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Main-Spessart
Wenn die Last zu groß wird: Neue Beratung für pflegende Angehörige in Gemünden soll auffangen und entlasten
Eine psychosoziale Beraterin im Pflegestützpunkt Gemünden bietet ab sofort pflegenden Angehörigen ein offenes Ohr, wenn sie ein entlastendes Gespräch brauchen.
Den Startschuss für das neue Angebot im Pflegestützpunkt gaben am Montag (von links) Melanie Sommer, Leiterin des Pflegestützpunktes Gemünden, Florian Schüßler, Geschäftsführer des Caritas-Verbandes Main-Spessart, Landrätin Sabine Sitter, und Pflege- und Angehörigenberaterin Lena Sebold (Caritas).
Foto: Anna Kirschner | Den Startschuss für das neue Angebot im Pflegestützpunkt gaben am Montag (von links) Melanie Sommer, Leiterin des Pflegestützpunktes Gemünden, Florian Schüßler, Geschäftsführer des Caritas-Verbandes Main-Spessart, ...
Anna Kirschner
 |  aktualisiert: 08.02.2024 17:00 Uhr

Ein neuer Knoten im Netz – so beschreibt Florian Schüßler, Geschäftsführer des Caritas-Kreisverbands Main-Spessart, das neue Angebot im Pflegestützpunkt Gemünden. Eine psychosoziale Beratung erweitert das Netz, das pflegende Angehörige im Landkreis Main-Spessart auffangen soll, um den Knotenpunkt Gemünden. Dort bietet Lena Sebold, bereits zuständig für die Fachstelle für pflegende Angehörige der Caritas in Karlstadt, ab sofort einmal im Monat diese Beratung an. 

Den Pflegestützpunkt kontaktierten seit seiner Eröffnung im Oktober 2021, das berichtet Leiterin Melanie Sommer, 2855 Ratsuchende. Oftmals seien psychosoziale Entlastungsgespräche gefragt gewesen. Wegen des vermehrten Bedarfs und da schon reger Austausch zwischen den Beratungsstellen bestand, lag es nahe, Sebold regelmäßig auch nach Gemünden zu holen, berichtet Sommer.

Über alles sprechen können

Menschen, deren Angehörige gepflegt werden, können mit Sebold über alles sprechen: Etwa darüber, wie schwierig es ist, von der Rolle des Kindes in die Rolle der oder des Fürsorgenden zu wechseln, oder über die hohe körperliche Belastung beim Pflegen. Häufig gehe es um Demenz, berichtet Sebold, und damit auch um die Trauer um den erkrankten Menschen. "Eine ganz besondere Herausforderung", sagt Sebold, weshalb Angehörige von Menschen mit Demenz im Fokus des neuen Angebots stehen.

Es gehe in den Beratungsgesprächen aber auch um finanzielle Einbußen und die aufreibende Organisation der Pflege. Sebold kann auch dabei unterstützen, die eigenen Grenzen zu bestimmen und setzen, wenn man beispielsweise jeden Tag von den Eltern angerufen wird. "Manchmal ist es gar nicht so bewusst, was die Probleme sind", berichtet die Sozialpädagogin außerdem von ihren bisherigen Erfahrungen aus der Beratung. "Dann muss man sortieren, was ärgert mich am meisten, was muss ich akzeptieren, wo kann ich Abhilfe schaffen." Die hohe Belastung könne nur ganz nachvollziehen, wer selbst pflegende Angehöriger ist oder war oder vom Fach ist. "Dann fehlen den Angehörigen oft die Gesprächspartner, die das kennen", so Sebold. Auch Scham sei oft ein Thema.

