
Die alten Gewächshäuser sind verschwunden, das Gelände am Bahnhofsweg zwischen Gartenstraße und evangelischer Kirche ist eine grüne Wiese. Auf diesem Areal soll in nicht allzu ferner Zukunft gebaut werden. Bürgermeister Michael Kraus und die Mitglieder des Stadtrats bewerten den Bereich als Top-Lage in Mellrichstadt: nah an der Innenstadt, mit Blick auf Kirche und Stadtmauer und angrenzend an das künftige Freizeitareal, das in diesem Jahr fertiggestellt werden soll.
Dass Menschen hier gut leben können, darin sind sich alle einig. An den Formen der Bebauung hingegen scheiden sich die Geister. Seit nunmehr acht Jahren beraten die Stadträte darüber, welche Ideen sich für die Gestaltung des Areals umsetzen lassen. Bislang waren Tiny-Häuser, Mehrgenerationen-Wohnen, ein Ärztehaus und sogar Camping-Flächen im Gespräch.

Jetzt sollen endlich Nägel mit Köpfen gemacht werden. In der Stadtratssitzung am Donnerstag stellte Planer Jörg Franke vom Architekturbüro Franke und Messmer aus Emskirchen einen Entwurf vor, der zum einen auf Vorschlägen der Bürgervertreter und zum anderen auf Vorgaben der Städtebauförderung fußt. Die Reaktionen darauf legen die Vermutung nahe, dass es keinen schnellen Beschluss zur Vertiefung des Rahmenplans geben wird, der die Nachnutzung des brach liegenden Geländes festlegt.
Erste Pläne für eine Bebauung lagen schon 2018 auf dem Tisch
Ähnlich schwer hatte sich schon das Vorgängergremium getan. 2018 war eine Studie in Auftrag gegeben worden, welche Nutzungen sinnvoll wären. Jörg Franke hatte auf Grundlage der Vorschläge der Stadtratsmitglieder damals erste Pläne ausgearbeitet, wie eine spätere Bebauung des gesamten Areals aussehen könnte. Der Entwurf sah den Bau von zehn Einfamilienwohnhäusern mit Grundstücksflächen von jeweils 600 Quadratmetern vor. Aber auch der Bau von Tiny-Häusern entlang des Bahnhofswegs sowie drei Reihenhäuser mit 16 Wohneinheiten, einer Tiefgarage und einem weiteren Quartiersparkplatz waren im Gespräch.

Die Entscheidung, was umgesetzt wird, sollte allerdings dem neuen Gremium obliegen, hieß es damals. Nach mehreren Beratungen und einer Ideensammlung zur künftigen Bebauung im Februar 2023 stimmte sich die Stadtverwaltung zuletzt mit der Regierung von Unterfranken ab, die als Fördergeldgeberin im Bereich Städtebau eng in den Prozess eingebunden ist. Im September 2024 wurde Jörg Franke beauftragt, eine konkrete Planung auszuarbeiten.
Zwei Gebäude, 20 Wohnungen und 38 Parkplätze
Sein Vorschlag lag nun auf dem Tisch. Und rief zunächst keine Begeisterungsstürme bei den Bürgervertretern hervor. Laut Entwurf füllen ein dreigeschossiges Reihenhaus entlang des Bahnhofswegs und ein weiteres Mehrfamilienwohnhaus an der Gartenstraße die freie Fläche im Besitz der Stadt aus. Dazu käme ein Parkdeck am Malbach mit 38 Stellplätzen. Da das Gelände vom Bahnhof in Richtung Freizeitareal abfällt, fügen sich die Gebäude laut Planer auch bei dieser Geschosshöhe in den Bestand ein. Auf diese Weise könnten insgesamt 20 neue Wohneinheiten entstehen, was den Fördervorgaben der Regierung nach einer dichten Bebauung entsprechen würde.
17 Wohnungen hätten eine Größe von 70 bis 90 Quadratmetern und sind barrierefrei geplant. Drei große Wohnungen mit über 90 Quadratmetern Fläche und einer Dachterrasse sind nicht nur die Sahnestücke im Konzept, sondern lockern auch die Gebäudeform auf.
"Hier könnten ältere Menschen, die ihr Haus an junge Familien verkaufen möchten, zentrumsnah unterkommen", machte Franke deutlich. Er sieht darin einen Generationenwechsel in den Wohngebieten, die von der Kommune in Gang gesetzt würde. "Wir haben solch ein Konzept schon in einer anderen Gemeinde umgesetzt, und es hat gut funktioniert."
Stadträte finden Gebäude am Bahnhofsweg zu wuchtig
Für Horst Ullmann durchaus ein bedenkenswerter Vorschlag. Die Höhe der geplanten Gebäude kam allerdings bei vielen Stadtratsmitgliedern nicht gut an. Markus Groenen fühlte sich "regelrecht überfahren" von der Planung, die zwei große Gebäude anstelle von kleinteiliger Bebauung vorsieht. In die gleiche Richtung ging der Einwand von Wolfgang Stahl. Er verwies auf die Planung von 2018 und fügte an: "Das hier erschlägt mich."
Im Gremium wurde im Anschluss rege diskutiert, ob ein zweigeschossiger Bau besser in die Umgebung passen würde. "Die Planung sieht gut aus, ist aber sehr wuchtig", sagte Sabine Buß. Christian Herbig fragte bei Jörg Franke an, ob die Regierung noch im Boot wäre, wenn die Anzahl der Wohnungen durch die Minderung auf zwei Geschosse auf 15 reduziert würde.

