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Bad Königshofen
MVZ Rhön-Grabfeld bleibt finanziell ein Sorgenkind: Landkreis übernimmt auch für 2023 Defizite der Einrichtung
Das Medizinische Versorgungszentrum in Bad Königshofen erwirtschaftet Verluste. Nun diskutierte der Kreistag erneut über Ausgleichszahlungen für die Einrichtung.
Das MVZ in Bad Königshofen ist wichtig für die medizinische Versorgung im Landkreis, schreibt aber rote Zahlen. Nun diskutierte der Rhön-Grabfelder Kreistag erneut über Ausgleichszahlungen für die Einrichtung.
Foto: Gerhard Fischer (Archivfoto) | Das MVZ in Bad Königshofen ist wichtig für die medizinische Versorgung im Landkreis, schreibt aber rote Zahlen. Nun diskutierte der Rhön-Grabfelder Kreistag erneut über Ausgleichszahlungen für die Einrichtung.
Kristina Kunzmann
 |  aktualisiert: 26.07.2024 02:44 Uhr

Wer eine Magenspiegelung braucht oder seine Schilddrüse untersuchen lassen muss, hat dafür seit kurzem wieder im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) des Landkreises in Bad Königshofen die Möglichkeit. Wie das Landratsamt Rhön-Grabfeld Anfang Juli informierte, übernahm Dr. Philipp Reiser den länger vakanten Internisten-Sitz. Bereits seit Herbst 2023 verstärkt Orthopäde und Unfallchirurg Sebastian Pietrala das MVZ-Team. Was den Verantwortlichen trotz dieser guten Nachrichten Sorgen bereitet, sind die Finanzen des Versorgungszentrums, das seit seiner Gründung rote Zahlen schreibt

Und so ging es auch in der jüngsten Sitzung des Kreistags von Rhön-Grabfeld darum, ob der Landkreis dem MVZ einen Ausgleich für die Verluste 2023 zahlt. Doch bevor dieses Thema auf den Ratstisch kam, hatte der Kreistag eine Formalie zu erledigen. Damit solche Ausgleichszahlungen rechtssicher fließen können, ist ein sogenannter Betrauungsakt notwendig. Der bestehende läuft am 23. Juli 2024 aus, weshalb eine Verlängerung oder ein Neuerlass nötig war.

Kreisrat René van Eckert (SPD) monierte die kurze Zeitspanne zwischen der Mitteilung, dass der Betrauungsakt ausläuft und dem Datum des Ablaufs am 23. Juli: "Wir werden zustimmen. Aber ich würde mir wünschen, dass mit uns diskutiert wird, statt uns vor vollendete Tatsachen zu stellen." Der Gesundheitsausschuss sei nicht eingebunden worden, was "bedauerlich" sei. Landrat Thomas Habermann entgegnete, der Aufsichtsrat des MVZ – er besteht aus sieben Kreistagsmitgliedern und dem Landrat – und seit kurzem auch die Kreisräte würden ständig über die Einrichtung informiert. Außerdem seien Betrauungsakt und Ausgleichszahlungen für das MVZ keine neuen Themen.

Gesine Dietze ist nun Geschäftsführerin am MVZ Rhön-Grabfeld

"Medizinische Versorgungszentren sind überall defizitäre Betriebe, auch privat geführte, ebenso privat geführte Kliniken. Das liegt daran, dass die Produktivität von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Angestelltenverhältnis nicht so ist wie bei denjenigen, die selbständig arbeiten", sagte Habermann. Ein Krankheitsfall im Team habe die Mitarbeitenden zuletzt vor zusätzliche Herausforderungen gestellt.

"Unsere Geschäftsführerinnen unternehmen alle Anstrengungen zur Optimierung, um das Defizit kleinzuhalten. Ich möchte mich auch ausdrücklich bedanken bei den Ärztinnen und Ärzten, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die exzellent gute Arbeit leisten", so der Landrat. Der Kreistag beschloss einstimmig, einen neuen Betrauungsakt zu erlassen.

Damit war der Weg frei für die Abstimmung über den Defizitausgleich für 2023. Die genaue Höhe des Fehlbetrags dürfe nicht in der öffentlichen Sitzung genannt werden, da es sich dabei um eine sensible betriebswirtschaftliche Information handelt, so Habermann. Aufgrund gesetzlicher Vorgaben und des Jahreswirtschaftsplans des MVZ darf die Ausgleichszahlung des Landkreises an das MVZ allerdings nicht mehr als 600.000 Euro betragen.

Egon Sturm (Freie Wähler) bat, darauf zu achten, dass das MVZ neben den medizinischen auch nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten geführt wird, um das Defizit gering zu halten. Es sei wichtig für die medizinische Versorgung der Bevölkerung.

Können MVZ auch gewinnbringend geführt werden?

"Ihre pauschale Aussage, dass MVZ nie gewinnbringend geführt werden, mag für kommunale MVZ und viele Kliniken gelten", sagte Helmut Klum (FDP). Es gebe aber mittlerweile eine steigende Zahl an MVZ, die inhabergeführt seien und allesamt Gewinne erwirtschaften würden, so der Mediziner. Habermann erwiderte, dass er das gern einräume. Er habe im Wesentlichen die öffentlichen MVZ und Kliniken gemeint: "Aber ich wäre froh, wenn jemand auf die Idee käme, unser MVZ zu übernehmen."

Mit drei Gegenstimmen beschlossen die Kreisrätinnen und Kreisräte, die Ausgleichszahlung entsprechend der im Betrauungsakt geregelten Vorgaben zu veranlassen.

Das MVZ in Bad Königshofen

Das MVZ wurde 2021 in Bad Königshofen eröffnet. Vertreten sind dort die Fachbereiche Orthopädie, Chirurgie, Notfallchirurgie, Sportmedizin und Innere Medizin. Die Abteilungen Gynäkologie und Onkologie/Hämatologie sind in Bad Neustadt angesiedelt. Behandelt wurden im Jahr 2021 16.016 Patientinnen und Patienten, 2023 waren es 17.270. Rund 80 Prozent der Patienten kommen aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld, circa 20 Prozent aus weiteren Landkreisen. Im Jahr 2020 erwirtschaftete das MVZ einen Jahresfehlbetrag von 771.000 Euro, 2021 war es ein Minus von rund 670.000 Euro.
Quelle: Landratsamt Rhön-Grabfeld/Bundesanzeiger
 
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