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Bad Neustadt
10 Millionen Euro: Mit diesem Eigenanteil könnte die Stadt Bad Neustadt den Fronhof zum Kulturzentrum umbauen
Infoveranstaltung zu Konzept und (Folge)-Kosten der Sanierung Alte Amtskellerei: Wie die Stimmung unter den 170 Besuchern war und was gelobt und kritisiert wurde
Der Fronhof als Kulturzentrum: So könnte der Eingangsbereich aussehen. Der Innenhof soll überdacht werden und als Kommunikationszone die verschiedenen Gebäudeteile verbinden. 
Foto: BURUCKERBARNIKOL Architekten BDA | Der Fronhof als Kulturzentrum: So könnte der Eingangsbereich aussehen. Der Innenhof soll überdacht werden und als Kommunikationszone die verschiedenen Gebäudeteile verbinden. 
Ines Renninger
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:15 Uhr

Fakten statt Gerüchte zum nach eigenen Worten "tollen Zukunftsprojekt Fronhof" präsentieren, das war das Ziel von Bad Neustadts Bürgermeister Michael Werner am Mittwoch bei der Bürgerinfoveranstaltung zur Sanierung der Alten Amtskellerei. Etwa 170 Bürgerinnen und Bürger waren Werners Einladung in die Stadthalle gefolgt. Diese Resonanz zeige die Bedeutung des Projekts Kulturzentrum für Bad Neustadt, so der Bürgermeister.

Das bauhistorisch älteste Gebäude der Stadt gelte es zu erhalten, positionierte sich Stadtbaumeister Michael Wehner gleich zu Beginn. Ein Kulturzentrum könnte in seinen Augen als "neuer Frequenzbringer" zu einer nachhaltigen Innenstadtentwicklung beitragen und für Bad Neustädter zum "dritten Ort zwischen Zuhause und Arbeit" werden.

Konzeptvorstellung: Was versteckt sich hinter dem Begriff Kulturzentrum konkret?

Was sich im Detail hinter dem geplanten Kulturzentrum verbergen soll, stellten unter anderem die Architekten Steffen Burucker und Steffen Barnikol vor, die beim Architekturwettbewerb 2020 das Siegermodell eingereicht hatten. Leitidee ihres Entwurfs: Ein Großteil des Innenhofes soll überdacht als Eingangsfoyer und Kommunikationszone mit Café die verschiedenen Gebäudeteile mit Museum (linker Flügel), Stadtbibliothek (rechter Flügel) und zwei Multifunktionsräumen (linker Flügel und Sonderfläche Storchengasse) zusammenführen. Details zum Museums- und Bibliothekskonzept wurden ebenfalls präsentiert. 

Im linken Flügel soll das Museum, im rechten Flügel die Stadtbücherei untergebracht werden. Der Innenhof wird Foyer und Kommunikationszone.
Foto: BURUCKERBARNIKOL Architekten BDA | Im linken Flügel soll das Museum, im rechten Flügel die Stadtbücherei untergebracht werden. Der Innenhof wird Foyer und Kommunikationszone.

Neu für den interessierten Bad Neustädter war aber weniger das inhaltliche Konzept als vielmehr der Kostenrahmen: 16,8 Millionen Euro geisterten seit dem Architekturwettbewerb 2020 immer wieder als mögliche Sanierungskosten durch Bad Neustadt. Nachdem diverse Fachplaner die Gebäude nun über mehrere Monate auf Herz und Nieren geprüft haben, steht fest: Die Brutto-Gesamtkosten für das Fronhof-Projekt werden sich voraussichtlich auf 20,3 Millionen Euro belaufen.

10,4 Millionen Euro Fördermittel sind zu erwarten

Laut Beate Rudelgast vom Projektsteuerungsbüro WSP kommen mehrere Fördergeber infrage. Mit im Boot sei die Städtebauförderung mit einem Fördersatz von mindestens 60 Prozent, in der Summe wären das 10,1 Millionen Euro Zuschuss. Erwartbar seien außerdem andere Förderungen von 0,3 Millionen Euro. Womit bei der Stadt für das Sanierungsprojekt ein Eigenanteil von 9,9 Millionen Euro verbleiben würde. Die Folgekosten des Kulturzentrums, also der voraussichtliche jährliche Unterhalt inklusive Personalkosten, bezifferte Bürgermeister Michael Werner mit circa 450.000 Euro.

Zum Ist-Zustand des Gebäudes äußerte sich der mit der Schadenskartierung beauftragte Ingenieur Bernd Mittnacht. Die Konstruktion sei prinzipiell sehr gut, Katastrophen nicht zu erwarten. "Es kann eigentlich keine bösen Überraschungen geben." 

Der Fronhof soll zum Kulturzentrum werden, auch die Stadtbücherei wäre dann dort untergebracht.
Foto: BURUCKERBARNIKOL Architekten BDA | Der Fronhof soll zum Kulturzentrum werden, auch die Stadtbücherei wäre dann dort untergebracht.

Zum groben Zeitplan und weiteren Prozedere erklärte Rudelgast: Werde das Projekt in einer der nächsten Sitzungen vom Stadtrat mehrheitlich befürwortet, könnten die Förderanträge gestellt werden. Erst, wenn Förderbescheide vorliegen, dürften Gewerke vergeben werden. Als Baubeginn avisierte sie das 1. Quartal 2025, eine Nutzung könnte dann im zweiten Quartal 2027 starten.

Prinzipielles Wohlwollen für ein Kulturzentrum unter der Mehrheit der Anwesenden

Am Ende blieb Zeit für die zahlreichen Fragen und Wortmeldungen. Die Stimmung der anwesenden Bad Neustädter war in der Summe wohlwollend gegenüber dem Projekt Kulturzentrum. Mitunter fiel aber auch harsche Kritik.