Matthias Kihn gab zu bedenken, ob die Anzahl an Parkplätzen ausreicht, Achim Reß brachte erneut eine Tiefgarage ins Spiel und Nicole Seemann befürchtet wildes Parken, wenn die Autos nicht am Haus abgestellt werden können.
Planung ist noch nicht in Stein gemeißelt
Bürgermeister Michael Kraus machte schließlich deutlich, dass die vorgelegte Planung nicht in Stein gemeißelt, sondern als Diskussionsgrundlage für die sinnvolle Nutzung des Areals zu sehen ist. Klar sei aber bereits, dass die Regierung von Unterfranken keine Bebauung mit Tiny-Häusern unterstützen wird. Wenn die Stadt dies wolle, müsse sie auf die Städtebauförderung verzichten. Ob eine Förderung bei einem zweigeschossigen Bau und somit einer weniger dichten Bebauung noch denkbar ist, müsse erst abgestimmt werden.
Jörg Franke merkte dazu an, dass bei der Reduzierung um ein Stockwerk die drei schönsten Wohnungen wegfallen, was die Vermarktung der Fläche seiner Meinung nach schwieriger mache – neben den derzeit immens hohen Wohnungsbaukosten. Horst Ullmann regte an, dass das Planungsbüro Bilder erstellt, die visualisieren, wie sich die neuen Gebäude in den Bestand einfügen. Auf dieser Grundlage könne man besser über die Geschosshöhe entscheiden. Dies stieß auf allgemeine Zustimmung im Gremium. Zudem wird die erste Planung von 2018 noch einmal an alle Stadtratsmitglieder verteilt, um diese auch den Bürgervertretern zu zeigen, die damals noch nicht im Gremium saßen.
Wie sieht der Zeitplan für die Bebauung aus?
Christian Seyfarth mahnte zu guter Letzt an, bei der Überplanung des Areals aufs Gaspedal zu drücken. "Wir sollten endlich in eine Phase kommen, die uns mit Bauherren in Kontakt bringt", sagte er. Jede weitere Diskussion verschiebe den zeitlichen Ablauf weiter nach hinten.
Dieser sieht folgendermaßen aus: Laut Architekt würde, sobald die vertiefte Rahmenplanung feststeht, ein Bebauungsplan aufgestellt, in dem die Vorgaben der Stadt bei einer künftigen Bebauung festgehalten sind. Im weiteren Verfahren sind dann Bauträger, die sich für die Umsetzung des Projekts interessieren, aufgerufen, ein Gebot abzugeben. Ob das in der laufenden Legislaturperiode noch passieren wird, ist fraglich. Und dann? Christian Seyfarth brachte es auf den Punkt: "Ein neues Gremium fängt wieder bei null an."