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Mellrichstadt
Vermummte Arbeiter und Asbest-Schutt: Was den Abriss der alten Gewächshäuser in Mellrichstadt so schwierig macht
Neben dem künftigen Freizeitareal an der Stadtmauer werden fünf alte Gewächshäuser abgerissen. Die Entsorgung ist aufgrund schadstoffbelasteter Bauteile aufwendig.
Zutritt zur Baustelle nur mit Schutzkleidung: Die alten Gewächshäuser am Bahnhofsweg in Mellrichstadt werden zurzeit von Mitarbeitern der Firma Leinweber abgebaut. Die Entsorgung gestaltet sich wegen asbesthaltiger Materialien aufwendig.
Foto: Simone Stock | Zutritt zur Baustelle nur mit Schutzkleidung: Die alten Gewächshäuser am Bahnhofsweg in Mellrichstadt werden zurzeit von Mitarbeitern der Firma Leinweber abgebaut.
Simone Stock
 |  aktualisiert: 09.02.2024 01:31 Uhr

Die Szenerie wirkt auf den ersten Blick leicht bizarr. Bei brütender Hitze sind vermummte Männer in blauen Schutzanzügen zwischen Stahlgerippen zugange, bauen Glasscheiben aus und verpacken Fugenkitt und Schutt in große weiße Säcke. Am Bahnhofsweg in Mellrichstadt werden derzeit die alten Gewächshäuser der Gärtnerei Loose zurückgebaut. Stück für Stück ändert sich das Bild des großflächigen Areals. In wenigen Wochen soll das Gelände geräumt sein.

Arne Bornemeier, Polier der Firma Willi Leinweber aus Künzell, überwacht die korrekte Entsorgung von schadstoffbelastetem Bauschutt beim Abbruch der Gewächshäuser am Bahnhofsweg in Mellrichstadt.
Foto: Simone Stock | Arne Bornemeier, Polier der Firma Willi Leinweber aus Künzell, überwacht die korrekte Entsorgung von schadstoffbelastetem Bauschutt beim Abbruch der Gewächshäuser am Bahnhofsweg in Mellrichstadt.

Die Männer in den Schutzanzügen, mit speziellen Atemmasken und Schuhen ausgestattet, müssen noch eine Weile weiterschwitzen. Denn ohne diese Ausrüstung dürfen sie nicht auf der Baustelle arbeiten, wie Arne Bornemeier, Polier der Firma Willi Leinweber aus Künzell, versichert. Das liegt am schadstoffbelasteten Material, das bei den alten Gewächshäusern verbaut wurde.

Nach zwei Stunden ist eine Maskenpause fällig

Wie Proben im Vorfeld der Arbeiten ergeben haben, ist die Fugenmasse der Verglasung asbesthaltig, ebenso die Mineralwolle zur Dämmung der Heizrohre. Dies macht einen besonderen Schutz für die Mitarbeiter nötig. Und auch die Arbeitszeit ist den schweren Bedingungen angepasst: "Wir arbeiten in Schichten, jeweils zwei Stunden, dann ist eine Maskenpause fällig", sagt Bornemeier. Sechs Mitarbeiter wechseln sich auf der Baustelle ab. 

Eine echte Fieselei: Der Fugenkitt zwischen den Scheiben der Gewächshäuser ist asbesthaltig und muss herausgeschnitten und separat entsorgt werden.
Foto: Simone Stock | Eine echte Fieselei: Der Fugenkitt zwischen den Scheiben der Gewächshäuser ist asbesthaltig und muss herausgeschnitten und separat entsorgt werden.

In den vergangenen Tagen und Wochen haben die Männer schon mehrere Gewächshäuser entkernt und arbeiten sich in Richtung Innenstadt beziehungsweise künftiges Freizeitgelände an der Stadtmauer vor. Das Heizhaus wurde bereits entrümpelt und für den Abriss vorbereitet, den geschweißten Öltank aus dem einstigen Tanklager wird eine Spezialfirma entsorgen. Nach dem Abriss aller Gebäude sollen die Fundament- und Leitungsgräben dem Gelände angeglichen werden. Doch bis dahin ist noch viel zu tun.