Begeistert meldeten sich beispielsweise der Bad Neustädter Jochen Gerhäuser zu Wort: "Das wäre eine tolle Sache, meine Anfangsskepsis ist komplett weg."

Rund 170 Besucherinnen und Besucher kamen zur Bürgerinfoveranstaltung zum Umbau der Alten Amtskellerei in die Stadthalle und lauschten und diskutierten über zwei Stunden.
Foto: Ines Renninger | Rund 170 Besucherinnen und Besucher kamen zur Bürgerinfoveranstaltung zum Umbau der Alten Amtskellerei in die Stadthalle und lauschten und diskutierten über zwei Stunden.

Kritische Anmerkungen zielten oft auf Einzelaspekte oder Teilbereiche des Projekts, ohne das Kulturzentrum in Gänze infrage zu stellen. Norbert Dietzel beispielsweise kam der Mitmach-Aspekt zu kurz. In eine ähnliche Richtung zielte Annette Roggatz Wortmeldung: Ein "dritter Ort" sei für sie ein Ort des freien Zusammenkommens, kein Bildungsort. Im vorgestellten Kulturzentrum sähe sie eher Touristen als Einheimische aufgehoben.

"Begegnung ist definitiv möglich, angedacht und ausdrücklich gewollt", entgegnete Werner und verwies auf das Foyer und die Multifunktionsräume. "Ich habe Sorge, dass die Menschen, die wir integrieren wollen und müssen, durch diese Tür nicht reingehen", widersprach Roggatz. 

An Stellwänden informierte die Stadt Bad Neutadt über Details des Projekts.
Foto: Ines Renninger | An Stellwänden informierte die Stadt Bad Neutadt über Details des Projekts.

"Sie rechnen alle mit einer guten Auslastung des Projekts", meldete sich Hermann Then zu Wort, "Ich hab nur eine Frage: Wo sind die Parkplätze?" "Nicht in der Innenstadt", entgegnete Werner. Fünf Minuten fußläufig erreiche man vom Fronhof aus über 1000 Parkplätze, die meisten davon kostenfrei.

Bürgerfragen: Wer betreibt das Café und wie viel kostet die Miete der Multifunktionsräume?

"Wer soll das Café betreiben?", wollte Anna Lauer wissen. Anfangs werde Thekenkraft Froni, so der Projekttitel, ausschenken, erklärte Bürgermeister Werner. Sei die Auslastung dann wie erhofft, müsse entschieden werden, ob die Stadt den Kaffeeausschank selbst betreibt oder extern vergibt.

Andreas Schmitt vom Pride Nes e.V. fragte nach den Modalitäten, unter denen die Multifunktionsräume angemietet werden könnten. Im Detail habe man das noch nicht ausgetüftelt, so Werner. Allerdings könnten die Vereine sichergehen, dass Bad Neustadt sie auch künftig unterstützt.

Kritik umfänglicherer Art äußerte Christian Marienfeld: "Für mich wurde heute Abend keine Frage ausreichend und zufriedenstellend beantwortet." Marienfeld kritisierte diverse Punkte von der Ausstattung der Multifunktionsräume bis zum Fehlen einer Verkehrsidee für die Kellereigasse.

Die Gretchenfrage: Ist das Projekt langfristig finanziell für Bad Neustadt "stemmbar"?

Grundsätzlicher war auch Werner Rogoschs Kritik an den Kosten des Projekts: "Auch Fördermittel werden von uns Steuerzahlern erbracht", war einer von Rogoschs zahlreichen Hinweisen zur und Fragen zur Finanzierung des Projekts.

"Angenommen, dieses Werk schlägt nicht so ein, wie es euphorisch dargestellt und erhofft wird", gab Maria Köwing-Back zu bedenken, "kann die Stadt das Projekt dann auch noch stemmen?" Schließlich habe Bad Neustadt mit der Nessi und dem Triamare bereits zwei Minus-Baustellen. "Dass Kultur Geld kosten wird, da sind wir uns alle einig", antwortete Werner.

Trotzdem sei man darauf bedacht, nicht sehenden Auges in einen Defizit-Betrieb hineinzulaufen. Des Bürgermeisters prinzipielle Aussage zur Kosten-Thematik an diesem Abend: Die Fronhof-Sanierung ist für Bad Neustadt "stemmbar". Jeder Zentimeter des Projekts sei "zukunftsorientiert", so Werner. "Ich würde mir wünschen, dass wir im Stadtrat beschließen, dass es weiter vorangeht."

 
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  • Angelika Keil-Fuchs
    Zunächst eine Richtigstellung: Werner Rogusch heißt tatsächlich Werner Rogosch… Dann: Wenn Frau Roggatz kritisiert, das Fronhof-Konzept beinhalte nicht die Inhalte eines sog. 3. Raumes, so ist das schlichtweg falsch. Der Cheftheoretiker dieses Konzeptes, ein gewisser Herr Oldenburg, hat als sog. 3. Räume Biergärten, Pubs und „konsumfreie“ Bereiche in Bibliotheken (!) bezeichnet. Genau das ist im Konzept vorgesehen. Fazit: Man sollte in solch wichtigen städtebaulichen Projekten bei öffentlichen Veranstaltungen nicht mit Argumenten hantieren, die zwar gut klingen mögen, aber so nicht richtig sind.
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  • Ralf Zimmermann
    Danke für den Hinweis, wir haben die Schreibung des Namens korrigiert.

    Mit freundlichen Grüßen

    Ralf Zimmermann, Main-Post Digitales Management
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