Die Mehrheitsübernahme der Rhön-Klinikum AG durch den Klinikbetreiber Asklepios hat unter Aktionären für Verunsicherung gesorgt. Vor allem Großaktionär B. Braun aus Melsungen hat in den zurückliegenden Wochen zahlreiche Bedenken bezüglich einer Übernahme geäußert. Diese wurden nun in einer außerordentlichen Hauptversammlung aus dem Weg geräumt beziehungsweise zurückgewiesen. Das Vertrauensverhältnis zwischen Rhön und Braun dürfte dennoch nachdrücklich gelitten haben. Braun scheiterte in der Hauptversammlung mit der vorgeschlagenen Abberufung des Unternehmensgründers Eugen Münch aus dem Aufsichtsrat.
Ausschließlich online und nur nach Voranmeldung konnten die Aktionäre diese in der Unternehmensgeschichte erste rein virtuelle außerordentliche Hauptversammlung am Computer verfolgen. Komplizierte Online-Wahlverfahren sowie Briefwahl machten Abstimmungen überhaupt erst möglich. Um Wahlen durchzuführen, mussten 75 Prozent der Stimmen (Aktien) an den Abstimmungsverfahren teilnehmen, beziehungsweise zuvor angemeldet sein. Mit über 80 Prozent der Stimmanteile war diese Anforderung erfüllt.
Asklepios und B. Braun hatten um eine außerordentliche Hauptversammlung der Aktionäre gebeten, um Unstimmigkeiten bei der Übernahme der Rhön-Klinikum AG durch Asklepios auszuräumen und zu klären. Vor allem B. Braun Melsungen, die 25 Prozent der Aktien an Rhön in ihrem Besitz hält, hatte erhebliche Kritik am Übernahmeprozedere durch Unternehmensgründer Eugen Münch geäußert. Der Vorstand der Rhön-Klinikum AG antwortete auf einen ganzen Fragenkatalog, den Braun in der Hauptversammlung dazu eingereicht hatte.
Aktionärsdisput hinderlich
Das Unternehmensinteresse mit Fokus auf die Mitarbeiter und die Patienten standen bei den Überlegungen zu einer Übernahme durch Asklepios im Vordergrund, wie der Vorsitzende Stephan Holzinger betonte. Die Herausforderungen im Zuge der Corona-Pandemie an das Unternehmen nannte Holzinger immens. Den zeitgleich durch die geplante Übernahme ausgetragenen "Aktionärsdisput" bezeichnete der Vorstandsvorsitzende aber als hinderlich und forderte von den Aktionären mehr Rücken- als Gegenwind im Übernahmeverfahren.
Eine Absage erteilte Holzinger den Forderungen von B. Braun, eine Sonderdividende an die Aktionäre auszuschütten. Braun hatte zudem kritisiert, dass die Dividende erst nach der Übernahme von Rhön durch Asklepios an die Aktionäre ausgezahlt werden solle und nicht vorher. Darüber soll erst in der kommenden ordentlichen Hauptversammlung entschieden werden, ebenso über die Höhe der Dividende. Gescheitert ist B. Braun mit dem Antrag auf eine Satzungsänderung, die eine Dreiviertelmehrheit bei Hauptversammlungsbeschlüssen von Rhön neu festsetzen sollte. Das hätte Braun eine Blockade bei der Übernahme durch Asklepios ermöglicht.
Kritik an Übernahmekurs
Der Vorstand von Rhön betonte, alle fusionskartellrechtlichen Voraussetzungen im Zuge der Übernahme erfüllt zu haben. Begründet wurde zudem der Übernahmekurs von 18 Euro je Aktie. Dieser wurde von einem Teil der Aktionäre als zu niedrig angesehen.
Gescheitert ist B. Braun ebenfalls mit der Forderung auf Abberufung des Aufsichtsratsvorsitzenden Eugen Münch aus dem Aufsichtsrat. Gegen die Abberufung stimmten 68,39 Prozent der Anteilseigner. Zwei Änderungen im Aufsichtsrat gab es dennoch und auch hier musste der Großaktionär aus Melsungen Federn lassen. Annette Beller, Vorstandsmitglied bei B. Braun wurde ebenso aus dem Aufsichtsrat abberufen wie Katrin Vernau, Verwaltungsdirektorin des Westdeutschen Rundfunks. Neu im Aufsichtsrat sind Jan Liersch, Leiter des Konzernbereichs Compliance, Recht der Asklepios Kliniken Gruppe und Julia Dannath-Schuh, Managing Partner der Manres AG aus Hamburg.
Wenn für Dividenden genug da ist haben entweder Patient und Personal zu wenig bekommen oder die Kassen zu viel bezahlt....