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Bad Neustadt
Zu wenige Augenärzte, zu viele Hautärzte und Psychotherapeuten: Mit welchen Ärzten die Rhön noch überversorgt ist
Rhön-Grabfeld ist teilweise mit Fachärzten überversorgt, zeitnahe Termine sind trotzdem oft schwer zu bekommen. Was die Kassenärztliche Vereinigung dazu sagt.
In Rhön-Grabfeld fehlen Augenärzte, der Planungsbereich gilt als 'drohend unterversorgt'. In anderen Facharztgebieten liegt laut dem Versorgungsatlas dagegen eine Überversorgung vor.
Foto: David Mark, Pixabay (Symbolbild) | In Rhön-Grabfeld fehlen Augenärzte, der Planungsbereich gilt als "drohend unterversorgt". In anderen Facharztgebieten liegt laut dem Versorgungsatlas dagegen eine Überversorgung vor.
Kristina Kunzmann
 |  aktualisiert: 06.09.2024 02:32 Uhr

Wer seine Augen kontrollieren, seine Ohren reinigen oder seine Leberflecken kontrollieren lassen möchte, sucht einen Facharzt auf. Doch es ist auch in Rhön-Grabfeld oft nicht leicht, zeitnah Termine zu bekommen. Denn die Versorgungslage ist je nach Fachgebiet sehr unterschiedlich.

Wie sie genau aussieht, darüber geben Versorgungsatlanten Aufschluss, die die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB) halbjährlich auf ihrer Internetseite veröffentlicht. Darin kann jeder nachlesen, wie viele Ärztinnen und Ärzte es in der jeweiligen Disziplin je Planungsbereich – das ist in diesem Fall der Landkreis – gibt.

In welchen Bereichen Rhön-Grabfeld mit Fachärzten drohend unterversorgt ist

Außerdem ist zu lesen, wie alt die Mediziner im Durchschnitt sind und wie hoch der sogenannte Versorgungsgrad ist. Dieser wird anhand der Anzahl der Ärzte im Verhältnis zur Einwohnerzahl ermittelt. Je nach Höhe kann ein Planungsbereich als "regelversorgt", "überversorgt", "drohend unterversorgt" oder "unterversorgt" (siehe Infobox) eingestuft werden.

Als "drohend unterversorgt" gilt der Planungsbereich Rhön-Grabfeld bereits seit Dezember 2023 im augenärztlichen Fachgebiet. Der Versorgungsgrad liegt hier laut Versorgungsatlas (Stand: 2. August 2024) bei 56,16 Prozent. Vier Augenärztinnen und -ärzte sind in Rhön-Grabfeld tätig, 2,5 Kassensitze sind frei.

Auch für den Bereich der Neurologen und Nervenärzte, die im Versorgungsatlas unter "Nervenärzte" zusammengefasst werden, stellte der Landesausschuss eine drohende Unterversorgung fest, und zwar bereits im Mai 2020. In dieser Disziplin arbeiten im Landkreis vier Fachärztinnen und -fachärzte, der Versorgungsgrad liegt bei 52,06 Prozent. Auch in dieser Facharztgruppe stehen in Rhön-Grabfeld 2,5 Kassensitze zur Verfügung.

Überversorgung unter anderem bei Hautärzten in Rhön-Grabfeld

Als überversorgt gilt gemäß dem Versorgungsatlas der Bereich der HNO-Ärzte mit einem Versorgungsgrad von 112,37 Prozent (vier Fachärzte in Rhön-Grabfeld) sowie der Psychotherapeuten (Versorgungsgrad 115,89 Prozent, 27 Fachärzte).

Eine Überversorgung liegt demnach auch bei Orthopäden/Chirurgen vor, die im Versorgungsatlas zu einer Kategorie zusammengefasst werden: Hier praktizieren elf Fachärzte, der Versorgungsgrad wird mit 120,43 Prozent angegeben. Überversorgt ist Rhön-Grabfeld auch mit Hautärzten. Hier praktizieren drei in Rhön-Grabfeld bei einem Versorgungsgrad von 140,92 Prozent. 

Was sagt die Kassenärztliche Vereinigung zur Versorgungslage?

Viele Patientinnen und Patienten beklagten gegenüber dieser Redaktion, dass es schwierig ist, zeitnah Termine bei Fachärzten zu bekommen. Wie passt das mit der Überversorgung in einigen Facharztdisziplinen zusammen? "Dafür gibt es keine einfache Erklärung", sagt Dr. Birgit Spohn (Regionale Vorstandsbeauftragte Fachärzte für Unterfranken der KVB) auf Anfrage dieser Redaktion.

So lege der Gemeinsame Bundesausschuss gemäß seines gesetzlichen Auftrags die Bedarfszahlen für die ärztliche Versorgung zentral für ganz Deutschland fest, die dann auf die Bundesländer heruntergerechnet würden. Ein Kriterium dafür ist laut Spohn die Stabilität der Krankenkassenbeiträge.

Jedoch seien städtische und ländliche Regionen wie Rhön-Grabfeld nur schwer vergleichbar. Spohn würde sich ein flexibleres System, statt starrer Vorgaben wünschen. Doch selbst wenn in den einzelnen Facharztdisziplinen mehr Sitze zur Verfügung stünden: "Was nützen sie uns, wenn wir sie nicht besetzt bekommen? Vielen jungen Ärzten fehlt der Mut, sich in einer eigenen Praxis niederzulassen." Das liege auch an zu viel Bürokratie und der Vergütung.

Sie wisse, dass die Wartezeit für einen Termin etwa zur hautärztlichen Vorsorge oft lang sei. "Aber man muss schauen, was Wunsch und Wirklichkeit und was Notwendigkeit ist. Alle Seiten sollten kompromissbereit sein. Wer akut Hilfe braucht, bekommt sie auch", sagt Spohn. Sie rät, sich zur Terminvermittlung an die Terminservicestelle der KVB oder den Hausarzt oder die Hausärztin zu wenden.

(Drohende) Unterversorgung und Überversorgung mit Fachärzten

Bei Fachärzten kann eine Unterversorgung beziehungsweise drohende Unterversorgung festgestellt werden, wenn der Versorgungsgrad in einem Planungsbereich 50 Prozent unterschreitet beziehungsweise zu unterschreiten droht. Dann kann die KVB Niederlassungen von Medizinern finanziell fördern.
Ein Planungsbereich gilt als überversorgt, wenn der Versorgungsgrad bei 110 Prozent oder höher liegt. Dann kann der Planungsbereich gesperrt werden. Das bedeutet, dass sich nur dann Mediziner dieser Facharztgruppe dort niederlassen dürfen, wenn Sitze der entsprechenden Arztgruppe frei werden.
Quelle: KVB/ku
 
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Kommentare
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  • Martin Hofgesang
    Man gilt laut Richtlinien als überversorgt, hat aber trotzdem Probleme einen Termin beim Hautarzt oder Psychotherapeuten zu bekommen.

    Mehr muss man eigentlich nicht mehr erzählen um zu merken, dass die Richtlinien Teil des Problems sind, oder?
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