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Bad Neustadt
Anleger der Rhön-Klinikum AG sind verärgert: Der Konzern zahlt trotz Gewinn keine Dividende
Die Privataktionäre zeigen sich auf der Hauptversammlung der Rhön-Klinikum AG enttäuscht. Begründet wird die ausbleibende Dividende mit rechtlichen Vorgaben.
Trotz guter Finanzlage keine Dividende. Die Rhön-Klinikum AG bleibt bei ihrer vorsichtigen Strategie.
Foto: Stefan Kritzer (Archivfoto) | Trotz guter Finanzlage keine Dividende. Die Rhön-Klinikum AG bleibt bei ihrer vorsichtigen Strategie.
Stefan Kritzer
 |  aktualisiert: 12.06.2024 02:46 Uhr

Die diesjährige Hauptversammlung der Rhön-Klinikum AG dürfte dem Aufsichtsratsvorsitzenden Jan Liersch sowie dem Vorstand des Klinikkonzerns noch lange im Gedächtnis haften bleiben. Erst nach zähem Ringen um die Beantwortung unzähliger Fragen von Privatanlegern konnten die notwendigen Beschlüsse gefasst werden.

Die virtuelle Versammlung dauerte mehr als zehn Stunden mit zahlreichen Unterbrechungen. Letztlich wurden die Beschlüsse gemäß der Vorlage des Vorstandes durch die große Mehrheit der Großaktionäre auf den Weg gebracht.

Ein Bilanzgewinn in Höhe von 22,3 Millionen Euro

Fazit: Trotz Gewinn zahlt die Rhön-Klinikum AG für das Jahr 2023 keine Dividende an die Anteilseigner aus. Der Bilanzgewinn in Höhe von 22,3 Millionen Euro soll für strategische Ziele zurückbehalten werden. Zudem begründet der Klinikbetreiber die ausbleibende Dividende mit einem Auszahlungsverbot wegen Zuhilfenahme von staatlichen Unterstützungsprogrammen. Was rein rechtlich von einigen Privatanlegern stark angezweifelt wurde.

Corona hat in der Krankenhauslandschaft viel verändert. Nicht allein im medizinischen und pflegerischen Sektor, sondern auch was die Art und Weise von Versammlungen anbelangt. So blieb die Rhön-Klinikum AG auch in diesem Jahr beim virtuellen Format mit der Hauptversammlung im Internet. Aus Kostengründen und, so der Aufsichtsratsvorsitzende Jan Liersch, weil es sich bewährt habe.

Die Hauptversammlung fand erneut in virtueller Form statt

Auf Nachfrage stellte sich allerdings heraus, dass an zurückliegenden Präsenzveranstaltungen ein vielfaches mehr an Anlegern teilgenommen hat, als an den virtuellen Versammlungen. Ob es in Zukunft bei dem Format bleibt, werde Jahr für Jahr neu abgewogen.

Die Wirtschaftszahlen des vergangenen Jahres legte der Vorstandsvorsitzende Tobias Kaltenbach vor. Das Rhön-Klinikum hat einen Umsatz von 1,46 Milliarden Euro sowie einen Konzerngewinn von 40,2 Millionen Euro erwirtschaftet. In diesem Jahr soll der Umsatz gar auf 1,6 Milliarden Euro ansteigen, der Gewinn vor Steuern und Abschreibungen auf 110 bis 120 Millionen Euro. Kaltenbach ließ trotz der Erfolgszahlen erhebliche Unsicherheiten in Bezug auf globale Entwicklungen und politische Rahmenbedingungen hierbei nicht unerwähnt.

Ausbau der ambulanten Medizin und Digitalisierung

Eine Dividendenausschüttung, für die der Bilanzgewinn in Höhe von 22,3 Millionen Euro aus 2023 zur Verfügung stehen könnte, stehe deshalb außer Frage. "Wir wollen unsere erfolgreiche Strategie konsequent fortführen und ausbauen", sagte Kaltenbach. Der Ausbau der ambulanten Medizin, die Digitalisierung und die Stärkung von Pflege und Medizin nannte Kaltenbach als Aufgaben der Zukunft.

Die guten Nachrichten standen bei der Hauptversammlung aber nicht in dem Fokus, wie die Dividendensperre. Das brachte die Deutsche Schutzversammlung für Wertpapierbesitz ebenso zur Sprache, wie einige zum Teil erboste Anleger und deren Vertreter.

Der Vorstand des Rhön-Klinikums argumentierte diesbezüglich mit Gesetzesvorgaben, nach denen keine Dividende an die Aktionäre ausbezahlt werden darf, wenn staatliche Hilfen aus dem Strompreis- wie dem Erdgas-Wärme-Preisbremsengesetz oder aus dem Krankenhausfinanzierungsgesetz in Anspruch genommen wurden.

Die kritischen Stimmen konnten sich nicht durchsetzen

Laut Vorgabe von Konzernmutter Asklepios wurden in Bezug auf Strompreis und Erdgas keine Hilfen bezogen. Wohl aber in Sachen Krankenhausfinanzierungsgesetz. Zwar liegt die Rhön-Klinikum AG hierbei 2023 unterhalb eines Schwellenwertes in Höhe von 50 Millionen Euro, der die Auszahlung einer Dividende noch möglich machen würde. Maßgeblich ist hier aber das Konzernergebnis gemeinsam mit Asklepios, und das liegt über dem Schwellenwert.

Eine externe Sonderprüfung schlugen die enttäuschten Anlegerinnen und Anleger vor, auch die Ausbezahlung einer Mindestdividende von 0,10 Euro wurde beantragt. Durchsetzen konnten sich die kritischen Stimmen aber nicht. Die Mehrheitseigner schlossen sich den Vorschlägen des Vorstandes an und die Dividende wird für Zukunftsmaßnahmen einbehalten.

 
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  • Klaus - Peter Eschenbach
    Wie bekomme ich langsam, aber sicher die kleinen Privataktionäre weg, um den Weg freizumachen, wenn es um strategische Ziele geht? Asklepios macht es vor. Die kleinen Nörgler des ehemaligen Rhön Klinikums Konzernes fragen einfach zu viel. Großaktionäre sind die Vision des Krankenhauses der Zukunft. Schließlich will man doch nur eines: Mit der Krankheit der Menschen und dem Gesundheitswesen viel Geld verdienen.
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