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Oberelsbach
Viele Besucher im Naturschutzgebiet: Keine Winterfreuden für die Rhöner Natur
Der Schnee sorgt für einen Besucheransturm in der Rhön. Der macht auch vor Naturschutzgebieten nicht Halt. Das bringt massive Probleme mit sich. Ein Besuch in der Langen Rhön.
Nicht nur auf dem Parkplatz Schornhecke kam es am Wochenende im Naturschutzgebiet Lange Rhön zu chaotischen Zuständen.  
Foto: Thomas Pfeuffer | Nicht nur auf dem Parkplatz Schornhecke kam es am Wochenende im Naturschutzgebiet Lange Rhön zu chaotischen Zuständen.  
Thomas Pfeuffer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:52 Uhr

Der Parkplatz am Schwarzen Moor ist voll am Sonntagmittag. Nicht völlig überlaufen, wie tags zuvor. Viele Parkmöglichkeiten gibt es aber nicht mehr. Trotz des ungemütlichen Wetters strömen wieder Massen von Wanderern  zum ehemaligen Grenzturm, jede Menge Langläufer sind in der Loipe und vor dem berühmten Kiosk warten Hungrige - zumindest in diesem Moment - mit Abstand auf die berühmte Bratwurst. 

Maik Prozeller macht hier ebenfalls Mittagspause. Er holt ein kleines Notizbuch aus der Tasche. Darin protokolliert der Ranger des Biosphärenreservats Rhön die von ihm registrierten Verstöße gegen die Vorschriften des Naturschutzgebiets Lange Rhön. In seinem Büchlein macht Prozeller schon in normalen Zeiten viele Einträge. In Corona-Zeiten ist deren Zahl mit der zunehmenden Zahl der Touristen gewachsen. Erst Recht seit Schneefälle die Rhön und damit das Naturschutzgebiet in eine herrliche Winterlandschaft verwandelt und für den bislang wohl größten Besucheransturm aller Zeiten gesorgt haben.

50 Verstöße in einer Stunde

Diesen Sonntag hat der Ranger eine umfangreiche Strichliste in sein Helft gemacht. Er hat sich am Eingang des Schwarzen Moores postiert und Neugierige abgehalten, den Rundweg zu betreten. Der ist aktuell wegen Corona und zum Schutz der Winterruhe dort lebender Tiere gesperrt. Knapp 50 Striche in knapp einer Stunde hat Prozeller für die Besucher gemacht, die die Verbotsschilder - warum auch immer - nicht beachtet haben.

Fotoserie

Keine Strichlisten werden bei einem weiteren Problem geführt, das sich mit dem Massenandrang ebenfalls verschäft hat. Wegen Corona muss die Toilettenanlage am Schwarzen Moor geschlossen bleiben, was bei Tausenden von Besuchern zahllose unappetitliche Spuren im Schnee zur Folge hat.

Auch ansonsten berichtet der Ranger von hitzigen Wortgefechten mit resoluten Damen, die abseits der Wege umherspazierten oder einem Brautpaar, dem er zunächst gratulierte. Dann musste er die Neuvermählten samt Fotografen darauf hinweisen, dass die Lange Rhön sicherlich schöne Hintergründe für Hochzeitsfotos biete. Da, wo sie sich gerade aufhielten, sei das allerdings schlicht verboten.

Schutzgebiet statt Freizeitpark

Solche "netten Geschichten" sollten aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die massenhaften Verstöße gegen die Regelungen im Naturschutzgebiet in Summe zu ernsten Störungen führen, wie Torsten Kirchner auf der Fahrt in Richtung Heidelstein betont. Für den Gebietsbetreuer in der Langen Rhön besteht das Problem darin, dass viele Besucher das größte außeralpine Naturschutzgebiet Bayerns nicht als einen Bereich sehen, in dem der Schutz der Natur Vorrang hat, sondern als eine Art Freizeitpark betrachten.

Schutzgebietsbetreuer Torsten Kirchner (links) und Ranger Maik Prozeller stimmen ihre Arbeit ab.
Foto: Thomas Pfeuffer | Schutzgebietsbetreuer Torsten Kirchner (links) und Ranger Maik Prozeller stimmen ihre Arbeit ab.

Viele hätten von all den Einschränkungen, die Corona mit sich bringe, wohl die Nase voll und wollten in ihrer Freizeit keine weiteren. Beschilderungen und Verbote würden daher schlicht ignoriert. Würde man sie auf die Verstöße hinweisen, gäben sich die Betroffenen unwissend oder würden gar aggressiv. Unter den verschiedenen Meldungen des Wochenendes, die bei ihm zusammenlaufen, führt er als Beispiel einen Schneeschuhwanderer an. „Wir müssen Abstand halten wir haben Corona!!!", habe der begründet, warum er querfeldein unterwegs war.

