Beleuchtung installiert. Sie startet erst dann, wenn der Besucher einen Knopf drückt", erklärt Sippach.
In Meiningen im Nachbarlandkreis wird in diesem Jahr aus Energiespargründen eine Rollschuh- statt einer Eisbahn aufgebaut, berichtet das Meininger Tageblatt.
Quelle: ku
 
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  • p-eschenbach@gmx.de
    Hier sieht man deutlich, wie es eigentlich unmöglich ist Menschen nahe zu bringen das wir in einer nie da gewesenen Energiekrise stecken. Ich bin ein großer Fan der Familie Griebel und bewundere deren Unternehmensgeist, die Eisbahn dieses Jahr zu betreiben stößt bei mir allerdings aus Unverständnis. Über all hört man vom Black Out, von zu viel Gasverbrauch beim Strom, es wird über Weihnachtsbeleuchtung diskutiert die nicht einmal einen Bruchteil einer Eisbahn (bei ewig steigenden Temperaturen) verbrauchen würden. Hätte man in diesem Jahr vielleicht um die Alm herum lieber einen Weihnachtsmarkt aufbauen sollen? Die Energieeinsparung wäre im Vergleich zur Eisbahn immens gewesen. Ich finde interessant das jeder auf die Politik schimpft und sagt Schuld sei sie, wenn der Black Out kommt. Nein Schuld ist sinnloser Verbrauch von Energie, unsere Gier nach immer aufwendigerer Unterhaltung. Zwei Monate lang wird hier 24Std lang gekühlt. Der Wahniss!!
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  • cajac1
    Bad Neustadt könnte sich da was bei den kleineren Städten Mellrichstadt und Bischofsheim abschauen, kein Energieverbrauch für den Betrieb deren Eisbahnen.
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  • andreas.stoehr@gmail.com
    @cajac1 das gleiche wollte ich ausch schreiben, gibt ja aktuell Kunsteisbahnen/Synthetisches Eis, Vorteil hier konnte man das sogar im Sommer anbieten
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