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Bad Neustadt
Fronhof-Umbau: Bürgerinitiative fordert Stopp des Millionenprojekts in Bad Neustadt
Initiatoren der neu gegründeten Initiative sind Johannes Benkert, Christian Marienfeld und Norbert Gross. Warum sie gegen das Sanierungs-Konzept sind.
Faschings-Gag oder politischer Vorstoß? Mit diesem Zylinder besuchte Stadtrat Johannes Benkert (Neuschter Liste) am Sonntag das Neuschter Ömzüchle. Seither ist eine mögliche Bürgerinitiative Thema vieler Stadtgespräche in Bad Neustadt.
Foto: Johannes Benkert | Faschings-Gag oder politischer Vorstoß? Mit diesem Zylinder besuchte Stadtrat Johannes Benkert (Neuschter Liste) am Sonntag das Neuschter Ömzüchle.
Ines Renninger
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:11 Uhr

In Bad Neustadt soll die Alte Amtskellerei für 20,3 Millionen Euro zu einem Kulturzentrum umgebaut und so zum "Frequenzbringer einer nachhaltigen Innenstadtentwicklung" werden. Diese Grundsatzentscheidung hatten Bad Neustadts Bürgermeister Michael Werner und die Mehrheit der Stadträte im November getroffen. Offenbar teilen nicht alle Bürger diese Vision. Aktuell formiert sich eine Bürgerinitiative gegen ein kulturelles Zentrum im Fronhof.

Gebrodelt hat es wohl schon länger in Teilen der Bad Neustädter Bürgerschaft. Nach außen hin sichtbar wurde der Zweifel nun erstmals am Sonntag: Beim Neuschter Ömzüchle trug Stadtrat Johannes Benkert (Neuschter Liste) auf dem Bad Neustädter Marktplatz einen Zylinder mit der Aufschrift "Bürgerinitiative Fronhof ab 25. Januar 2024" zur Schau. Faschings-Gag oder politischer Vorstoß? Wie ernst war es Johannes Benkert mit seinem Faschingsauftritt?

Was laut Initiatoren gegen das Sanierungs-Konzept spricht 

Auf Anfrage dieser Redaktion erklärt er: "Ja, es gibt eine Bürgerinitiative und ja, ich bin einer von drei Initiatoren." Startschuss für das Projekt in der Öffentlichkeit sei Donnerstag, 25. Januar. 20 bis 30 Bürger aus allen Stadtteilen hätten sich Mitte Januar parteiübergreifend gefunden und im Pfarrheim Mariä Himmelfahrt die Bürgerinitiative Fronhof gegründet. Initiatoren sind neben Lehrer Johannes Benkert der selbstständige Kommunikationsdesigner und Leiter der Offenen Ganztagsschule am Rhön-Gymnasium Christian Marienfeld (Zweiter Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen Kreisverband Rhön-Grabfeld) sowie Hausarzt im Ruhestand und Palliativmediziner Norbert Gross (Mitglied der Neuschter Liste). 

Ziel der Initiative sei es, die am 22. November von Bürgermeister Werner, Planern und Stadtverwaltung in der Bürgerinfoveranstaltung präsentierte Fronhof-Sanierung zu stoppen. Hauptgrund seien laut Benkert die Kosten. Den damaligen Berechnungen zufolge entfallen auf die Stadt Bad Neustadt von den Brutto-Gesamtkosten von 20,3 Millionen Euro etwa 10 Millionen Euro Eigenanteil. Die Bürgerinitiative schrecken nicht nur diese Sanierungskosten, sondern auch die Folgekosten. Die waren bei der Bürgerinfoveranstaltung mit etwa 450.000 Euro pro Jahr beziffert worden.

Der Fronhof bewegt Bad Neustadts Bürger. Eine Initiative möchte den Umbau zu einem kulturellen Zentrum, wie er im November vom Stadtrat beschlossen wurde, stoppen.
Foto: Torsten Leukert | Der Fronhof bewegt Bad Neustadts Bürger. Eine Initiative möchte den Umbau zu einem kulturellen Zentrum, wie er im November vom Stadtrat beschlossen wurde, stoppen.

Ihr zweites Argument gegen den Fronhof-Umbau: Die Initiative glaube nicht, dass das konzipierte Kulturzentrum im Fronhof zum erhofften "Frequenzbringer für die Innenstadt" würde. Dass eine Belebung der Innenstadt das Ziel sein müsse, daran zweifle keiner, so Benkert. Man verneine auch nicht, dass der Fronhof eine Nachnutzung verdiene. "Aber für 10 Millionen kann man viele anderweitige, weit gestreute Projekte anschieben."

Das sind die nächsten Schritte der Bürgerinitiative

Ein Alternativkonzept zieht Benkert vorerst nicht aus dem Zylinder. Ihm und seinen Mit-Initiatoren gehe es zu diesem Zeitpunkt erst einmal darum, "einfach Nein" zu sagen. Im Stadtrat habe er damals eigens darauf hingewiesen, dass man in seinen Augen die Bürger befragen müsste. Doch der Ball, ein Ratsbegehren anzustoßen, sei nicht aufgenommen worden.