Kirchner stoppt seinen Jeep und läuft durch den Tiefschnee. Etwa 100 Meter entfernt veranstalten zwei junge Damen ein Fotoshooting im Tiefschnee - abseits aller Wanderwege in Stoffschuhen und Söckchen, wie der Schutzgebietsbetreuer kopfschüttelnd feststellt. Ein weiteres Problem: Viele unterschätzten die Wetterbedingungen und überschätzen ihre Kondition. Das ende darin, dass sie in der Dunkelheit entlang der Hochrhönstraße unterwegs seien, so der Schutzgebietsbetreuer.

Dass Parken im Naturschutzgebiet verboten ist, interessiert viele Autofahrer in der Rhön derzeit ganz offensichtlich nicht.
Foto: Bildrechte Torsten Kirchner | Dass Parken im Naturschutzgebiet verboten ist, interessiert viele Autofahrer in der Rhön derzeit ganz offensichtlich nicht.

Tödliche Störungen 

Winterwanderer und Langläufer - auch am Heidelstein sind sie in Massen unterwegs. Kirchner zeigt auf eine Wiese oben am Berg. Quer darüber springt ein Hund auf den Wald zu. Ein Halter ist nicht zu sehen. "Für Wildtiere sind freilaufende Hunde gerade im Winter fatal", stellt der Biologe dazu fest. Ebenso Schneeschuhgänger, die nachts mit Stirnlampen unterwegs sind und die Tiere aufscheuchen. Vier von ihnen wurden in der Nacht zum Sonntag im Naturschutzgebiet gesehen. "Die Reh rennen nur noch rü und nü", lautet eine Meldung, die Kirchner dazu erreichte.

Auf dem nahen Parkplatz Schornhecke geht es chaotisch zu. Ein BMW hat sich festgefahren und blockiert ein Ein- und Ausfahrt. Es bilden sich Rückstaus bis auf die Straße. Grund für das Problem: Der Parkplatz wird nur nachrangig geräumt. Ganz offensichtlich hatte der Räumdienst noch keine Kapazitäten. Fehlende Kapazitäten. Die sind ist das eigentliche Problem dieser Tage an allen Parkplätzen, nicht nur im Naturschutzgebiet, weiß auch Raphael Blum. Der Berufsjäger, ebenso wie Torsten Kirchner, für die Wildlandstiftung des Bayerischen Jagdverbandes in der Rhön tätig, ist von seinen Kontrollgängen und all den Verstößen am Wochenende reichlich genervt.

Ende eines Fotoshootings: Torsten Kirchner weist zwei Besucherinnen darauf hin, dass sie sich nicht abseits der Wege im Naturschutzgebiet aufhalten dürfen. 
Foto: Thomas Pfeuffer | Ende eines Fotoshootings: Torsten Kirchner weist zwei Besucherinnen darauf hin, dass sie sich nicht abseits der Wege im Naturschutzgebiet aufhalten dürfen. 

Rücksichtslose Autofahrer

Nicht nur, wenn die Parkplätze nicht geräumt sind, wird kreuz und quer und einfach überall geparkt, obwohl das natürlich verboten ist. Die Straßen waren teils so zugestellt, dass bei Gegenverkehr oft nichts mehr ging. Selbst Räumfahrzeuge oder das Loipenspurgerät kamen nicht mehr weiter. Blum weiß zahllose Beispiele von rücksichtslosen Autofahrern zwischen Holzberghof und Schwarzem Moor. Einen hat er gar erwischt, der in einer Wiese Richtung Hillenberg seine Runden drehte. "Auch jetzt sind die Parkplätze schon wieder alle voll", berichtet er diesen Montagmittag. Mit Spannung erwartet er daher, wie sich die Lage am Feiertag und dann am Wochenende weiterentwickelt.

Dass die derzeit alles andere als gut ist, sieht auch Michael Geier. Für den Leiter der Bayerischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Rhön, ist auch klar, dass beim Thema Verkehrslenkung neue Lösungen her müssen. Daran arbeite man schon seit Monaten. Klar sei allerdings auch, dass eine kleinräumige Lösung nichts bringe. "Ohne Hessen geht da nichts", lehnt er einen bayerischen Alleingang ab. Das werde allerdings einige Zeit brauchen.

Lukas Holzheimer ist in diesen Tagen für die Bergwacht im Naturschutzgebiet Lange Rhön unterwegs.  
Foto: Thomas Pfeuffer | Lukas Holzheimer ist in diesen Tagen für die Bergwacht im Naturschutzgebiet Lange Rhön unterwegs.  
 