Fünf Gewächshäuser werden dem Erdboden gleichgemacht

Die Arbeit ist eine echte Fieselei: Der Kitt zwischen den Glasscheiben muss herausgeschnitten werden, bevor die Scheiben sorgsam auf einen Stapel gelegt werden. Das belastete Material landet in verschiedenen Säcken, die überall auf dem Areal verteilt sind. "Bei fünf großen Gewächshäusern gibt es einiges zu tun", wie Arne Bornemeier anführt. Wenn nur noch die Stahlgerippe übrig sind, wird die Arbeit leichter. "Dann kommt der Bagger und reißt alles ab." Die Glasscheiben, der Stahl und alles, was nicht belastet ist, geht in den Recycling-Kreislauf und wird wiederverwertet, so Bornemeier.

Das Hinweisschild macht es deutlich: Wegen der Asbestarbeiten darf die Baustelle von Unbefugten nicht betreten werden.
Foto: Simone Stock | Das Hinweisschild macht es deutlich: Wegen der Asbestarbeiten darf die Baustelle von Unbefugten nicht betreten werden.

Rund 130.000 Euro kostet der Abbruch der alten Industriebrache laut Bauamtsleiter Christian Roßhirt, weitere 30.000 Euro sind in die Planung der Entsorgung geflossen. Die Stadt lässt den Abbruch auf eigene Kosten vornehmen. "Wir hoffen darauf, dass Zuschüsse aus der Städtebauförderung fließen, wenn die Nachnutzung für das Gelände feststeht", sagt Bürgermeister Michael Kraus. Die Chancen darauf stehen gut.

Was passiert mit dem Areal, wenn alles geräumt ist?

Doch zunächst stehen weitere Planungen an. Was passiert mit der Fläche, wenn alles geräumt ist? "Das Gelände ist eine Top-Lage in der Stadt und eines der Areale, das wir gut nutzen und weiterentwickeln wollen", hatte der Bürgermeister in der Stadtratssitzung im Februar hervorgehoben. Die Mitglieder des Stadtrats sind seither aufgerufen, Ideen zu sammeln, was auf den stadteigenen Flächen entstehen könnte.

Direkt an der Stadtmauer soll ein Versorgungsgebäude mit Sonnenterrasse für das künftige Freizeitareal entstehen. Der Bereich der historischen Wehranlage wird im Vorfeld saniert. 
Foto: Simone Stock | Direkt an der Stadtmauer soll ein Versorgungsgebäude mit Sonnenterrasse für das künftige Freizeitareal entstehen. Der Bereich der historischen Wehranlage wird im Vorfeld saniert. 

Klar ist derzeit nur, dass das Gelände bebaut werden soll. Ob mit Tiny-Häusern, Reihen- oder Mehrgenerationenhäusern steht indes noch nicht fest. 

Teilbereich der Stadtmauer am Freizeitareal wird saniert

In der Nachbarschaft, direkt am künftigen Freizeitareal unterhalb der katholischen Kirche, hat sich nahezu zeitgleich eine zweite Baustelle aufgetan. Mitarbeiter der Firma Karlein Bau sanieren den Teilbereich der Stadtmauer, der in den künftigen Spielplatz einbezogen wird. Rund 313.000 Euro fließen in die Sanierung der historischen Wehranlage, die etwa drei Monate dauern wird. Dann kann das nächste Kapitel für die Gestaltung des Freizeitareals aufgeschlagen werden.   

Mitarbeiter der Firma Karlein Bau sanieren derzeit die Stadtmauer oberhalb des künftigen Freizeitareals in Mellrichstadt.
Foto: Simone Stock | Mitarbeiter der Firma Karlein Bau sanieren derzeit die Stadtmauer oberhalb des künftigen Freizeitareals in Mellrichstadt.

Wenn die Planung für das Versorgungsgebäude mit Sonnenterrasse unterhalb der Stadtmauer abgeschlossen ist, folgt die Ausschreibung der Arbeiten, so der Stadtchef zum Procedere. Dann sind Firmen gefragt, um Angebote für die Umsetzung abzugeben.

 
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