Sonne, blauer Himmel und vor allem Schnee. Wetterbedingungen, wie sie in dieser Woche herrschten, locken Winterwanderer, Rodler, Skilangläufer oder Schneeschuhgänger in die höheren Lagen der Rhön und damit auch in das Naturschutzgebiet Lange Rhön. Das ist zwar aus touristischen Gründen erwünscht, führt aber immer wieder zu Problemen.
Wo liegt das Problem?
Das Problem sind nicht unbedingt die Massen von Besuchern, die gerade an schönen Winterwochenenden in das Gebiet zwischen Holzberghof, Heidelstein und Schwarzem Moor strömen. Das Problem besteht darin, dass sich nicht alle an die dort geltenden Regeln halten. Und das führt zu teils massiven Störungen im größten außeralpinen Naturschutzgebiet in Bayern. Ebenso regelmäßig wie erfolglos weisen Vertreter von Naturschutzbehörden, Naturpark oder Gebietsbetreuer Torsten Kirchner darauf hin, dass hier bestimmte Regeln gelten und betonen die Wichtigkeit, diese einzuhalten sind.
Warum gibt es Einschränkungen?
Diese Regeln sind wichtig, schließlich kommen in diesem so hochwertigen Lebensraum verschiedene akut vom Aussterben bedrohte Arten wie der Raubwürger oder das Birkwild vor. Und für solche gefährdeten Tiere haben Störungen oft fatale Auswirkungen, besonders im Winter.
Denn bei winterlichen Temperaturen führen durch Menschen verursachte Störungen zu einem erhöhten Energiebedarf bei diesen Arten, wenn sie zum Beispiel flüchten müssen. "Deshalb gilt es, das Winterwunderland Rhön in diesen Monaten besonders umsichtig und rücksichtsvoll zu genießen", heißt es in einer aktuellen Mitteilung des Landratsamtes.
Wie ist die rechtliche Lage?
Wichtig ist in diesem Zusammenhang eine Klärung der rechtlichen Lage, die viele Rhön-Besucher vielleicht gar nicht kennen: Zum Schutz der dort lebenden Arten und der Lebensräume gilt auf der gesamten Fläche des Naturschutzgebietes Lange Rhön grundsätzlich ein Betretungsverbot. Die Untere Naturschutzbehörde könne jedoch Wege freigeben, wenn dadurch kaum Störungen zu erwarten sind. "Dies kann dann auch je nach Jahreszeit unterschiedlich sein", ist eine zentrale Aussage, die besonders für Winterwanderer bedeutungsvoll ist.
Was bedeutet das konkret für die Lange Rhön?
Das bedeutet für die Lange Rhön, dass bei geschlossener Schneedecke nur die ausdrücklich als Winterwanderwege gekennzeichneten Wege betreten und nur die ausgewiesenen Loipen mit Skiern befahren werden dürfen. Andere "Sommerwanderwege" im Naturschutzgebiet wie zum Beispiel auch die Extratour "Hochrhöntour" dürfen bei geschlossener Schneedecke nicht begangen werden. "Ein Verstoß dagegen stellt eine Ordnungswidrigkeit dar, die mit Geldbuße belegt werden kann", heißt es dazu aus dem Landratsamt. Dies gilt natürlich grundsätzlich auch für das Querfeldeingehen im Naturschutzgebiet.
Wo gibt es besondere Probleme?
Als besonders problematisch wird schon seit längerem das Schneeschuhwandern angesehen. Aus welchen Gründen es auch geschieht, immer wieder finden sich Spuren von Schneeschuhgängern, die auch in besonders sensiblen Bereichen des Naturschutzgebiets querfeldein unterwegs waren. Daher sollte das Betreten der Landschaft mit Schneeschuhen grundsätzlich nur außerhalb der Schutzgebiete stattfinden und auch dort nur auf ausgewiesenen Wanderwegen, appelliert das Landratsamt in seiner Mitteilung.
Was wird gegen Störungen unternommen?
Um den Gästen im Naturschutzgebiet zu erleichtern, sich an diese Regeln zu halten, wurden eigens Winterfreizeit-Karten an den Parkplätzen aufgestellt, die eine Übersicht der Winterwanderwege geben. Zudem werden im Internet in einem Touren-Portal der Rhön GmbH unter www.touren-rhoen.de Informationen über die Winterwanderwege und Loipen vorgestellt.
Zusätzlich wurden in den vergangenen Tagen große Banner an den Parkplätzen Thüringer Hütte, Schornhecke und Schwarzes Moor aufgehängt, die nochmals ausdrücklich auf die Verhaltensregeln bei geschlossener Schneedecke im Winter hinweisen. Unter anderem wird hier auch erläutert, dass querfeldein wandern, um abzukürzen, im Naturschutzgebiet ebenso wenig erlaubt ist wie Rodeln.
Um die Probleme einzudämmen und Störungen abzustellen, sind an besonders besucherstarken Tagen nicht nur in der Langen Rhön Ranger unterwegs. Allerdings war die Personaldecke lange Jahre sehr dünn, weshalb 2021 noch einmal fünf neue Ranger-Stellen für die gesamte Rhön geschaffen wurden, um die Situation besser in den Griff zu bekommen.
Gibt es ein neues Angebot?
Um zusätzlich zu den bereits bestehenden Winterwanderwegen eine weitere Wanderroute durch die für die Rhön so typische offene Landschaft anzubieten, wurde in Zusammenarbeit von Wildlandstiftung, dem Verein Naturpark und Biosphärenreservat Bayerische Rhön sowie der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes Rhön-Grabfeld ein neuer Winterwanderweg ausgewiesen.
Start und Zielpunkt des neuen Weges ist die Thüringer Hütte. Die Tour führt durch weniger sensible Bereiche des Naturschutzgebietes unterhalb des Ilmenberges, ist 3,2 Kilometer lang und gilt gerade bei Sonnenschein wegen der besonderen Aussicht als traumhaft schön. Insgesamt müssen dabei nur 83 Höhenmeter bewältigt werden.