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Kommentare
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  • fuchs-josef@t-online.de
    100 km fahren ? auf den bildern sind fahrzeuge mir kennzeichen
    KG NES
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  • Andre010675
    ....stell dir vor es ist Ausgangsbeschränkung und niemand geht hin.... Kopfschüttel.
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  • MarVo
    Früher ging Strassentechnisch wenigstens auf der hochrhön im Winter fast nichts mehr über mehrere Monate, weil die Straße gesperrt war und nicht geräumt wurde. So hatte u.a. das Birkwild wenigstens im Winter seine Ruhe. Leider ist das Mittlerweile nur noch die Ausnahme aufgrund Schneemangels. Ich bin schon sehr lange der Meinung die Verbindung Bischofsheim Holzberghof bis zum dreiländereck gehört grundsätzlich ganzjährig gesperrt, man kann genausogut unten herum fahren, um von A nach B zu kommen. Wer die Aussicht genießen will kann ja gerne wandern gehen (nur vom Tal aus..dann relativiert sich das schnell). Die Hochrhönstrasse Straße ist heute nicht mehr lebensnotwendig und wurde im Übrigen unter unermesslichem menschlichen Leid erbaut.
    Eine Sperrung wäre wenigstens ein kleiner Anreiz weniger, sich mal eben schnell in ein geschütztes Gebiet zu begeben und sich dort um gar nichts zu scheren, schon gar nicht um Verbote.
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  • ra.kellermann@gmx.de
    und alle urinieren überall hin - na pfui!
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  • Macht die Fitnessstudios und Freizeiteinrichtungen wieder auf, damit diese Ignoranten wieder aus Wald und Flur verschwinden. Das schlimme ist, dass die, die sich ordentlich und vernünftig verhalten in den gleichen Topf geschmissen werden.
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  • tommy33
    Gute Idee mit den Freizeiteinrichtungen und Fitnessstudios!
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  • jebusara@web.de
    Solange solche Leute ungestraft davon kommen wird sich nichts ändern.
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  • Ironic
    Wenn tausende Familien, nicht selten im SUV, von Würzburg die ca. 200 km in die Hochrhön und zurück fahren, damit die verwöhnten Kinder mal 3-4 Stunden Schlitten fahren können, fehlt mir einfach das Verständnis.
    Ach so, die Bananenschalen, die wir wegwerfen, sind ja Bio. Dann macht es ja nichts....
    Was glaubt ihr denn, warum es im Flachland nicht mehr schneit?
    Durch unseren Lebensstil werden wir aber in 1-2 Generationen vermutlich gar keinen Schnee mehr in Deutschland haben.
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  • Auf eigenen Wunsch entfernt.
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  • zeitzeuge
    Ich hoffe das der Lockdown bis Faschingsende verlängert wird. Alles andere bringt nichts !
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  • roswitha.oehrlein@aol.com
    Wer braucht überhaupt Fasching, die Narren lassen wir mal weg! 🤮
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  • r.kerber@web.de
    Und ich hoffe, dass man sich bald darauf besinnt und die "Schutzbeürftigen" in Schutz nimmt. In dergestalt, als dass man nicht ein ganzes Landeinsperrt, sondern nur diejeigen, die einen besondern Schutz brauchen, weil am leichtesten Opfer des Virus.
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  • steve67
    Tja, Politiker das habt ihr jetzt von eurem nutzlosen Lockdown. Die Leute haben die Nase voll von der Wohnung und von Verboten!
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  • 2186583
    Ist das alles, was dazu sagen? Wie einfach sie es sich doch machen. Na ja, angesichts der Tatsache, dass viele nichts Besseres zu tun haben, muss das Lockdown verlängert werden. Die Zahlen der Infektionen auf unter 50 zu drücken, ist noch nicht erreicht. Ich hoffe nur, dass die Maßnahmen zur Verlängerung nicht noch verschärft werden - verwunderlich wäre es nicht.
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  • 91189
    Das wird auch im Winterhalbjahr nicht möglich sein.
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  • r.kerber@web.de
    Die Ausflügler sind nicht der Grund für die Inzidenzwerte.
    Schon mal zur Stoßzeit in einem Zug/Bus/Straßenbahn gewesen?
    Wenn man daheim sitzten kann und womöglich schon die Rente kassiert, lässt es sich leicht aushalten.
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  • daniel.kleinhenz@mainpost.de
    Und das berechtigt jetzt jeden dazu sich über sämtliche Regeln und Verbote, die nichts mit Corona zu tun haben, hinwegzusetzen? Als nächstes halten wir nicht mehr an der roten Ampel oder was?
    Mit so einer Einstellung macht man es sich ganz schön einfach.
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  • dbuettner0815@gmail.com
    Ich gebe ihnen recht steve, ich hab auch die Nase voll.
    Und zwar von ihren sinnfreien Kommentaren!!!
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  • zeitzeuge
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
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  • daniel.englbauer@churchsol.de
    Genau: wir haben die Nase voll von Lockdown und Verboten und darum fahren wir jetzt zur Strafe Hunderte Kilometer, trampeln durchs Naturschutzgebiet, stören die Winterruhe geschützter Arten und schießen Fotos (Insta ist ja vom Lockdown nicht betroffen, oder wie?) in unseren hippen Stoffschühchen an Orten, die per Bertretungsverbot gesperrt sind. HÄ?
    Der Vorschlag so mancher Foristen, dass die Schutzmaßnahmen ignorieren darf, wer unterschreibt, im Falle einer Covid-Erkrankung auf (intensiv-) medizinische Behandlung zu verzichten, wird mir so langsam sympathisch...
    Wer jetzt meint, fernab der Heimat durch die Botanik marschieren zu müssen, ist einfach nur doof, egoistisch, rücksichtslos und beratungsresistent. MHO.
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