"Anfangs war ich nicht sicher, ob es mein rein subjektives Empfinden ist, dass die Bevölkerung unzufrieden ist." Nachdem sich im Nachgang immer wieder Bürger bei ihm gemeldet hätten, die mit der Stadtrats-Entscheidung "Pro Fronhof-Sanierung" unzufrieden waren, habe er erste Treffen angestoßen, aus denen sich die Initiative formierte.

In den vergangenen Tagen seien noch viele rechtliche Fragen zu klären gewesen. Beraten wurde die Initiative dabei vom Münchner Verein "Mehr Demokratie". Diesen Mittwochabend stehe ein weiteres Treffen der Initiative an, in dem final über die bei einem angestrebten Bürgerbegehren zu stellende Frage beraten werde. Ab Donnerstag werde dann die Homepage der Initiative www.der-fronhof.de an den Start gehen.

Dann gehe es ans Sammeln von Unterschriften. Neun Prozent aller wahlberechtigten Bad Neustädter Bürger müssten letztlich per händischer Unterschrift dokumentieren, dass sie über dieses Thema abstimmen möchten. Als Zielzahl habe sich die Initiative 2000 Unterschriften vorgenommen. Idealweise würde am Ende ein Bürgerentscheid zur Europawahl am 9. Juni anberaumt, hofft Benkert, "der Synergieeffekte wegen".

Bürgerbegehren und Bürgerentscheid

Bürgerbegehren und Bürgerentscheide sind Mittel der direkten Demokratie im bayerischen Kommunalrecht. Bei einem Bürgerbegehren werden zunächst Unterschriften gesammelt, um zu dokumentieren, dass die Bürger über ein bestimmtes Thema abstimmen wollen. Gelingt es den Initiatoren eines Bürgerbegehrens, die notwendige Anzahl Unterschriften – bei Gemeinden zwischen 10.000 und 20.000 Einwohnern liegt diese Zahl bei neun Prozent der wahlberechtigten Gemeindebürger – zu sammeln, wird das Begehren zunächst auf formale Zulässigkeit geprüft und dann der gewählten kommunalen Vertretung zur Beratung vorgelegt. Lehnt die Vertretung das Bürgerbegehren mehrheitlich ab, kommt es zum Bürgerentscheid.
Quelle: ir

Der Text wurde aktualisiert: Nicht neun Prozent aller Gemeindebürger, sondern neun Prozent aller wahlberechtigten Gemeindebürger müssten unterzeichnen.

 
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  • Angelika Keil-Fuchs
    "Einfach nein" zu sagen ist zu wenig.
    Im Presseartikel wird Herr Benkert zitiert, er verneine nicht, dass der Fronhof eine Nachnutzung verdiene. Immerhin. Dass er aber keinerlei Alternativkonzepte nennen kann und will, ist dürftig. Seit 2018 wird der Fronhof, werden Konzepte für das wichtige Denkmal im Stadtrat und in der Öffentlichkeit diskutiert. Seit fast 4 Jahren ist Herr Benkert Mitglied des Stadtrates und war ja Bürgermeisterkandidat der Neuschter Liste. Vor diesem Hintergrund und nach so langer Zeit können Bürgerinnen und Bürger von ihm erwarten, dass er Alternativen aufzeigen kann. Solche habe ich bisher von ihm nicht vernommen. Einfach nein zu sagen, einfach dagegen zu sein, das ist leicht, das kann jeder. Für die öffentliche Diskussion in den kommenden Wochen erwarte ich von ihm solche Aussagen. Dabei ist anzunehmen, dass auch alternative, realisierbare Konzepte für dieses denkmalgeschützte Gebäude eine Menge Geld kosten würden.
    Michael Weiß
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  • Angelika Keil-Fuchs
    Auf eigenen Wunsch entfernt.
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  • Olaf Schlemmer
    Ich finde es grundsätzlich richtig wenn Bürger bei solchen Projekten gefragt werden ob Sie durchgeführt werden sollen. Schließlich ist es nicht das Geld der Stadt und Ihr Stadträte sondern Steuergeld was die Bürger dieser Stadt aufbringen. Und natürlich sollten wir Bürger uns auch in die Pflicht nehmen und uns zahlreich daran beteiligen wenn wir den gefragt werden. Dieses Projekt wurde meiner Meinung nach von Anfang an schön gerechnet und es wurde mit Zahlen operiert die in Zukunft nicht zu halten sind. Jeder in der Stadt weiß das es jedes Jahr für Nessi und Triamare nicht unerheblich Zuschüsse braucht um das Minus aus zu geleichen. Jetzt soll noch der Fronhof dazu kommen. Mich würde mal interessieren, ob bei den genannten Kosten, die Gelder eingerechnet sind die schon seit dem Kauf 2015 in dieses Projekt geflossen sind. Schließlich muss das Gebäude ja unterhalten werden und Planungen sind seid dem Kauf ja auch schon gelaufen.
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  • Hubertus Kiesel
    Es sind nicht neun Prozent aller Gemeindebürger, sondern neun Prozent der wahlberechtigten Bürger.
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  • Ines Renninger
    Sehr geehrter Herr Kiesel,
    da haben Sie Recht. Danke für Ihren Hinweis. Ich habe das im Text präzisiert.
    Beste Grüße
    Ines Renninger (Redaktion Bad Neustadt)
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