Für die Terminvereinbarung ist es nicht wichtig, ob man selbst in die körperliche Pflege eingebunden ist, ob der oder die Angehörige stationär oder ambulant gepflegt wird oder im eigenen Zuhause lebt. Das neue Angebot soll möglichst niedrigschwellig sein. Es gibt keine Begrenzung für die Anzahl der Gespräche, jedes von ihnen dauert bis zu einer Stunde. Florian Schüßler von der Caritas betont, dass man mit diesem Angebot die Angehörigen in der Lebenslage erreichen wolle, in der diese stehen, und ein "Ohr des Zuhörens" bieten möchte. Das schließt auch pflegefachliche und -rechtliche Beratung nicht aus. Diese Gesprächsthemen könne man in der Praxis ohnehin nicht genau trennen, sagt Sebold.

"Große Probleme von unten auffangen"

Landrätin Sabine Sitter ordnete das neue Angebot, als es am Montag im Pflegestützpunkt vorgestellt wurde, in den Gesamtkontext ein. Viele ältere Menschen wollen und sollen heute möglichst lange im eigenen Zuhause leben. Zugleich könnten viele Pflegeplätze nicht vergeben werden, weil das Personal fehle. "Deswegen müssen wir wesentlich mehr Manpower geben, um Angehörige zu unterstützen", so Sitter. So solle "ein tragfähiges Netz" entstehen, "um die großen Probleme, die wir haben, von unten versuchen aufzufangen." Auch den Sozialstationen helfe das Angebot, da Pflegepersonal kaum die Möglichkeit hätten, Entlastungsgespräche mit Angehörigen zu führen, obwohl sie es gerne würden.

Am großen Rad drehen könne der Landkreis jedoch nicht. "Ich muss aus meiner Brille schauen, was kann ich tun: Basisarbeit, niederschwellig, den Leuten was an die Hand geben", so Sitter. In Zukunft würden aber auch die Angehörigen wieder mehr Verantwortung übernehmen müssen. 

Das neue Angebot

Die psychosoziale Beratung in Gemünden ist kostenfrei für pflegende Angehörige. An jedem ersten Montag im Monat ist Lena Sebold von 14 bis 18 Uhr in Gemünden im Pflegestützpunkt am Kreisseniorenzentrum in der St.-Bruno-Straße 16. Zu dieser Uhrzeit ist der Pflegestützpunkt geschlossen, so ist es in der Einrichtung ruhig, wenn sensible Themen besprochen wird.
Anmelden können sich pflegende Angehörige bei Lena Sebold unter Tel.: (09352) 843 118 oder mobil unter Tel.: 0151 7274 5797. Sebold ist Sozialpädagogin und gelernten Gesundheits- und Krankenpflegerin.
Ab Mai bietet Melanie Sommer vom Pflegestützpunkt außerdem einmal im Monat eine Pflegeberatung in Arnstein an. Mehr Infos zu diesen Terminen gibt es unter Tel.: (09353) 793 4400 beim Pflegestützpunkt.
(anki)
 
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Kommentare
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  • berndschebler@mail.de
    Mit nur reden ist es auch nicht getan Frau Sitter und Frau Sebold!
    Die meisten Leute können sich keinen Altenplatz leisten, weil die Plätze viel zu teuer sind. Hier gehört mal der Riegel vorgeschoben. Nur vom reden wird es auch nicht besser.
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  • Hindenburg
    Ach, nachdem die CSU Frau Sitter wochenlang abgetaucht ist zu diesem Thema grinst sie nun wieder in die Kamera für die Medien. Ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl bitte.
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  • peter.r.weissenberger@deutschebahn.com
    Ich kann mit solch einem Kommentar leider nichts anfangen. Es wäre vielleicht besser wenn Sie sich mehr aufs eigentliche Thema konzentrieren als sich andauernd an Fr. Sitter oder Parteien abzuarbeiten. Ich denke das Thema ist zu ernst um sich in Kleinkriege zu verzetteln. Gerne können Sie sich hier einbringen! Vielleicht dürfen Sie dann auch mal "nach Ihren Worten "in die Kamera grinsen.
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